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Diesel war gestern

Elektrostapler von Still bewegen bei Starwood jeden Tag 4500 Tonnen Material
Diesel war gestern

Intralogistik | Starwood, ein türkischer Hersteller von Span- und MDF-Platten, setzt auf Elektrostapler in einem Arbeitsumfeld, das bislang von Staplern mit Verbrennungsmotoren dominiert wurde.

Heiko Görtz Fachjournalist in Hamburg

In der Holzplattenindustrie steht die innerbetriebliche Logistik vor besonderen Herausforderungen. Denn Holzplatten sind einerseits so schwer, dass bisher nur verbrennungsmotorische Gabelstapler ausreichend Power für einen lukrativen Warenumschlag mitbrachten. Andrerseits ist Sauberkeit bei den meisten Holzprodukten oberstes Gebot und der von den Dieselstaplern ausgestoßene Ruß deswegen ein echtes Problem. Das lässt sich zwar durch verschiedene Maßnahmen in Schach halten, jedoch nie ganz beseitigen. Jedenfalls war das in dem türkischen Betrieb bislang der Fall. Doch inzwischen gibt es rußfreie Lösungen für derartige Einsatzgebiete und eine davon kommt vom Intralogistik-Spezialisten Still.
Am Produktionsstandort im türkischen Inegöl setzt Starwood seit Ende letzten Jahres auf eine saubere Lösung. Nicht weniger als 26 Elektrostapler vom Typ RX 60 mit einer Tragkraft von sieben Tonnen sind dort im Einsatz und demonstrieren, was mit dieser Technik alles möglich ist. Hinzu kommen vier weitere RX-60-Stapler, die fünf Tonnen heben können und vier Modelle mit einer Tragkraft von 2,5 Tonnen. Sieben R07-Schlepper runden die Flotte von Still ab, mit der jeden Tag bis zu 4500 Tonnen Holz bewegt werden. Diesel war gestern.
Auf dem rund 220 000 m² großen Betriebsgelände werden nicht nur Span- und MDF-Platten produziert. Sie werden vor Ort auch mit Melanin beschichtet oder lackiert, je nach Auftrag. Jeden Tag werden rund 25 000 Platten von den E-Staplern und E-Schleppern transportiert. Die Rohplatten werden zunächst von den Pressen in einen Abkühlbereich befördert. Von hier aus führt ihr Weg in den Schleifbereich und anschließend zu den Melaninpressen. Bevor die fertigen und entsprechend der Kundenwünsche veredelten Platten von den Schleppern in das Blocklager transportiert werden, erfolgt ein Qualitäts-Check. Dabei werden die Platten von Ansaugstutzen hochgehoben, im 45-Grad-Winkel gedreht und von Scheinwerfen beleuchtet. Erblicken die geschulten Augen des Qualitätsteams keine Unregelmäßigkeit, werden die Platten auf Paletten verladen und ins Blocklager befördert. Dort kommen die sieben Tonnen starken Elektrostapler zum Einsatz. Die Kraftpakete organisieren nicht nur die Blocklagerung, sondern Beladen auch die LKWs, die auf einer speziellen Spur durch das Lager rollen.
Tahir Kitapci, Logistikleiter im Starwood-Werk, ist von den neuen Fahrzeugen begeistert. Die Aufgaben der Elektroschlepper erledigten zuvor Traktoren. Und statt der modernen Stapler waren verbrennungsmotorische Stapler eines südkoreanischen Herstellers im Einsatz. Die neuen Stapler seien nicht nur deutlich leistungsfähiger, sondern zugleich kompakter, komfortabler und präziser zu bedienen. Die neue Flotte mache die Arbeit leichter und sicherer. Ein weiterer Pluspunkt der Elektropower seien die Betriebskosten. „Im Schnitt lagen die Betriebskosten eines Dieselstaplers am Tag bei etwa 200 Euro“, rechnet Tahir Kitpaci vor. „Mit den Elektrostaplern sind es nur noch rund 80 Euro.“ In diesen Beträgen sind die Kosten für Wartung und Ersatzteile noch nicht enthalten und die sind bei verbrennungsmotorischen Staplern generell höher als bei Elektrofahrzeugen.
Die Stapler sind im Drei-Schicht-Betrieb 24 Stunden am Tag im Einsatz. Zwei Batterien pro Fahrzeug genügen, um eine durchgängige Verfügbarkeit zu gewährleisten. „Eine Batterieladung liefert Energie für rund acht Betriebsstunden, wonach wir sie ebenfalls für acht Stunden laden“ erläutert Kitapci. Auch bei hohen Temperaturen – im Sommer kann es im Lager schon mal 40 Grad werden – funktionieren die Batterien und die restliche Staplertechnik zuverlässig. Der für Starwood zuständige Servicetechniker ist deswegen ein zwar gern gesehener Gast, der aber eher selten anzutreffen ist.
Über die geringeren Betriebskosten hinaus kann der türkische Produzent mit den Elektrostapler Zeit und Geld zu sparen. Im Gegensatz zu den zuvor eingesetzten Dieselstaplern stoßen die energiegeladenen Kraftpakete keinen Ruß aus. „Unser ganzes Werk ist seitdem deutlich sauberer und wir konnten einen Arbeitsschritt sogar komplett einsparen“, so Kitapci. Denn früher hinterließen die Dieselstapler eine Ruß-Schicht auf den Holzplatten, die mit einem speziellen Gebläse entfernt werden musste. Diese Anlage hat ausgedient, seit die neuen Stapler von Still im Einsatz sind. Die Kunden werden auch ohne diesen Zwischenschritt mit sauberen Holzlieferungen versorgt und die Mitarbeiter können wieder richtig durchatmen.
Nicht nur technisch geht das türkische Unternehmen neue Wege, sondern auch bei der Belegschaft. Wie in den meisten Ländern wird das Berufsbild des Staplerfahrers auch in der Türkei von Männern dominiert. Wer jedoch einen Blick in die Kabinen der Stapler bei Starwood wirft, schaut oft in ein weibliches Gesicht. Die Elektroschlepper werden sogar ausschließlich von Frauen gesteuert. Der türkische Produzent hat sich die Förderung von Mitarbeiterinnen in diesem Berufsfeld auf die Fahnen geschrieben und veranstaltet regelmäßig Staplerschulungen speziell für Frauen, um ihnen den Weg in diesen Arbeitsbereich zu ebnen. „Unsere Mitarbeiterinnen machen einen guten Job“, fasst Tahir Kitapci seine positiven Erfahrungen mit der weiblichen Belegschaft zusammen. „Viele stammen aus kleinen Dörfern und hatten daher bereits Erfahrungen mit Landmaschinen.“
Der Anteil weiblicher Mitarbeiterinnen könnte sich bald noch weiter erhöhen, denn der Holzplatten-Produzent ist auf Expansionskurs und sucht händeringend nach Verstärkung. Unweit der bestehenden Produktionsanlagen entsteht ein zusätzliches rund 21 000 m² großes Logistikzentrum. Hier wird es auch einen Bedarf an weiteren Flurförderzeugen geben. Die Erfahrungen, die Starwood mit den Elektrostaplern gemacht hat, sprechen dafür, dass die Partnerschaft mit Still weiter ausgebaut wird.

Gepresste Späne
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Spanplatten und MDF-Platten? Bei beiden Varianten handelt es sich um so genanntes Pressholz. Wie der Name bereits verrät setzen sich Spanplatten aus zusammengepressten Holzspänen zusammen. Dies trifft grundsätzlich auch auf MDF-Platten zu, jedoch werden hier deutlich feinere Holzfasern verwendet. Dies führt zu einer höheren Dichte. Die Platten sind daher schwerer, robuster und haben eine glattere Oberfläche. Wer mit der Hand über beide Platten-Arten streicht, spürt den Unterschied sofort. Spanplatten fühlen sich etwas rau an, MDF-Platten hingegen sind komplett glatt.
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