Startseite » Allgemein »

Ein Contractor ist mehr als ein Energielieferant

Anwender haben die Wahl unter verschiedenen Modellen
Ein Contractor ist mehr als ein Energielieferant

Ein Contractor ist mehr als ein Energielieferant
Wenn ein Contractor-Nehmer die Anlagen nach Vertragsende übernehmen will, kann er ein Finanzierungscontroling vereinbaren: Den Kredit tilgt er über die Vertragslaufzeit hinweg Foto: Florian Gerlach
Energy Contracting kann viele Formen annehmen. Je nach dem, wie viel Kontrolle und Risiko ein Unternehmen abgeben will, kommt Energiespar-, Energieliefer-, Betriebführungs- oder Finanzierungscontracting in Frage. Daher sollte der Kunde vor dem Vertrag eine Bedarfsanalyse durchführen.

Energy Contracting ist en vogue, aber viele wissen gar nicht, was sich dahinter verbirgt und welche Energiedienstleistungen für das eigene Unternehmen geeignet sind. Je nach Modell behält der Kunde die Kontrolle über die Maßnahmen, trägt aber auch das volle Risiko. Wer alles auslagert, was mit Energie zu tun hat, kann zwar die Verantwortung auf den Anbieter abwälzen, ist dadurch aber in einem sehr sensiblen Segment von seinem Dienstleister abhängig. Daher sollte vor dem Vertrag eine Analyse durch einen neutralen Berater erfolgen, der selbst kein Interesse an dem einen oder anderen Modell hat. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle stellt die wichtigsten Contracting-Formen auf seiner Internetseite vor (www.bfee-online.de). Demnach gibt es vier Modelle: Energiespar-, Energieliefer-, Betriebsführungs- und Finanzierungscontracting. Damit sich Interessenten auf die Verhandlungen vorbereiten können, stellt dass Ministerium Musterverträge und Checklisten bereit.

Das Energiesparcontracting ist für Unternehmen ideal, wenn sie sich mit Energieformen, Bezugsquellen, staatlichen Auflagen und der Integration erneuerbaren Energien nicht auskennen. Denn dieses Modell legt das Energiemanagement vollständig in die Hände des Dienstleisters. Der Kunde gibt einfach die gewünschten Energieeinsparungen vor, und der Contractor muss dieses Ziel erreichen. Das bedeutet: Die Finanzierung, Planung, Durchführung und Betreuung liegen in seinen Händen. Er baut beispielsweise Solarpanels auf das Werksdach, tauscht eine alte Klimaanlage aus oder isoliert die Gebäude. Da der Contractor erfolgsabhängig nach der Höhe der Energieeinsparungen bezahlt wird, haben beide Parteien einen Anreiz, diese Maßnahmen umzusetzen. Nach Ansicht der Deutschen Energie-Agentur (Dena, www.dena.de) glaubt, dass sich Energieeinsparcontracting für Betriebe ab einer jährlichen Stromrechnung von 200 000 Euro lohnt.
Der zweite, vorherrschende Bereich ist das Energieliefercontracting. Vertragsgegenstand ist hier die Bereitstellung von Energie, die zu einem festen Preis abgerechnet wird. Der Contractor ist auch hier für die Beratung, Finanzierung, Planung, den Bau und den Betrieb der Anlagen zuständig. Allerdings hat er keine Vorgaben zu erfüllen, in welchem Umfang Einsparungen zustande kommen. Das trifft auch auf das Betriebsführungscontracting zu. Der einzige Unterschied: Der Contractor baut keine neuen Anlagen, sondern übernimmt und optimiert vorhandene Infrastrukturen.
In beiden Modellen trägt der Contractor das volle Risiko, beispielsweise wenn unvorhergesehene Reparaturen anfallen. Um diese Risiken aufzufangen, sind die Verträge in der Regel sehr langfristig angelegt – circa zehn bis 15 Jahre – und beinhalten Preissteigerungen. Da der Contractor große Anfangsinvestitionen tätigen muss, sind außerordentliche Kündigungen extrem schwer möglich. Wenn der Kunde nach ein paar Jahren durch eigene Energiesparmaßnahmen, die Schließung von Standorten oder die Umstellung der Produktpalette und damit des Maschinenparks nicht mehr so viel Strom benötigt wie bei Vertragsschluss, muss er meist trotzdem die vereinbarte Menge abnehmen.
Wer zurzeit kein Geld hat, aber langfristig eigene Anlagen betreiben will, für den bietet sich das Finanzierungscontracting an. Auch bei diesem Modell kümmert sich der Dienstleister um die Planung, den Bau und die Finanzierung, allerdings übernimmt der Kunde alle Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten. Das bringt dem Contracting-Nehmer gleich drei Vorteile: Erstens erhält er kompetente Beratung zur Auswahl der passenden Konzepte und Stromquellen, zweitens kann er ohne Eigenkapital sein Energiemanagement optimieren, und drittens wird die Anlage über die Vertragslaufzeit hinweg getilgt. Der Contracting-Nehmer muss also weder am Anfang noch am Ende der Laufzeit Geld in die Hand nehmen, um die Anlagen zu kaufen.
Nicht nur die Wahl der Vertragsart, sondern auch die des Anbieters sollte wohlüberlegt sein. Ein großes Unternehmen mit mehr als einem Standort sollte sich natürlich an einen bundesweit arbeitenden Provider wenden. In der Regel besteht bei größeren Contractoren ein geringeres Insolvenzrisiko, was ein wichtiges Kriterium bei der Versorgungssicherheit darstellt. Kleinere Unternehmen können sich an lokale Betreiber wenden und eventuell mit anderen Firmen eine Anlage teilen. Das bietet sich beispielsweise in einem Industriegebiet oder Gewerbepark an.
Was beim Energy Contracting zu beachten ist, erfahren Interessenten in Seminaren und anderen Veranstaltungen, zum Beispiel auf der Tagung Energiemanagement des Verbands für Wärmelieferung e. V. (VfW, www.energiecontracting.de) am 11. Oktober 2012 in Hannover. Der Dena-Energieeffizienzkongress findet vom 18. bis 19. September 2012 in Berlin statt. Dort geht es vor allem darum, wie da Energiesystem der Zukunft aussieht, wie eine Systemoptimierung erfolgt, welche Potenziale in Bioenergie steckt, welche Standards bei der Sanierung berücksichtigt werden sollten und wie eine effiziente Stromnutzung aussieht. Zudem erfahren die Teilnehmer in einer Diskussionsrunde, unter anderem mit BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber, welche Herausforderungen die Energiewende an die Industrie und Wirtschaft stellt. Last not least berichten Vertreter von Siemens und SGS, mit welchen Strategien sich Unternehmensstandorte energetisch entwickeln lassen. Ulrich Klotz, Geschäftsführer der TÜV Süd Industrie Service, zeigt den Unternehmen auf, wie sie Planungssicherheit durch eine zertifizierte Erfolgkontrolle gewinnen. Bei dem Event geht es auch um Elektromobilität und alternative Antriebe und Kraftstoffe im Flotteneinsatz.
Kirsten Seegmüller Freie Journalistin in Leinfelden
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de