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Ein guter Einkauf stärkt die Eigenkapitalbasis

Basel II: Wahre Stärke kommt von innen
Ein guter Einkauf stärkt die Eigenkapitalbasis

Ein guter Einkauf stärkt die Eigenkapitalbasis
Dem Einkauf kommt beim Finanzmanagement eine Schlüsselrolle zu. Um den Cash Flow zu steigern, steht die Senkung von Materialkosten, Vorräten und Logistikinvestitionen auf dem Plan (Bild: Siemens)
Bislang war die Unternehmensfinanzierung für etablierte mittelständische Unternehmen selten ein Engpass. Meist bestand eine bereits über Jahrzehnte gewachsene, vertrauensvolle Beziehung zur Hausbank. Seit der Diskussion um die Eigenkapitalrichtlinie Basel II und dem damit einhergehenden Rating ist alles anders geworden.

Dr. Robert Fieten ist Leiter des Management-Forschungs-Team in Köln

Wenn die beiden Reizworte Rating und Basel II fallen, gehen die Emotionen bei deutschen Mittelständlern hoch. So befürchten viele von ihnen, die neuen Regelungen des Basler Ausschusses für die Bankenaufsicht über verschärfte Eigenkapitalanforderungen an die Banken bei der Vergabe von Unternehmenskrediten führen dazu, dass diese wesentlich teurer werden. Oder schlimmer noch, dass es keine Kredite mehr geben wird.
Auch wenn die Regelungen des Basler Akkords erst im Jahr 2006 offiziell in Kraft treten sollen, werfen sie schon heute ihren Schatten voraus. Dies gilt umso mehr, als zu allem Überfluss die schwere Ertragskrise vieler deutscher Banken hinzukommt. Daraus entsteht ein Teufelskreis für nicht wenige mittelständische Unternehmen und die finanzierenden Banken: Die unbestreitbare große Zahl der Kreditausfälle und der notleidenden Kredite fördert den Attentismus und die Zurückhaltung bei der Kreditvergabe.
Dies wiederum trocknet die Finanzierungsbasis von mittelständischen Unternehmen, die ohnehin an einer zu geringen Eigenkapitalquote laborieren, in der Konjunkturkrise weiter aus und endet für sie leicht in Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit. So kann es nicht verwundern, dass wir zur Zeit eine Pleitewelle nicht gekannten Ausmaßes erleben.
Nach Einschätzung der Neusser Wirtschaftsauskunftei Creditreform werden 2003 voraussichtlich 40 000 bis 42 000 Unternehmen den schweren Gang zum Konkursrichter antreten müssen. In dieser misslichen Finanzierungssituation kommt es für die mittelständischen Betriebe darauf an, ihre Unternehmenssteuerung im Hinblick auf ein sicheres finanzielles Gleichgewicht zu professionalisieren.
Dazu gehört es auch, die Eigenkapitalbasis zu verbessern und den potenziellen Kredit- und Eigenkapitalgebern ein hohes Maß an Transparenz über ihre Ertragskraft und ihre finanzielle Verfassung zu gewähren. Infolge der unverkennbaren Risse im Hausbankprinzip, das lange trug, sind kurz- und mittelfristig wirksame Lösungen und Entlastungen von Seiten der Fremdfinanzierung kaum zu erwarten.
Somit bleibt vielen Unternehmen nichts anderes übrig, als im Ernstfall nach dem Münchhausen-Prinzip zu arbeiten und sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Sie müssen darüber hinaus erkennen, dass die Innenfinanzierung die bedeutends-te Finanzquelle ist und dass andere Formen der Finanzierung nur ergänzend hinzutreten.
Dies bedeutet wiederum, sich auf die eigenen Kräfte zu besinnen und alle Möglichkeiten zum Steigern der Erträge einerseits und zum Senken der anfallenden Kosten andererseits zu nutzen und aktiv auszuschöpfen.
In diesem Zusammenhang ist der Einkauf besonders gefordert. Einkäufer sollten dabei den Schulterschluss mit dem Finanzchef suchen und alles daran setzen, die Innenfinanzierungskraft des Unternehmens nachhaltig zu stärken. Im Einzelnen sind dazu mehrere Maßnahmen notwendig:
  • Der Ergebnisbetrag aus Material zur Verbesserung der operativen Margen bei den verkauften Produkten sollte optimiert werden.
  • Um die Kapitalbindung im Umlauf- und Anlagevermögen zu optimieren, müssen im Unternehmen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden.
  • Durch Bestandssenkung und Auslagern der betrieblichen Aktivitäten reduzieren sich die Kapitalkosten, steigt der Cash Flow und verbessert sich das Verhältnis von Verschuldung zu Eigenkapital.
  • Unternehmer müssen ihren Beitrag zur Absicherung des Unternehmens gegen Versorgungs- und Margenrisiken in Form eines Risikomanagements (beispielsweise Früherkennung von Lieferanteninsolvenzen) leisten.
  • Eine neu entwickelte Sourcing-Strategie kann nicht nur sporadisch, sondern permanent Druck auf die Materialkosten ausüben.
Diese Maßnahmen dienen nicht nur der Stärkung des Innenfinanzierungspotenzials, sondern haben auch den positiven Nebeneffekt, dass sie das Unternehmen für ein besseres Rating qualifizieren.
Basel II und die immer noch andauernde Insolvenzwelle machen deutlich: Finanzmanagement darf sich in mittelständischen Unternehmen nicht mehr nur auf Rechnungswesen und Bilanzgestaltung beschränken. Das konstante Beobachten der Finanzierungssituation betrifft alle operativen Funktionen.
Für den Einkauf heißt das schlussendlich: Er muss alles tun, um die Rendite zu steigern und die Bilanzstruktur zu verbessern. Wer dies erkennt und die entsprechenden Maßnahmen einleitet, der braucht Basel II und Rating weniger zu fürchten.
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