Die Versicherungs-Police kann bald eine teure Angelegenheit werden. Nach jahrelangem Preiswettbewerb gehen die Anbieter in Zukunft weniger Risiken ein, warnen Experten. Für Unternehmer heißt das: Risk Management und Vorsorge werden wichtiger.
Von unserem Redaktionsmitglied Tilman Vögele-Ebering
Mancher Unternehmer, der eine Industrieversicherung sucht, wird sich bald wundern. Es wird wieder teurer werden, eine Police abzuschließen oder einen neuen Anbieter zu finden. Die Zeiten, als es immer bessere Angebote für weniger Geld gab, sind vorbei. „Es scheint so, als ob nach fünf Jahren Preis- und Bedingungswettbewerb in der Industrieversicherung die Talsohle erreicht ist“, sagt Versicherungsexperte Gerhard Striowski. Er ist Vertriebsdirektor bei der Funk-Gruppe, Hamburg, dem nach eigenen Angaben größten eigenständigen Versicherungsmakler und Risk-Consultant in Deutschland. Der Fachmann ist sich sicher: „Die Prämien fallen nicht weiter.“
Für die Industrie rücken zukünftig die Aspekte Vorsorge und Risiko-Management in den Vordergrund. Denn die Anbieter werden sich in Zukunft genau überlegen, welche Risiken sie eingehen wollen und welche nicht. Die Versicherer würden zukünfig seltener bereit sein, Mehrjahrespolicen ohne Option zur Kündigung abzuschließen oder bessere Bedingungen zum Nulltarif anzubieten, ist sich Gerhard Striowski sicher.
Risiko-Management und Vorsorge rücken in den Vordergrund
Der Grund: Die Versicherer schreiben in der industriellen Sachversicherung seit Jahren tiefrote Zahlen, wie der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Berlin, beklagt. Die Einnahmen der Anbieter sanken demnach 1999 um 6,7 %, vergangenes Jahr immerhin noch um 2 %. Zugleich erhöhte sich der Schadenaufwand, so die Branchenvertretung. Besonders dramatisch sei die Situation in der industriellen Feuerversicherung und Feuer-Betriebsunterbrechungs-Versicherung. Dort gab es über einen langen Zeitraum Rückgänge im zweistelligen Bereich. In der Branche wird nun gemunkelt, dass sich so mancher Anbieter aus dem defizitären Geschäft mit der Industrie zurückziehen möchte.
Noch vor wenigen Jahren waren für Unternehmer scheinbar goldene Zeiten angebrochen: Der Versicherungsmarkt in Deutschland und Europa wurde liberalisiert. Die Folge war, dass sich die Konzerne gegenseitig mit den Prämien unterboten und neue, maßgeschneiderte Versicherungspakete erstellten. Experte Striowski befürchtet nun hingegen, dass am Markt bald nur noch eine handvoll Anbieter agieren werde und sich ein Oligopol bilden könnte. Er hofft, dass der Rückzug der Versicherer „nicht in dieser Härte erfolgen wird“, wie er sagt. Sein Fazit: „Für die versicherungsnehmende Wirtschaft kann dieser Strukturwandel jedenfalls kein Vorteil sein.“
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