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Eine Ölfamilie taugt für alle Einsatzfälle

Motorenwerk: Synthetische Ester in der gesamten Transferstraße
Eine Ölfamilie taugt für alle Einsatzfälle

Eine Ölfamilie taugt für alle Einsatzfälle
Statt sieben verschiedener Substanzen lassen sich Mitglieder einer einzigen Schmierstoffamilie an verschiedenen Stellen in einer Werkzeugmaschine einsetzen (Bild: Daimler-Chrysler)
Mit einem einheitlichen Schmierstoffkonzept haben Praktiker gute Erfahrungen gemacht. Sie verwenden Bettbahn-, Hydraulik- und Schneidöl, die auf synthetischen Estern aus pflanzlichen Rohstoffen basieren.

Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Birgit Oppermann

Es lief nicht alles nach Plan, seit vor fünf Jahren neue Maschinen und mit ihnen synthetische Ester als Schmierstoffe im Mannheimer Motorenwerk Einzug hielten. Dennoch fällt das Fazit der Praktiker bei der Daimler-Chrysler AG positiv aus. „Mit der durchgehenden Ölfertigung sparen wir Waschschritte“, berichtet Klaus Huber, Mitarbeiter in der Abteilung Qualitätsmanagement Technologie. „Selbst wenn sich durch eine Leckage in der Hydraulik Schmierstoffe mischen, stellen wir lediglich die Viskosität nach“, lobt der Fachmann für chemische Fragen und Gefahrstoffe.
Rund 500 m³ Schmierstoffe sind in fünf neuen Transferstraßen im Einsatz, wo Zylinderkurbelgehäuse, Zylinderköpfe und Pleuelstangen produziert werden. Alle verwendeten Bettbahn-, Hydraulik- und Schneidöle tragen den Zusatz „Planto“ im Namen: Die Mannheimer Fuchs Dea Schmierstoff GmbH & Co. KG stellt diese synthetischen Ester durch Modifikation aus verschiedenen pflanzlichen Rohstoffen wie Raps-, Sonnenblumen- oder Olivenöl her, mischt einheitliche Additive zu und sorgt für die unterschiedliche Viskosität.
Bevor bei den Automobilbauern die Entscheidung fiel, sich von den wasserhaltigen Öl-Emulsionen zu verabschieden, hatten sie gemeinsam mit Maschinenbauern experimentiert. Nach etwa einem Dreivierteljahr waren Elastomere für Dichtungen, Schläuche und Kabel gefunden, die sich mit den Estern vertragen. „Wenn heute jemand umstellen will, bekommt er eine Positivliste und weiß sofort, welche Materialien er verwenden kann“, erklärt Carmen Freiler, Entwicklungsleiterin für Kühlschmierstoffe bei Fuchs.
Trotz der sorgfältigen Vorbereitung gab es in Mannheim zwei Überraschungen. „Der Restölgehalt der Späne ist derzeit noch zu hoch, aber das wollen wir verbessern“, sagt Daimler-Chrysler-Mitarbeiter Huber zuversichtlich. Schon gelöst ist die zweite Frage: Zusätzlich zu Rückspülfiltern, die von Schwebstoffen schnell blockiert waren, sind Anschwemmfilter in den Kreislauf eingebaut worden. Abgesehen davon herrscht Zufriedenheit. „Auch die Mitarbeiter akzeptieren, daß sie sich bei der Arbeit mit den brennbaren Ölen anders zu verhalten haben“, sagt Huber.
Bei den erwarteten Vorteilen wogen die höheren Kosten für die neuen Schmierstoffe nicht schwer. Da sie in der Wassergefährdungsklasse (WGK) Null eingestuft sind, sammeln sie gegenüber Mineralölen Pluspunkte in der Umweltverträglichkeit. Sie sind einfacher zu entsorgen, Betriebsprüfungen und Auflagen für die Bodenbeschichtung entfallen. Auch die seit Sommer 1999 geltende Regelung, nach der unter anderem die Additiv-Hersteller ihre Produkte neu bewerten müssen, wird daran nichts ändern. „Da die toxikologischen Daten für die kompletten Planto-Öle nachgewiesen wurden, bleibt für uns alles beim alten“, so Freiler. Daneben sprechen auch technische Vorteile für die Planto-Produkte: Mit ihnen sind höhere Schnittgeschwindigkeiten zu erreichen, und die Variante Plantocut eignet sich für Bohren, Fräsen, Tieflochbohren und Honen.
Auch in Bad Cannstatt läuft die Fertigung im Schwesterwerk mit einheitlichen Schmierstoffen, die auf Mineralöl basieren. Die Mittel der Reihe Ecocut HFN LE sind in die WGK 1 eingeordnet, nebelarm und verdampfen kaum, was die Luft am Arbeitsplatz verbessert. Bei der Feinbearbeitung lassen sich mit ihnen nach Herstellerangabe gute Oberflächen erzielen. Wo eine Werkzeugmaschine mit einem statt mit sieben Ölen auskommt, läßt sich auch Lagerplatz sparen. Das führte dazu, daß das Getriebewerk der Getrag-Unternehmensgruppe im italienischen Bari mit der Ecocut-Familie läuft. „Ein Drehteil-Hersteller, der rund 40 Schmierstoffe in verschiedenen Kreisläufen führen mußte, hat mit dem Konzept seine Kosten um 25 Prozent gesenkt“, hat Fuchs-Mitarbeiterin Freiler auch bei einem mittelständischen Kunden beobachtet.
Die schwäbischen Automobilbauer wollen in Zukunft auf ihrem Weg sogar noch weiter gehen. Die ersten Versuche mit einem Multifunktionsöl sind zusammen mit Instituten, Pumpen- und Schmierstoffherstellern bereits angelaufen. Ab Januar 2000 ist mit den ersten Praxiserfahrungen zu rechnen.
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