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Einkauf muss Lieferketten absichern und Mehrwert schaffen

36. BME-Symposium Einkauf und Logistik: Neue Beschaffungsstrategien sind erforderlich
Einkauf muss Lieferketten absichern und Mehrwert schaffen

Über 1200 Teilnehmer informierten sich auf dem 36. BME- Symposium Einkauf und Logistik in Berlin über neue Strategien und Best Practices in der Beschaffung. Schwerpunkte der diesjährigen Veranstaltung waren unter anderem E-Business, Mittelstand und das Öffentliche Auftragswesen.

Susanne Schwab ist Journalistin in Reutlingen

Einkauf und Logistik müssen auf dem richtigen Kurs sein, damit sie für das Unternehmen den gewünschten Mehrwert erwirtschaften.“ Mit diesen Begrüßungsworten lud Ulrich Fricke, Vorstandsvorsitzender des BME, Frankfurt/M., Einkäufer, Logistiker, Lieferanten und Dienstleister auf dem 36. Symposium Einkauf und Logistik ein, sich über neue Strategien und Best Practices zu informieren. Gefolgt waren der Einladung des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. über 1200 Teilnehmer, die sich in Vorträgen, Fachkonferenzen, Workshops und auf der begleitenden Ausstellung informieren konnten.
„Kurs Mehrwert“ war das Thema der dreitägigen Veranstaltung. In der Navigation bezeichnet der Kurs die Fahrtrichtung, die auf die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst wird, damit ein Flugzeug oder Schiff in der vorgesehenen Zeit ans gewünschte Ziel gelangt. Dabei sind die Bedingungen zur Zeit nicht einfach, weiß BME-Chef Fricke: „Die Wetterlage, in der wir gegenwärtig navigieren und Kurs Mehrwert halten müssen, ist stürmisch und macht das Kurshalten nicht einfach. Weltweit findet ein Konjunkturabschwung statt.“ Einer aktuellen Umfrage nach berichteten Einkaufsleiter im Oktober bereits zum siebten Mal in Folge von einem Konjunktur-Rückgang in der deutschen Industrie. Dabei sei das Rückgangstempo das bisher stärkste in der fünfeinhalbjährigen Umfragegeschichte des Einkaufsmanager-Indexes gewesen.
Die Handlungsmöglichkeiten von Industrie, Handel und Dienstleistern in Zeiten schwacher Konjunktur und erhöhten Sicherheitsrisiken liegen für Ulrich Fricke auf der Hand: „Unternehmen müssen die Parameter ihrer Organisationsstrukturen und Konzepte, mit denen sie Mehrwert erzielen möchten, neu überdenken.“ Dazu gehören für den Einkaufs-Experten ein funktionsfähiges Risikomanagement und eine flexiblere Gestaltung der Koopera-tions- und Handelsnetze. Fricke: „Wir werden in Zukunft nicht mehr von Zuliefer-ketten, sondern verstärkt von Zuliefernetzen sprechen müssen.“
Für Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Einkaufsverbandes, bedeutet die elektronische Beschaffung via Internet eine neue Form der Wertschöpfung im Einkauf. Seiner Meinung nach gewinnen durch das E-Procurement beide Seiten: der Einkauf und der Lieferant. Im Fokus des E-Business stehe dabei allerdings die Reduzierung der Prozesskosten und nicht allein die Preisminderung der einzelnen Produkte.
Im Rahmen einer Umfrage hat der BME im Frühsommer dieses Jahres analysiert, wie weit die Unternehmen in Sachen E-Pro-curement sind. Wie Dr. Hildebrandt mitteilte, schätzen rund 51 % der größeren Unternehmen mit einem Einkaufsvolumen von über 100 Mio. DM die Bedeutung der elektronischen Beschaffung als sehr groß ein. Kleinere Unternehmen mit einem Einkaufsvolumen von 15 bis 99 Mio. DM zeigen sich dagegen eher zurückhaltend. Rund 23 % der befragten Betriebe haben den Angaben zufolge bereits heute Waren und Güter über Online-Marktplätze beschafft. 50 % streben das innerhalb der kommenden zwei Jahre an. Ausschreibungen haben 19 % realisiert, 44 % planen die elektronische Variante innerhalb der nächsten zwei Jahre.
Dr. Hildebrandts Fazit: „Strukturveränderungen und die damit verbundenen technischen Anforderungen gehen die größeren Unternehmen eher an. Aber niemand ist bislang eurphorisch.“ Dennoch ist er sich sicher, das das Digitalisieren der Geschäfts- prozesse in indirekte Bereich wie Einkauf, Vertrieb und Logistik voran schreitet. Auch die Tendenz der großen Abnehmer, immer größere Teile ihres Einkaufsvolumen über internetbasierte Lösungen zu realisieren sei nicht mehr aufzuhalten. „Jetzt soll auch der Mittelstand in die neue E-Business-Welt eingeführt werden“, so die Losung Hildebrandts. „Wer heute bereits Erfahrungen sammelt, kann morgen schneller reagieren.“
Innovationspreis für erfolgreiches Beschaffung-Konzept
Einer, der E-Business bereits erfolgreich für sich entdeckt hat, ist der Hausgerätehersteller Miele. Die Gütersloher Unternehmens-Gruppe wurde auf dem Symposium mit dem BME Innovationspreis 2001 ausgezeichnet. Mit diesem Preis belohnt der Bundesverband seit 1986 zukunftsfähige Konzepte im Bereich Einkauf und Logistik, die von Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen in Deutschland verwirklicht wurden. Miele wurde dieser Preis zuerkannt, weil es dem Unternehmen gelungen sei, den Bewertungskriterien „Innovation“, „Übertragbarkeit“ und „Effizienzsteigerungen im Unternehmen“ in besonderer Weise Rechnung zu tragen, so der BME-Vorstandsvorsitzende Ulrich Fricke in seiner Laudatio. Das er-folgreich umgesetzte Projekt „4M: Vernetzte Beschaffung in der Miele-Gruppe“ umfasse eine E-Business-Strategie, die optimale Ausschöpfung von Bündelungspotenzialen und die Integration der Lieferanten, lobte der Vorstands-Chef des BME.
Das Symposium, und insbesondere die einzelnen Fachkonferenzen, boten allen interessierten Einkäufer die Gelegenheit, bestehende Beschaffungs- und Logistikkonzepte kritisch zu hinterfragen und von den Erfahrungen der vorgestellten Unternehmen zu profitieren. Neueste Trends und Entwicklungen für die Kostenoptimierung in Beschaffung und Logistik wurden auf der begleitenden Ausstellung „Einkaufsdienstleis-tungen“ präsentiert. Sowohl Teilnehmer als auch Aussteller zeigten sich zufrieden über das gebotene Expertenwissen und die Qualität sowohl der Fachbesucher als auch der Konferenzen.
Nachgefragt:„Beim E-Procurement sitzen die meisten noch in den Startlöchern“
Dr. Andreas R. Voegele, Mitglied des Vorstands im BME und Senior Partner bei Roland Berger Strategy Consultants, zieht eine positive Bilanz des BME-Symposiums. Eine wichtige Aufgabe des Fachverbandes sei jetzt, die Mitglieder bei der Einführung von E-Procurement zu unterstützen.
Herr Dr. Voegele, das 36. BME-Symposium Einkauf und Logistik ist zu Ende gegangen. Welches Fazit ziehen Sie?
Persönlich bin ich mit dem Verlauf des Symposiums sehr zufrieden. Die mehr als 1200 Teilnehmer und 80 Aussteller verdeutlichen den hohen Stellenwert der Beschaffung im Unternehmen. Wir haben 19 Fachkonferenzen veranstaltet, die sich mit nahezu allen Facetten des Einkaufs und Supply Chain Managements befassten. Es ist uns gelungen, für diese Veranstaltungen hochrangige Experten zu gewinnen. Die Konferenzräume waren brechend voll. Der wirklich gelungene Abendempfang und die Verleihung des Innovationspreises haben mich zudem darin bestärkt, dass wir mit dieser Form des BME-Symposiums auf dem richtigen Weg sind.
Alle Welt redet von Prozesskostenoptimierung durch E-Procurement. Wie ist der derzeitige Stand?
Seit der Messe E-Procure im Mai in Nürnberg hat sich die Lage – leider – kaum verändert. Der Niedergang vieler Dotcoms hat dazu geführt, dass die Unternehmen allem, was ein E vor dem Namen stehen hat, mit gewissen Vorbehalten entgegentreten. Einer Roland-Berger-Studie zufolge beschäftigen sich nur rund 15 bis 20 Prozent aller Industrieunternehmen aktiv mit der elektronischen Beschaffung. Alle anderen sitzen noch in den Startlöchern beziehungsweise noch nicht mal dort.
Was heißt das konkret?
Diese Unternehmen haben noch kein Vertrauen in die elektronische Beschaffung gefasst. Bei vielen fehlt die grundlegende Akzeptanz. Und teilweise müssen erst die Voraussetzungen geschaffen werden, um E-Procurement erfolgreich einzuführen.
Welche Voraussetzungen sind das?
Zum einen müssen die Produkte systematisiert werden. Zum anderen ist ein umfassendes Prozess-Reengineering durchzuführen. Unsere Studie zeigt, dass 60 Prozent aller Unternehmen Defizite bei der Qualifikation im Einkauf aufweisen. Nur jeder vierte Betrieb führt Schulungen in diesem Bereich durch. Nicht zuletzt müssen auch die Lieferanten in alle diese Maßnahmen eingebunden werden.
Was muss der BME tun?
Unsere vordringliche Aufgabe besteht darin, unsere Mitglieder in der Entwicklung zu unterstützen. Ich denke da an Qualifizierungsmaßnahmen, wie sie beispielsweise die BME-Akademie bietet. Und es gilt, die Mitarbeiter der Unternehmen – erfahrene und unerfahrene – auf Foren zusammenzubringen und so den Gedanken- und Informationsaustausch zu fördern, so wie das hier in Berlin geschehen ist.
Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Jens-Peter Knauer
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