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Ein Drittel des Stromverbrauchs kappen

Leitfaden ermöglicht Lebenszykluskosten-Analyse
Ein Drittel des Stromverbrauchs kappen

Ein Drittel des Stromverbrauchs kappen
Zahlenbeispiel Unterwasserpumpe: Die Energiekosten können bis zu 93 % der Lebenszykluskosten einer Pumpe ausmachen, während der Kaufpreis bei nur 3,6 % liegt (Quelle: KSB)
Mit dem Leitfaden über die Lebenszykluskosten von Pumpen leitet die Industrie einen Paradigmenwechsel ein: Nicht mehr der Einkaufspreis, sondern die verursachten Gesamtkosten werden im Fokus stehen – beispielsweise der Energieverbrauch, der sich oft drastisch senken lässt.

Von unserem Redaktionsmitglied Olaf Stauß

Jetzt gibt es einen Leitfaden zur Berechnung der Lebenszykluskosten von Pumpen. Dies war die wichtigste Botschaft des „Internationalen Pumpenanwenderforums 2000”, das der Fachverband Pumpen im VDMA für Betreiber und Hersteller in Karlsruhe organisiert hat. Der „Life Cycle Cost Guide for Pumping Systems” wurde von den Mitveranstaltern des Kongresses, dem US-amerikanischen Hydraulic Institute und dem europäischen Verband Europump, entwickelt und wird ab Januar 2001 verfügbar sein. Schon heute kann er für 125 US-$ vorbestellt werden. Schritt für Schritt will der Leitfaden zeigen, wie die „Total Life Cycle Costs” (LCC) ermittelt werden können und wie Systeme auszulegen und zu betreiben sind, um diese Kosten zu minimieren. Neben dem Kaufpreis der Pumpen gehören zu den LCC die Energiekosten, Inbetriebnahme- und Betriebskosten, Wartungs-, Reparatur-, Demontage- und Entsorgungskosten sowie die durch Ausfälle und Stillstandszeiten anfallenden Zusatzkosten. In dieser Aufstellung machen die Investitionskosten meist nur einen geringen Bruchteil aus. Dennoch spielen sie bis heute in den Verkaufsgesprächen die entscheidende Rolle.
Wie wichtig die LCC-Analyse beim Auslegen und Beschaffen von Pumpen ist, machte Aimee McKane vom Lawrence Berkely National Laboratory, Washington, deutlich. Sie legte Zahlen des US-Energieministeriums vor. Demnach verbrauchen elektrische Antriebe rund 68 % der gesamten elektrischen Energie in den USA, ein Drittel davon geht auf das Konto von Pumpen. Diese Werte decken sich ungefähr mit Angaben des VDMA, wonach Pumpenantriebe etwa 20 % der elektrischen Energie unserer Industriegesellschaft verbrauchen. Würde auf den Energieverbrauch der Pumpen ein größeres Augenmerk gerichtet, ergäbe sich bereits ein immenses Einsparpotenzial. Peter Wurzbacher von der KSB AG, Frankenthal, rechnete am Beispiel einer im Dauerlauf betriebenen Unterwassermotorpumpe vor, dass die Energiekosten bis zu 93 % der LCC betragen können. Er hält eine Optimierung für sinnvoll, sobald die Energiekosten das Niveau der Investitionskosten erreichen. Beispielsweise seien Pumpen oft durch übertriebene Sicherheitszuschläge um 10 bis 20 % überdimensioniert. Häufig ließen sich die Energiekosten ohne Aufwand um bis zu 10 % senken. Erst für Einsparungen von 30 % und mehr seien dann höhere Investitionen nötig.
Die Auslegung nach LCC unterscheidet sich prinzipiell von der klassischen Methode. „Man führt alle technischen Faktoren auf die Kosten zurück und nähert sich der Ideallösung in einem iterativen Prozess an”, erklärt Peter Wurzbacher. Diese Methode erfordert von Herstellern, Betreibern und Einkäufern ein radikales Umdenken.
Bob Went ist beispielsweise für den Einsatz von Pumpen bei dem Wasserversorger Thames Water zuständig, der zwölf Millionen Haushalte und Betriebe in der Region um London zu seinen Kunden zählt. Bereits seit acht Jahren beobachtet der Brite die LCC. „Das Denken in Lebenszykluskosten war anfangs allen fremd”, stellt er fest, „sowohl im eigenen Unternehmen als auch bei den Zulieferern.” Einer Lösung näherte er sich dadurch an, dass er langjährige Rahmenverträge mit den Herstellern schloss, in die neben Einkaufspreisen auch detaillierte technische Vorgaben und Wartungsbestimmungen einfließen.
Von einem anstehenden „Paradigmenwechsel“ spricht Dr. Erich Holzhüter von Sterling Fluid Systems, Ludwigshafen: „Nicht mehr nur der Kaufpreis wird eine Rolle spielen. In den Beschaffungsprozess müssen sich alle Beteiligten einschalten. Die Beratung gewinnt an Bedeutung, weil die Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Pumpen steigen wird. Gleichzeitig verliert der Ersatzteilhandel an Boden.”
Die Konferenz hat gezeigt, dass der LCC-Ansatz zwar am Anfang steht. Die von Herstellern und Betreibern präsentierten Berechnungssysteme unterscheiden sich noch stark nach Anwendungsfeldern und Pumpenbauarten wie auch in Ansatz, Komplexität und Entwicklungsstand. Doch das Fundament ist gelegt. Stand auf der Konferenz vor vier Jahren noch ein Brainstorming zum Thema auf der Tagesordnung, so dürften auf der nächsten Veranstaltung ausgereifte Modelle vorgestellt werden – falls sie dann nicht schon längst zum Alltag gehören.
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