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„Ein permanentes Ringen um die Spitzenstellung“

VDW-Präsident Berndt Heller zur WZM-Industrie und Metav
„Ein permanentes Ringen um die Spitzenstellung“

Waren zur letzten Metav noch viele dem Zauber der New Economy erlegen, gibt es sie jetzt schlichtweg nicht mehr. Jetzt wird sich auf die Real Economy besonnen, die es zurzeit jedoch nicht leicht hat. Berndt Heller, Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e. V. (VDW), Frankfurt/M., sprach mit dem Industrieanzeiger am Stammsitz seines Unternehmens in Nürtingen.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Iris Frick iris.frick@konradin.de

Herr Heller, freuen Sie sich auf die Metav?
Ja! (sagt er lachend)
Wie sehen Sie das Verhältnis der Metav zur Mutter aller Werkzeugmaschinenmessen, der Emo?
Wurde früher mit der Präsentation bis zur Emo gewartet, können sich das die Firmen heute nicht mehr leisten. Die Entwicklungsphasen sind inzwischen so schnell geworden, dass die Unternehmen ihre neuen Maschinen zeigen wollen und müssen, wenn sie marktreif sind. Die Emo wird von der Innovationsseite sicherlich immer die Messe Nummer eins bleiben. Aber vermehrt werden Messen wie die Metav genutzt, um Neuvorstellungen zu machen. Außerdem kommt auf die Metav auch ein etwas anderer Kundenkreis als zur Emo. Ich bin zuversichtlich, dass die Metav eine gute Messe wird.
Wo werden die technologischen Trends liegen?
Es sind eigentlich immer die gleichen Punkte, an denen weiter gearbeitet wird: Die Werkzeugmaschinenhersteller müssen die Stückkosten reduzieren, Trockenbearbeitung ist ein Thema, das weiter vorangetrieben wird. Nicht zu vergessen das Feld hochdynamische Maschinen.
In welchen Bereichen sind die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller im weltweiten Vergleich an der Spitze?
Ich denke, die deutschen Werkzeugmaschinenbranche ist weltweit Technologieführer. Das Problem ist natürlich, dass die anderen immer schnell nachziehen. Deshalb müssen wir immer weiter nach vorne gehen, sonst wird man relativ schnell eingeholt. Da heute vor allem in den Steuerungen ein gut Teil des Know-hows liegt, ist das Wissen auch schnell transferierbar. Sich auf den Lorbeeren auszuruhen, geht nicht. Es ist ein permanentes Ringen um die Spitzenstellung.
„Die Metav ist auch eine Messe der Neuheiten“
Wo haben die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller Defizite im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern?
Auf Anhieb sehe ich keine. Egal, welche Technologie Sie betrachten, es fällt Ihnen sicherlich sofort mindestens eine Firma dazu ein. Wir sind in allen Sparten zu Hause. Die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller, von den Umformern bis zu den Zerspanern, sind im internationalen Vergleich sehr gut aufgestellt. Aus anderen Nationen treffen wir deshalb nur in einzelnen Sparten auf Wettbewerber. Aber nie auf dem gesamten Angebotsfeld der Werkzeugmaschinenbranche.
Deutschen Unternehmen wird gerne Service-Feindlichkeit unterstellt. Wie sehen Sie das?
Das sehe ich nicht so. Teleservice beispielsweise ist heute einfach Stand der Technik. Natürlich haben viele kleine Firmen nicht die Möglichkeit, in den großen Märkten eine Serviceniederlassung zu haben. Aber als Ganzes betrachtet stehen wir nicht schlechter da als unsere Wettbewerber. Zum Service gehört ja nicht nur der After-Sales-Service, sondern auch das komplette Engineering. Von der Planung der Werkstücke bis zur Produktionsbegleitung. Dazu sind die deutschen Hersteller sehr wohl in der Lage und deshalb gefragte Partner.
„Wir brauchen wieder Vertrauen in die Zukunft“
Wenn das wirtschaftspolitische Umfeld nicht stimmt, nützt die Technologieführerschaft nur wenig. Die Unternehmen der Branche warten auf Aufträge. Insbesondere aus dem Inland. Wie beurteilen Sie die Situation?
Es war natürlich schon ein Schreck, dass die Konjunktur so schnell so stark abwärts ging. Tatsächlich sind es nur die Automobilhersteller, die Investitionsprogramme haben, auch wenn die Stimmung nicht so gut ist. Die meisten anderen brauchen sichere Rahmenbedingungen. Eines ist für alle wichtig: dass wir wieder Vertrauen in die Zukunft haben. Die Werte der Geschäftsklima-Indices zeigen nach oben, auch in den USA, einem der wichtigsten Märkte der Branche. Die Zuversicht, dass es besser ist, ist eigentlich schon sehr breit da. Jetzt müssen natürlich die Zahlen folgen. Und hier wird der Zeithorizont sehr stark diskutiert. Vor diesem Hintergrund liegt die Metav in diesem Jahr, terminlich gesehen, sehr günstig.
Prognosen und Realität sind zwei Welten. Sie sind ein guter Kenner des US-Marktes, Ihr Unternehmen ist seit Jahren präsent.Wie schätzen Sie die dortige Marktentwicklung ein?
Sie ist noch ein zartes Pflänzchen, doch die Projekte aus den USA nehmen eindeutig zu. Das schlägt sich auch schon in Aufträgen nieder. Man muss sehen, dass in der amerikanischen Automobilindustrie nach wie vor ein immenser Nachholbedarf besteht. Mit zunehmend mehr Wettbewer-bern aus Asien, müssen die was tun. USA wird für die Werkzeugmaschinenhersteller ein großer, wichtiger Markt bleiben.
Wie sieht es in Japan aus?
Die Situation in Japan ist äußerst schwierig. Wobei auch von dort langsam positive Signale kommen. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob Japan genügend Reformwillen und Reformkraft besitzt für Veränderungen. In Konsequenz bedeutet das, dass den japanischen Werkzeugmaschinenherstellern ihr großer heimischer Markt wegbricht. Deshalb suchen sie verständlicherweise ihr Heil im Export. Das heißt, der Japaner ist für uns ein ganz strammer Wettbewerber.
Könnte es sein, dass die Unternehmen deshalb so schaumgebremst investieren, weil sie die momentane Zwangspause nutzen wollen, um innerbetriebliche Strukturen auf Vordermann zu bringen?
Nein, das glaube ich nicht. In den letzten Jahren haben alle ihre Hausaufgaben gemacht. Die Firmen befinden sich in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Das wird ja auch expressis verbis vom Qualitätsmanagement-System verlangt, das ist eine ständige Aufgabe. Da gibt es keinen größeren Nachholbedarf.
Gerade Werkzeugmaschinenbauer suchen Hände ringend Ingenieure. Die Impuls-Studie belegt einen Bedarf von 40 000 in den nächsten Jahren. Wird auf lange Sicht der Ingenieur den Facharbeiter verdrängen?
Bestimmt nicht. Es wird weiterhin die klassische Lehrlingsausbildung geben. Denn die Produktion ist die Plattform für Dienstleistung. Deshalb sind Ingenieur und Facharbeiter als Team untrennbar. Das, was die Ingenieure vordenken, muss vom Facharbeiter umgesetzt werden.
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