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„Erneuerbare Energien gibt es nicht ohne Antriebe“

Getriebebau-Nord-CHefin Jutta Humbert bereitet das Unternehmen auf globales wachstum vor
„Erneuerbare Energien gibt es nicht ohne Antriebe“

„Erneuerbare Energien gibt es nicht ohne Antriebe“
„Nord ist ein hanseatisches Familienunternehmen, und wir leben allesamt sehr gern und gut hier.“
Internationales Wachstum von der Automatisierung und Fördertechnik bis hin zu erneuerbaren Energien: Das ist die Zukunft für Getriebebau Nord. Geschäftsführerin Jutta Humbert sieht den Standort Deutschland weiterhin als das Herz des Unternehmens.

Frau Humbert, nach einigen Jahren gedämpfter Stimmung sind die Zahlen aus der Industrie heute sehr positiv. Wie wirkt sich das auf Ihr Unternehmen aus?

Das wirtschaftliche Umfeld stellt sich für Nord außerordentlich günstig dar. Unser Umsatz wuchs von 220 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2005 auf 270 Millionen im Jahr 2006. Für 2007 ist mit einer Steigerung in ähnlicher Größenordnung zu rechnen, und wir gehen davon aus, dass der positive Trend auch die nächsten 24 Monate noch anhalten wird. Für unsere gesamte Produktpalette bereiten wir Weiterentwicklungen vor, die wir in den nächsten Jahren in den Markt einführen wollen. Unter anderem wird unser Sortiment an Getrieben und Getriebemotoren bald mit maximalen Drehmomenten von 200 000 Newtonmeter und Leistungen der Megawatt-Klasse aufwarten können. Und wir haben weltweit eine Reihe neuer Werke und Niederlassungen eröffnet und in Schlüsselmärkten Marktanteile gewonnen.
Welche Bereiche aus Ihrem Antriebsspektrum sind besonders stark gefragt?
Ungebrochen stark läuft das Geschäft mit Antriebsmechanik in ihrer ganzen Breite. In der Elektronik wächst vor allem der Bedarf für Anwendungen, in denen mittlere Leistungen gefordert sind. Dafür haben wir eine neue Frequenzumrichter-Baureihe eingeführt, die drei kompakte Modelle mit unterschiedlichem Funktionsumfang bietet. Was besondere Ausführungen angeht, nimmt quer durch die Produktpalette der Umsatzanteil an explosionsgeschützter Antriebstechnik zu. Darüber hinaus verkaufen wir häufiger Energie sparende Modelle.
Welche Möglichkeiten zum Energie sparen bieten Sie an?
In der energieeffizienten Antriebstechnik engagiert sich Nord seit rund 15 Jahren und gehört zu den Pionieren der Branche. Heute bieten wir Systemlösungen aus Motoren, Getrieben und intelligenter Leistungselektronik, deren Wirkungsgrad so optimiert ist, dass gegenüber Standardantrieben bis zu 40 Prozent Betriebskosten im ganzen Antriebsstrang eingespart werden können.
Welche Anwender fragen diese Lösungen nach?
Vor einigen Jahren stand bei Partnern wie etwa einer Ökobrauerei der Umweltaspekt im Vordergrund. Inzwischen liefern wir Öko-Antriebe auch an Maschinen- und Anlagenbauer, die ausdrücklich und zuallererst aus Kostengründen auf energieeffiziente Antriebe setzen. Natürlich war es auch früher so, dass sich die höheren Anschaffungskosten durch die Effizienz dieser Getriebemotoren sehr, sehr schnell amortisiert haben. Dass das in vielen Anwendungen zu erwarten ist, hat sich aber erst langsam in den Köpfen durchgesetzt. Den ganz großen Schub gab es sogar erst in jüngster Zeit.
Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?
Das Energiespar-Segment wird unserer Einschätzung nach in den kommenden Jahren sowohl in Deutschland als auch weltweit massiv wachsen.
Sie sind in wachsenden Branchen wie den Erneuerbaren Energien, der Umwelttechnik oder der Wasseraufbereitung aktiv. Was müssen Antriebe dort leisten?
Wir betreuen seit über zehn Jahren Projekte aus der Umwelttechnik und verwandten Anwendungsfeldern. In letzter Zeit haben wir zum Beispiel Antriebstechnik für zahlreiche Biogas- und Biodiesel-Anlagen geliefert. Da es dabei durchweg um energieintensive Prozesse geht, ist die hohe Wirtschaftlichkeit und Effizienz der Antriebe sehr wichtig. Außerdem müssen sie zum Teil hygienisch ausgelegt sein oder mit unbedenklichen Getriebeölen arbeiten. Andererseits sind in manchen Bereichen der so genannten sauberen Energieerzeugung sehr unsaubere Umgebungsbedingungen anzutreffen, wenn beispielsweise ein Getriebemotor in einer Rapsmühle ständig unter einer dicken Staubschicht aus feingemahlener Saat arbeitet. Schmutzunempfindlichkeit ist hier also ein Thema, ebenso Temperaturtoleranz sowie Explosionsschutz.
Rechnen Sie in diesem Segment mit steigender Nachfrage?
Derzeit steigt die Nachfrage über alle Branchen, die wir beliefern, sei es die Fördertechnik, die Lagertechnik oder die allgemeine Automatisierung. Für Umwelttechnik und Erneuerbare Energien sehe ich allerdings einen nahezu unendlichen Bedarf, weil in vielen Ländern bisher noch nichts in dieser Richtung unternommen wurde oder das Niveau noch so niedrig ist, dass ein großer Nachholbedarf besteht.
Wie unterschiedlich sind die Produkte, die Sie für verschiedene Anwendungen anbieten?
Die Antriebe sind grundsätzlich ähnlich, müssen aber immer an spezielle Anforderungen angepasst werden. Für diese Aufgabe haben wir Spezialisten, die sich das Wissen der jeweiligen Branche erarbeiten.
Wie schwierig ist die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern in Zeiten des Ingenieurmangels?
Natürlich ist der Markt für manche Spezialisten eng, und auch wir können nicht alle Stellen so schnell besetzen, wie wir es uns wünschen – obwohl wir durch die Nähe zu Hamburg und zu den Hochschulen für viele ein sehr attraktiver Arbeitgeber sind. Auch die Internationalität und die Wachstumsperspektiven, die wir für uns sehen, machen uns für die jungen Mitarbeiter interessant. Darüber hinaus engagieren wir uns in der Nachwuchspflege, vor allem durch regionale Partnerschaften, Hochschulkontakte, Projekte und Verbandsarbeit hier im Norden. Ein Schwerpunkt sind zum Beispiel Karriereforen wie die CampusChances in Hamburg.
Wie wichtig ist die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen?
Obwohl es nicht mehr ganz so ist wie in früheren Jahrzehnten, in denen viele Mitarbeiter ihr ganzes Arbeitsleben bei uns verbrachten, schätzen wir eine lange Bindung sehr. Für unsere Führungskultur bedeutet das, dass wir auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugehen und ihnen bestmögliche Chancen zur persönlichen Entwicklung geben. Unsere Fluktuationsrate ist auch sehr niedrig. Trotzdem kommt es vor, dass ein Mitarbeiter, an dem uns viel liegt, das Unternehmen verlässt. Gerade dann bemühen wir uns darum, in gutem Einvernehmen auseinander zu gehen. Fairness, Anstand und gegenseitige Wertschätzung muss man hochhalten. Denn das ist die wichtigste Voraussetzung dafür, um später zu beiderseitigem Vorteil wieder zusammenzuarbeiten, selbst wenn die Wege und Interessen zwischendurch auseinander gelaufen sind. Das entspricht nicht nur unseren Wertvorstellungen, sondern ist zugleich die professionellste Strategie, in einem Markt mit Arbeitskräftemangel die besten Leute anzuziehen.
Sie leiten mit Ihrem Bruder ein international tätiges Unternehmen. Welche Rolle hat für Sie der Standort Deutschland?
Der Standort Deutschland und das immer enger zusammenwachsende Europa sind nach wie vor das Herz unseres Unternehmens und bleiben das auch auf Dauer – in puncto Produktion und Absatzmärkte. Der Wandel der Weltwirtschaft läuft aus unserer Sicht kaum darauf hinaus, dass die Wachstumsregionen in Fernost in den nächsten Jahrzehnten Europa und den Westen wirtschaftlich und technologisch überholen und ablösen werden. Stattdessen wird es ein Nebeneinander geben.
Nach welchen Maximen agieren Sie im internationalen Umfeld?
Wir haben in den vergangenen Jahren nicht nur große Montagewerke in Südchina und Indien eröffnet, sondern auch unsere Fertigungsstandorte in Deutschland ausgebaut. Wir produzieren also nach wie vor und auch in Zukunft an unseren bewährten Standorten, und zwar zu weltmarktfähigen Kosten. So konzentrieren wir unser wichtigstes Know-how auf Dauer hier. Zugleich gehen wir dorthin, wo unsere Kunden sind, und stellen durch dezentrale Montagewerke in rund 30 Ländern weltweit kurze Lieferfristen sicher. Zum Teil puffern wir damit außerdem das Wechselkursrisiko in unterschiedlichen Währungsräumen. Aber ganz abgesehen von strategischen Überlegungen und Einschätzungen spielen für die Standortfrage der Unternehmenszentrale natürlich auch Überzeugungen und die innere Haltung unseres Führungsteams eine wesentliche Rolle. Nord ist ein hanseatisches Familienunternehmen, und wir leben allesamt sehr gern und gut hier.
Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
Massives Wachstum für energieeffiziente Antriebe

Getriebebau Nord: Komplette Antriebslösungen

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Über 2000 Mitarbeiter beschäftigt die Getriebebau Nord GmbH & Co. KG weltweit. Stammsitz ist Bargteheide nahe Hamburg. Seit 1991 ist Jutta Humbert zusammen mit ihrem Bruder Ulrich Küchenmeister in der Geschäftsführung des Familienunternehmens tätig, das 1965 von G. A. Küchenmeister und seinem Partner Günter Schlicht gegründet wurde und zunächst Getriebe herstellte. Seit 1983 kommen auch die Motoren aus der eigenen Fertigung, und 1985 wurde die Fertigung für Frequenzumrichter aufgebaut.

Zukunftsmärkte
Den erneuerbaren Energien bescheinigen die Experten vom Bundesumweltministerium große Potenziale. Eine Studie von Anfang 2007 geht davon aus, dass im Jahr 2030 ungefähr 3,5 Mal so viel Energie aus erneuerbaren Energiequellen bezogen werden wird wie 2005. Gut die Hälfte davon soll Biomasse liefern, etwa ein Fünftel stammt aus der Windenergie. Langfristig – über das Jahr 2050 hinaus – werden der Solarenergie die größten Wachstumschancen zugeschrieben.
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