Als Zulieferer ohne eigenes Produkt steht und fällt die Schmiedebranche mit der Konjunktur ihrer Großkunden. Systempartnerschaften statt bloßer Lieferung soll Europas Betrieben die Zukunft sichern.
Von Chefreporter Wolfgang Filì – chefreporter@fili.net
Nahezu ungebrochene Absatzzuwächse zwischen 5 und 6 % jährlich und einen starken Trend zur Systempartnerschaft meldet Euroforge, der Dachverband industrieller Massivumformer in Europa. Mit ihren nationalen Organisationen in Schweden, Spanien, Italien, Großbritannien, Frankreich und Belgien sowie Polen, Tschechien, der Slowakei und Deutschland repräsentiert die Organisation 400 Betriebe mit insgesamt 65 000 Beschäftigten. Die überwiegend mittelständisch strukturierte Branche – nur jedes zehnte Unternehmen hat über 400 Mit-arbeiter – hatte 2001 rund 4,3 Mio. t Schmiedeteile aus Stahl und anderen Metallwerkstoffen produziert. Dies entsprach 38 % der Weltproduktion von 11,3 Mio. t. „Damit positionieren sich Europas Schmieden noch vor Japan und den USA als globale Nummer eins“, freut sich Peter Sundström, der zurzeit amtierende schwedische Präsident des Verbands. Allein die deutschen Unternehmen hatten vergangenes Jahr 1,7 Mio. t Umformteile geliefert, in Europa dicht gefolgt von den Schmieden Italiens, Frankreichs und Spaniens. Auch beim Export waren die Deutschen mit 28 % führend gegenüber durchschnittlichen Europa-Quoten von 20 bis 25 %. Größter Kunde mit 58 % Anteil ist nach wie vor die Automobilindustrie. Wie auch die Zulieferer aus anderen Branchen, bindet sie die Euroforge-Mitglieder zunehmend in die Entwicklung ein und macht Druck auf Preise und Termine.
Wichtigster Kunde bleibt die Automobilindustrie
Sundström steht im Grundsatz positiv zu dieser Herausforderung, zumal die Kfz-Bauer weltweit selbst unter Druck stehen. Es sei allerdings wichtiger denn je, den Trend zu erkennen und die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Und hier habe seine Branche die Hausaufgaben gemacht: Um Billigimporte oder Konkurrenz aus Asien oder Südamerika macht er sich daher wenig Sorgen. „Was Europas Schmieden an Präzision und technischer Leistung bieten, sucht seinesgleichen.“ Dinge wie Simultaneous Engineering und E-Business – vor zehn Jahren noch Fremdwörter in den Betrieben – seien mittlerweile Alltagsgeschäft. CAD (Computer-Aided Design), FEM (Finite-Elemente-Methode) zur Strukturanalyse der Teile und andere technische Kürzel beschrieben lediglich die technische Praxis der meisten Euroforge-Mitglieder. Hier habe das Massivumformen gegenüber anderen Gewerken gewaltig aufgeholt. Allerdings bestehe nach wie vor ein Image-Problem. „Ausgerechnet die ingenieur-wissenschaftlichen Studenten sehen nicht die Modernität unserer Branche und machen lieber in anderen Bereichen Karriere“, klagt Sundström. Das Nachwuchs-problem sei derzeit nicht bedrohlich, doch könnten es die Unternehmen auf lange Sicht nicht ignorieren.
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