Durchmarsch der Kompaktklasse

Von Chefreporter Wolfgang Filì

Eines wird Ihnen auf der AMB sofort auffallen: Sie haben mehr Platz, sich die Zentren von allen Seiten anzuschauen und sorgen nicht zwingend für Staus, wenn Sie sich einmal einen Schaltschrank aufklappen lassen oder die CNC zur Seite schieben. Die Stände sind luftiger und das Gros der Maschinen deutlich kompakter geworden. Letztere bieten mehr Funktion und Arbeitsraum auf weniger Fläche. Denn wo es Sinn macht, bauen die Hersteller immer öfter in die Höhe, specken schlicht ab oder integrieren ganze Funktionseinheiten.

So geschehen bei der BA S03 der Schramberger Schwäbischen Werkzeugmaschinen GmbH (Halle 5.0, Stand 023). Trotz seiner mit 2,5 m x 3,3 m bescheidenen Stellfläche bearbeitet das vierachsige Zentrum Teile bis zu einer Kantenlänge von 600 mm x 400 mm x 400 mm. Aufgebaut nach dem Box-in-Box-Prinzip, bringt die Maschine ihre X-, Y- und Z-Achsen mit 10 m/s² auf 75 m/min Verfahrgeschwindigkeit. Das Magazin hat Platz für 40 Werkzeuge, die die 15 kW starke Synchron-Motorspindel – sie erreicht 17 500 min-1 – nach dem Pick-Up-Prinzip selbstständig tauscht. Mit ihrer obenliegenden Bearbeitungseinheit und dem geschlossenen Arbeitsraum eignet sich die BA S03 auch für die Trockenbearbeitung.

Viel Funktion auf knappem Raum bietet auch die fünfachsige VPC 40/50U. Die Schöppinger Axa GmbH zeigt die Maschine in Halle 6.0 auf Stand 002. Die Kürzel in der Bezeichnung stehen für Vertical Portal Centrum, Universal sowie für die Maschine/Werkzeug-Schnittstellen SK40 und SK50. Zielgruppen sind der schwerzerspanende Werkzeug- und Formenbau sowie Einzelfertiger, die große Teile bisher in mehreren Spannungen bearbeiten mussten.

Die Basisausführung der VPC 40U leistet an der Spindel 20 kW bei 100 % Einschaltdauer. Bei 40 % liefert sie ein Moment von 142 Nm. Optional bietet Axa 26,6 kW Antriebsleistung, Maximaldrehzahl ist jeweils 15 000 min-1. Die VPC 50U hat 30 kW bei 100 % Einschaltdauer und ein nutzbares Moment von 286 Nm. Die Höchstdrehzahl ist hier 7500 min-1. Alleinstellungsmerkmale von VPC 40U wie 50U sind die großen Achswege mit 2300 mm in X, in 1200 in Y und 700 in Z. Verfahren wird mit 30 m/min. Alle Maschinen haben direkt-lineare Messsysteme. Bei 4 m x 3,10 m Stellfläche sinddie Maschinen recht kompakt. Beide Ausführungen haben als vierte NC-Achse einen Rundtisch mit 1100 mm x 1100 mm Spannfläche. Links davon sitzt ein fester Aufspanntisch gleicher Größe, der die Bearbeitung langer und großflächiger Teile möglich macht. Achse Numero fünf ist eine Schwenkspindel. Der obenliegende Gantry-Antrieb soll auch bei langem Y-Verfahrweg für ausreichend Steifigkeit sorgen. Gesteuert wird die VPC 40/50U entweder über eine TNC 426/430 von Heidenhain oder die Siemens 840D.

Die Deckel Maho Gildemeister Vertriebs-GmbH, Bielefeld, stellt ihre DMC 50H in Halle 4 auf Stand 006 vor. Auch dieses horizontale Bearbeitungszentrum ist mit einer Palettengröße von 400 mm x 400 mm typisch für die neue Kompaktklasse und liefert das Gros der Funktionen, die in der flexiblen Fertigung ganzer Serien erforderlich sind. Als Eckdaten nennt der Hersteller 50 m/min Eilgangsgeschwindigkeit bei 9 m/s² Achsbeschleunigung, eine Span-zu-Span-Zeit von 3,7 s und 18 000 min-1 an der 18 kW starken Spindel. Das Werkzeugmagazin fasst 40, sowie auf Wunsch auch 80 und 120 Tools. Gesteuert wird die Maschine von einer Siemens 840D. Auch die DMC 50H benötigt wenig Stellfläche. Sollte es dennoch eng werden bei der Begutachtung auf der AMB, liegt’s wohl am Andrang…