Steht der Konstrukteur vor der Wahl zwischen elektronischer oder mechanischer Kurvenscheibe, muss er die wichtigste Frage zuerst beantworten: Welche Flexibilität ist erforderlich?
Prof. Dr.-Ing. Reinhard Braune, Institut für Getriebetechnik, Universität Hannover
Was die Flexibilität betrifft, gehen elektronische Kurvenscheiben mit einem großen Vorsprung ins Rennen. Denn nur sie erlauben es, die Merkmale einer Bewegung einfach und schnell an wechselnde Forderungen anzupassen – ohne den Umbau der Anlage, nur mit dem Laden eines anderen Bewegungsprogrammes oder veränderten Steuerparametern. Heute haben die Hersteller zumeist entsprechende Programme zur Bewegungsauslegung mit im Angebot, so dass dem Konstrukteur die Entscheidung für diese Lösung leicht gemacht wird. Allerdings muss er dafür in der Regel einen höheren Preis akzeptieren sowie unvermeidliche regelungsbedingte Bewegungsfehler, die je nach Einsatzfall eventuell nicht zu tolerieren sind. Mit geeigneten Simulationsprogrammen können sie jedoch schon im Planungsstadium abgeschätzt werden. Entsprechende Software wurde an der Universität Hannover entwickelt und kann von Anwendern auf Anfrage genutzt werden. Die mechanischen Elemente wiederum liefern höchste Präzision über ihre gesamte Lebensdauer. Um solche Kurvenscheiben zu konstruieren und zu fertigen, ist allerdings viel Spezialwissen erforderlich, und ein Fehler, der sich erst am Konstruktionselement zeigt, würde hohe Kosten verursachen. Diesem Problem gehen Anbieter aus dem Weg, in dem sie die passenden Elemente zusammen mit ihren Kunden entwickeln. Insgesamt betrachtet machen sich die elektronischen und mechanischen Kurvenscheiben also nicht Konkurrenz im engeren Sinne, sondern besetzen unterschiedliche Marktnischen, die sich anhand der Merkmale Flexibilität und Präzision voneinander abgrenzen lassen.
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