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Durchsatz im eigenen Lager war zu gering

Logistik: Carl Zeiss spart Personalkosten durch Outsourcing
Durchsatz im eigenen Lager war zu gering

Durch das Outsourcing von Sägezuschnitten reduziert das Service-Center Oberkochen der Carl Zeiss AG die Personalkosten und entlastet seine Logistikprozesse.

Im Rahmen eines Restrukturierungsprozesses lagert das Service-Center Oberkochen (SCO) der Carl Zeiss AG die Langgutlagerung, Sägezuschnitte sowie die Anarbeitung und Lieferung der Artikel aus. Neuer Zulieferer ist die Günther+Schramm GmbH & Co. KG, ebenfalls Oberkochen, die neben dem klassischen Stahlhandel als Stahl-Servicepartner auch Anarbeitungsdienstleistungen bietet. Täglich liefert Günther+Schramm über 70 Aufträge an Carl Zeiss.

Vor dem Outsourcing produzierte das SCO mit zehn Mitarbeitern monatlich knapp 18 000 Sägezuschnitte, die Carl Zeiss für die Fertigung optomechanischer und mechatronischer Baugruppen benötigt. Dafür bevorratete der Optikkonzern rund 1900 unterschiedliche Rohmaterialien auf einer Gesamtfläche von etwa 1200 m². „In Anbetracht der Materialvielfalt und des Warenbestandswerts von über 1,4 Millionen Euro war der Durchsatz vieler Artikel in unserem Lager zu gering“, erläutert Rudolf Spiller, damaliger Leiter des SCO, die Ergebnisse einer Analyse aller Sach- und Personalkosten. „Um Kostenvorteile zu erwirtschaften und uns auf die Produktion unserer Kernbauteile fokussieren zu können, beschlossen wir, die Bereiche Materialbevorratung, Zuschnitt und Artikellieferung in die Hand eines Partners zu geben.“ Um weitere Komplexität zu vermeiden, suchte Carl Zeiss einen Partner, der die bestehenden Materialstämme, also 1900 unterschiedliche Kunststoffe, Nichteisenmetalle und Metalle in verschiedenen Abmessungen, als kompletten Service anbieten konnte. Der neue Partner sollte zudem einen 24-Stunden-Lieferservice bieten können.
„Von allen angefragten Anbietern war Günther+Schramm als einziger in der Lage, den elektronischen Datenaustausch unseren Vorstellungen entsprechend zu etablieren“, begründet Spiller die Entscheidung für den Metallhändler aus Oberkochen. Nach dem Vertragsabschluss begann bereits im Folgemonat die Umsetzung des Outsourcing-Projekts. Oberstes Ziel während der gesamten Auslagerungsphase war die Gewährleistung der Betriebsbereitschaft der Carl Zeiss-Produktion. Daher wickelte Günther+Schramm den Umzug des Materiallagers in zwei Etappen ab. Die Platten- und Rollenware sowie Kleinteile lagerte der Systemdienstleister mit eigenen Mitarbeitern an einem einzigen Wochenende in sein Lager in Oberkochen um. Kurze Zeit später pflegte Günther+Schramm die neuen Zeiss-Artikelstämme ein und führte schließlich den Umzug des Langguts in sein Königsbronner Außenlager durch. Parallel zur Umlagerung nahm der Zulieferer eine Inventur des gesamten Bestandes vor.
Günther+Schramm bevorratet das Langgut im vollautomatischen Kassettenlager einer Sägezelle der neusten Generation. Durch die moderne Lagertechnologie gewährleistet der Metallhändler eine zügige, flexible und präzise Auftragsabwicklung. An das Lager sind softwaretechnisch – und durch ein Portal-Greifersystem auch mechanisch – eine Kreissäge und eine Bandsäge angeschlossen. Software und Greifersystem ermöglichen einen mannlosen Betrieb der beiden CNC-Sägen.
Nach den Schnitten erzeugt das Programm ein Etikett, auf dem die Auftrags-, Artikel-, Sorten- und Teilenummer der Sägeabschnitte vermerkt sind. Schließlich werden die Sägezuschnitte von den Mitarbeitern kommissioniert und für die tägliche Lieferung an Carl Zeiss verpackt. Die Platten- und Rollenware sowie Kleinteile werden von Günther+Schramm am Standort Oberkochen bevorratet und zugeschnitten. „Mit der Lager- und Sägetechnik und seiner logistischen Erfahrung bietet uns Günther+Schramm Einsparpotenziale im Personalbereich“, verdeutlicht Spiller die Vorteile des Outsourcings. „Der Zulieferer bewerkstelligt das Projekt mit fünf Mitarbeitern, bei uns waren zehn Werker tätig.“
Neben den Zuschnitten fertigt Günther+Schramm für das SCO unterschiedliche Halbzeuge und montagefertige Bauteile. Der Metallexperte übernimmt dabei alle Fertigungsschritte nach der Spezifikation durch die Konstrukteure von Carl Zeiss bis zur Endfertigung der Werkstücke. So produziert der Systemdienstleister beispielsweise montagefertige Bauteile für Carl Zeiss. Klassische Stahlhändler konzentrieren sich auf den Handel mit Stabmaterialien, wir bieten auch Zuschnitte und Anarbeitungsleistungen“, beschreibt Wolfgang Dörr, Geschäftsführer bei Günther+Schramm, die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Das Erfolgskonzept lautet daher auch „Stahl in Tüten“.
Im Schnitt liefert der Metallexperte täglich 850 Zuschnitte an 16 Bahnhöfe innerhalb der Produktion im Service-Center. Zusammen mit dem Material erhält der Elektronik- und Optikkonzern ebenfalls die Zeiss-internen Auftragspapiere, die zum Anarbeiten der Fertigungsaufträge gehören – also Zeichnung, Stückliste und Auftragsdaten.
Der Datenaustausch zwischen Carl Zeiss und Günther+Schramm erfolgt auf elektronischem Weg: Carl Zeiss generiert die Fertigungsaufträge im Warenwirtschaftssystem SAP. Per EDI werden die Auftragsdaten online an das SAP-System von Günther+Schramm weitergegeben. Dann erfolgt die Fertigung der bestellten Positionen in den Lagern des Zulieferers. Nach der Lieferung der Artikel erfolgt die Auftragsbestätigung ebenfalls elektronisch. Alle Bestell- und Liefervorgänge laufen automatisch ab. „Wir starten lediglich den Fertigungsauftrag“, so Spiller. „Im nächsten Schritt bekommen wir das Material an die Maschinen geliefert.“ Die zeit- und fehlerintensiven Faktoren der papiergebundener Bestellungen fallen dabei weg.
Susanne Wagner Fachjournalistin in Montabaur
Systemdienstleister liefert montagefertige Bauteile
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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