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Drehzahlen mit Linux deutlich gesteigert

Automobilzulieferer UKM stellt ERP-Lösung Foss auf Linux um
Drehzahlen mit Linux deutlich gesteigert

Die Migration von einem HP 3000 Rechner mit MPE/iX–Betriebssystem auf einen HP Proliant-Server mit Linux–Plattform eröffnete dem Meißner Kraftfahrzeugzulieferer UKM neue Möglichkeiten, seine Unternehmensabläufe zu beschleunigen. Die Stabilität und die Performance des Systems konnte gesteigert werden. Zudem lassen sich mit dem Linux-Betriebssystem die Möglichkeiten der ERP-Applikation Foss besser nutzen.

Torsten Krüger ist Fachjournalist in Berlin

Das berühmte Meißner Porzellan wurde der Sage nach zufällig erfunden – bei dem Versuch, Gold herzustellen. Der Erfolg der „Umformtechnik und Kraftfahrzeugkomponenten Meißen GmbH“ (UKM) hat dagegen mit Zufall wenig zu tun. Sondern dahinter steckte auf Qualität bedachte Aufbauarbeit, die aus dem ehemals volkseigenen Betrieb mit seinen nach Treuhandverwaltung und Privatisierung noch 150 Mitarbeitern einen erfolgreichen Kraftfahrzeug-Zulieferer mit heute 320 Mitarbeitern geschaffen hat. So wurde das Unternehmen beispielsweise im letzten Jahr mit dem begehrten „Corporate Supplier Award“ der Volkswagen AG ausgezeichnet.
In den UKM-Produktionsgebäuden in Meißen werden komplette Ventilantriebe hergestellt, Ventilantriebskomponenten, Kolbenbolzen, Kaltumformteile, Drehteile und Abgasbremsen. Aufgrund der guten Auftragslage arbeitet das Werk seit 1999 wieder im 3-Schichtbetrieb, seit November 1999 auch an Sonn- und Feiertagen.
Zur Steuerung der betrieblichen Abläufe setzt das Unternehmen seit 1996 das integrierte ERP-System Foss des Gießener Software-Anbieters Ordat ein. Während das Unternehmen wuchs, wuchs das System mit – von ursprünglich fünf auf heute 16 User. Die Fertigung in einer Vorstufe von „Just In Time“ erforderte dabei eine immer effektivere IT-Struktur, die jedoch bei der Hardware bald an ihre Grenzen stieß.
„Die mangelnde Performance des nahezu zehn Jahre alten HPe3000-Servers führte dazu, dass die Funktionalitäten des ERP-Systems nur eingeschränkt genutzt werden konnten“, beschreibt Rainer Ziegler, EDV-Leiter bei UKM, die Situation, als er Ende 2002 in das Unternehmen kam. „Auswertungen dauerten furchtbar lange. Viele Foss-Standardfunktionalitäten konnten aufgrund der mangelnden Hardware-Leistung und einiger selbstprogrammierter Auswertungen gar nicht genutzt werden.“ Jede Nacht wurde der Datenbestand auf einen zweiten Server ausgelesen, um ihn dort auszuwerten. Das Problem dabei: die doppelte Datenhaltung. Das große Volumen und die Komplexität der Daten führten dazu, dass die Daten nicht mehr gepflegt wurden.
Ende 2002 fiel in Meißen der Entschluss, die IT-Struktur auf solidere Füße zu stellen. Zusätzlich motivierend wirkte der Umstand, dass der HP-Hardware-Support für die vorhandene Ausstattung (HPe3000 927) schon seit Anfang des Jahres abgelaufen war. Eine moderne Plattform und der Wechsel auf das relationale Datenbanksystem DB2 sollten mehr Leistung, Sicherheit und Komfort ermöglichen. Hinsichtlich der Hardware fiel die Wahl auf einen HP-Proliant-Server. Bei dem Betriebssystem entschied man sich für Linux als „ein stabiles, kostengünstiges System, flexibel und auf verschiedensten Hardware-Plattformen verfügbar“, so Ziegler.
Seit März 2003 ist diese Konfiguration im Echtbetrieb und hat die Erwartungen an Performance und Zuverlässigkeit erfüllt. „Die Erfahrungen mit Linux sind sehr positiv“, freut sich Rainer Ziegler, „Linux ist stabil, wir hatten seit dem Echtstart keinerlei Ausfälle.“ Gut drei Monate hatte die eigentliche Migration gedauert. Sie begann im Januar 2003 mit der Durchsicht und Analyse sämtlicher Daten. Umfangreiche Tests schlossen sich an, um sicherzustellen, dass zum Zeitpunkt des Echtstarts alle benötigten Papiere, wie Rechnungen, Fertigungspapiere, Belege und Listen, ausgedruckt werden konnten. Die neue Umgebung machte auch die Anschaffung einiger neuer Hardwarekomponenten nötig. Die Prüfung ergab bei einigen dieser Komponenten, beispielsweise bei den neuen Acola-Boxen für die Zeiterfassungsterminals, dass für die reibungslose Einbindung geringfügige Neukonfigurationen nötig waren.
„Zeiterfassung rund um die Uhr ist eine wichtige und kritische Funktionalität, da UKM in ‚rollender Woche’ produziert“, erläutert Ziegler. Auch die Drucktechnik erforderte kleinere Anpassungen, etwa beim Papiereinzug, der früher per Hand nachgestellt worden war. Bei den neuen Druckern war das nicht mehr möglich. Die Papiersteuerung musste also ab System schon perfekt funktionieren.
Abschließend erfolgte der Test aller Abläufe, Formulare und Listen in einem kompletten Linux-System mit allen ERP-Modulen und dem neuen Datenbanksystem DB2. Alle geschäftskritischen Anwendungen, Auswertungen und Belege stellten sich dabei als problemlos heraus; lediglich für die notwendigen ODBC-Abfragen mussten einige Anpassungen in der User-Verwaltung vorgenommen werden, um Read-only-Zugänge für einige ODBC-basierte Anwendungen einzurichten, die vom ODBC-Treiber für DB2 nicht vorgesehen sind.
Die tatsächliche Umstellung auf das neue System begann an einem Samstagvormittag im März um elf Uhr bei laufendem Betrieb. Die gewissenhaften Vorbereitungen zahlten sich aus, alles verlief reibungslos. Rainer Ziegler: „Am Sonntag um 15:00 Uhr war es rund, inklusive Druckereinrichtung und allem Drum und Dran.“ Für die Nutzer ergab sich durch die Migration keine Veränderung hinsichtlich der Handhabung des Systems. Dank der höheren Performance des neuen Servers und der Ressourcen-schonenden Arbeitsweise von Linux erschloss sich ihnen aber eine neue Welt. Als Beispiel nennt Ziegler die Möglichkeit, Daten nunmehr direkt aus dem ERP-System in Excel zu übernehmen. Vor der Migration sei das kaum möglich gewesen.
„Es ist wie der Wechsel von einem Kleinwagen auf einen Phaeton“, fasst EDV-Leiter Ziegler die Erfahrungen nach der Migration zusammen, „man muss am Anfang ein wenig vorsichtig sein beim Gasgeben.“ Als Beispiel nennt er den Foss-Information-Server (FIS), der seit Oktober 2003 bei dem Meißener Unternehmen im Einsatz ist. Dieses Modul bereitet die Rohdaten des ERP-Systems nach unterschiedlichsten Kriterien zu den verschiedensten Formaten auf und kann sowohl als Reporting-System als auch als Data-Warehouse-System genutzt werden. Bei dem Automobilzulieferer besorgt FIS zum Beispiel das Layout und den Ausdruck der Arbeitspapiere direkt aus dem ERP-System, aber auch die Erstellung der Belege für die Instandhaltung oder der Etiketten für die Lagerfächer. „FIS ist sehr leistungsfähig“, urteilt Ziegler, „allerdings in seiner Komplexität auch für Administratoren nur auf Grund einer guten Kenntnis der Datenbanken überschaubar.“ Aber die Schulung durch den Software-Anbieter habe sich hier bewährt.
Das ERP-System ist bei dem Meißener Unternehmen inzwischen nahezu flächendeckend im Einsatz: In der Produktion, bei der Lagerverwaltung, im Einkauf und Verkauf, beim Lohn und in der Betriebsdaten- und Personalzeiterfassung. Auch die DFÜ ist vollständig in das System integriert, denn die Kommunikation mit den Kunden unterliegt bei UKM hohen Ansprüchen. Der Alltag in Meißen ist geprägt durch die sich häufig und sehr kurzfristig ändernden Bedarfe der Automobilhersteller – zu den Kunden zählen unter anderem Volkswagen, Bosch, Daimler Chrysler, MAN Nutzfahrzeuge und Siemens VDO. Die Kommunikation mit ihnen – das heisst der Versand von Lieferabrufen, Lieferscheinen oder Rechnungen – wird vom ERP-System direkt über EDI abgewickelt.
Die Umstellung auf das neue System bewertet man bei UKM rundum positiv. Seit der endgültigen Portierung arbeiten Server, Betriebssystem und ERP-Software zuverlässig und fast überall eröffnen sich vorher ungenutzte Einsatzmöglichkeiten der ERP-Lösung. „Es kommt immer wieder vor, dass ich gefragt werde, ob man nicht diese oder jene Funktion noch zur Verfügung stellen könnte“, berichtet EDV-Leiter Rainer Ziegler schmunzelnd. „Dann sage ich: Die gibt es schon und ernte damit meist große Verwunderung.“
Linux bildet stabile Basis für die ERP-Lösung Foss
ERP-Lösung ist bei UKM flächendeckend im Einsatz
Kommunikation mit den Kunden erfolgt direkt über ERP
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