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Ein bewegter Verband

100 Jahre VDA:
Ein bewegter Verband

In diesem Monat wird der Verband der Automobilindustrie e.V. 100 Jahre alt. Die Erfolgsgeschichte des Automobils ist auch die des Verbandes. Doch beinahe hätte er sie verspielt.

Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Baumgärtner

Aus der Verbandsbezeichnung geht nicht hervor, dass sich der VDA auch als Interessensvertreter der Zulieferindustrie versteht. In den neunziger Jahre wäre ihm diese Klientel auch beinahe abhanden gekommen (s. Kommentar).
Heute versteht sich der VDA vor allem als Dienstleistungsinstitution für seine rund 550 Mitglieder, die zwischenzeitlich nach eigenen Angaben vorwiegend mittelständisch orientiert sind. Vor allem Zulieferbetriebe sorgen für diese Struktur. Deutlich versucht der Autoverband, dieser Klientel gerecht zu werden: Erst im Dezember vergangenen Jahres gründete er einen „Mittelstandskreis“ für die Mitgliedsunternehmen der Anhänger- und Aufbauten- sowie der Zulieferindustrie. Man wolle der „hohen Bedeutung dieser Unternehmen in der Automobilindustrie stärker Rechnung tragen“, heißt es in einer Verlautbarung.
Der Vorsitzende des Mittelstandskreises ist Arndt G. Kirchhoff, Geschäftsführer der zur Kirchhoff-Gruppe gehörenden M. Kutsch GmbH mit Sitz in Attendorn.
Das Gremium wird sich, wie es heißt, „in erster Linie mit mittelstandspolitischen Themen befassen, die für die automobile Wertschöpfungskette relevant sind“. Erster Höhepunkt der Arbeit des Mittelstandskreises soll im Frühjahr 2001 der Mittelstandstag des VDA sein.
Ansonsten geben sich die Verbandsvertreter eher traditionsbewusst: „Von seinen Anfängen vor 100 Jahren im Kaiserreich bis zur Bundesrepublik haben sich die Aufgaben an einen solchen Verband zwar gewandelt, doch an ihrer grundsätzlichen Notwendigkeit hat es nie einen Zweifel gegeben“, so Präsident Dr. Bernd Gottschalk.
Der Vorstand
  • 1. Prof. Dr. Bernd Gottschalk (Präsident), VDA
  • 2. Robert W. Hendry (Vizepräsident), Adam Opel AG
  • 3. Prof. Dr.-Ing. Joachim Milberg (Vizepräsident), Bayerische Motoren Werke AG
  • 4. Dr. techn. h.c. Ferdinand Piëch (Vizepräsident), Volkswagen AG
  • 5. Jürgen E. Schrempp (Vizepräsident), Daimler-Chrysler AG
  • 6. Rainer Thieme (Vizepräsident), Wilhelm Karmann GmbH
  • 7. Dr.-Ing. Günther Wagner (Vizepräsident), F. X. Meiller Fahrzeug- und Maschinenfabrik GmbH & CO. KG
  • 8. Dr. Klaus P. Bleyer, ZF Friedrichshafen Aktiengesellschaft
  • 9. Konrad Ellegast, Phoenix AG
  • 10. Horst Geidel, Behr GmbH & Co.
  • 11. Dr. Gerhard Gross, Gross Aluminium GmbH
  • 12. Helmut Kostal, Leopold Kostal GmbH & Co. KG
  • 13. Gottfried Mahn, Gottlob Auwärter GmbH & Co.
  • 14. Dr.-Ing. Franz-Josef Paefgen, Audi AG
  • 15. Håkan Samuelsson, MAN Nutzfahrzeuge AG
  • 16. Dr.-Ing. Hermann Scholl, Robert Bosch GmbH
  • 17. Hubert Stärker, Zeuna Stärker GmbH & Co. KG
  • 18. Dr.-Ing. Wendelin Wiedeking, Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG
  • 19. Rolf Zimmermann, Ford-Werke AG
Kommentar: Anwalt der Zulieferer?
Auf dem Scheitel der López-Welle Anfang der neunziger Jahre drohte dem stolzen VDA die Schmach der Spaltung. Auf Geheimtreffen im dunklen Schwarzwald fanden sich namhafte Vertreter von Automobilzulieferern, um den Boykott zu verabreden.
Wenn sie sich schon der Preisdiktate des „Würgers von Wolfsburg“ nicht erwehren konnten, so wollten sie zumindest nicht mehr einem Verband angehören, in dem die Automobilhersteller das Sagen hatten. Die Stimmung zwischen Automobilzulieferern und deren Abnehmern war auf frostige Tiefen abgesunken. Nur mit Mühe konnte eine Spaltung verhindert werden.
Diese Krise kommt in den Jubelverlautbarungen zum hundertjährigen Bestehen nicht vor – obwohl sie den Verband den Status als einflussreicher Interessensvertreter hätte kosten können. Aber wer genau hinhört, kann den Schrecken, der den VDA-Oberen damals in die Glieder gefahren ist, noch nachempfinden. Peinlichst wird bei offiziellen Verlautbarungen darauf geachtet, dass die Zulieferer nicht unerwähnt bleiben:
Die Erfolgsgeschichte des Automobils, so VDA-Präsident Bernd Gottschalk, sei „in Deutschland eng verknüpft mit der 100-jährigen, erfolgreichen Zusammenarbeit der Automobilhersteller und Zulieferunternehmen unter einem gemeinsamen Dach, dem Verband der Automobilindustrie“.
Tatsache ist, dass Zulieferer und Abnehmer erst in den letzten Jahren zu Partnern geworden sind – zumindest was die Großen der Zulieferbranche anbelangt. Ohne sie kann kein Autobauer mehr. Und nur weil es in den neunziger Jahren zu keiner Spaltung des VDA gekommen ist, kann er heute ein Erfolgsjubiläum feiern. Das sollten die VDA-Lenker nicht vergessen.
Thomas Baumgärtner
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 7
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