Staatliche Hermes- Deckungen ermöglichen Exporte, die vom Risiko her sonst nicht zur tragen wären. Mit neuen Instrumenten hilft der Kreditversicherer Euler-Hermes dem Mittelstand.
Die Nachfrage nach staatlichen Exportkreditgarantien, so genannten Hermesdeckungen, ist im Verlauf des ersten Halbjahres 2006 stark gestiegen. Die Bundesregierung übernahm nach offiziellen Zahlen Deckungen für Exportgeschäfte mit einem Auftragsvolumen von 9,2 Mrd. Euro. Das sind fast ein Viertel mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wie die Euler-Hermes Kreditversicherungs-AG meldet, die seit 1949 im Auftrag der Regierung federführend die Exportkreditgarantien abwickelt.
Die Gründe für den Boom seien der weiterhin boomende deutsche Gesamtexport und die Absicherung einiger Großgeschäfte, wie es heißt. Auch für das zweite Halbjahr rechnet der Versicherer damit, dass viele Bundesdeckungen in Anspruch genommen werden. Der Hintergrund: Bei Exporten in Märkte mit erhöhtem Risiko wie Entwicklungs- und Schwellenländer ist das Angebot der privaten Exportkreditversicherer begrenzt. Häufig lassen sich diese Geschäfte nur mit Hilfe der staatlichen Exportkreditversicherung realisieren. Der Staat tritt also erst dort ein, wo die private Versicherungswirtschaft keine Absicherung anbietet.
„So gesehen kommt den Hermesdeckungen eine besondere Bedeutung zu“, betont Dr. Hans Janus, Mitglied des Vorstands bei Euler Hermes. Alle gedeckten Geschäfte seien in einem Punkt identisch: Sie werden von den Exporteuren und ihren Banken als zu riskant angesehen, um auf eigenes Risiko durchgeführt zu werden. Janus: „Hermesgedeckter Export ist deshalb in nicht wenigen Fällen zusätzlicher Export.“
Der Exporteur sollte möglichst frühzeitig, bereits im Verhandlungsstadium und auf jeden Fall vor Unterzeichnung des Exportvertrags, Kontakt zu Euler Hermes aufnehmen, wie der Kreditversicherer rät. Dem Antrag sollte schon das Auskunftsmaterial beifügt sein. Bei hohen Auftragswerten gehört außerdem ein Memorandum zu den Unterlagen, das Angaben zu Finanzierung, Infrastruktur, Umweltaspekten und volkswirtschaftlicher Bedeutung des Projekts enthält.
Die Prämien, die der Exporteur zu bezahlen hat, setzen sich aus Bearbeitungsgebühren und Entgelten für die Deckungsübernahme zusammen. Die Höhe richtet sich nach der Länderkategorie, in die das Käuferland eingestuft ist. Es gibt kein Mindestvolumen für die Beantragung einer Hermesdeckung. Entscheidend ist, dass das Vorhaben förderungswürdig und risikomäßig vertretbar ist. Förderungswürdig sind laut Euler Hermes die meisten deutschen Exportgeschäfte. Kriterien sind beispielsweise die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen in der Bundesrepublik, Markterhaltung, die außen-, entwicklungs- sowie strukturpolitische Bedeutung des Geschäfts. Als besonders förderungswürdig gelten Geschäfte, in die Zulieferer aus den neuen Bundesländern eingebunden sind, oder mit hoher mittelständischer Beteiligung.
Seit diesem Jahr hat Hermes zwei neue Instrumente im Programm: Die Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistung (APG) und die Avalgarantie sind für den Mittelstand konzipierte Absicherungen. Die APG soll den Wegfall der Fördermöglichkeit für Geschäfte mit den EU-Beitrittsländern kompensieren. Die Avalgarantie soll es Exporteuren erleichtern, die im Auslandsgeschäft üblichen Garantien – Anzahlungs- und Gewährleistungsgarantien – beizubringen. Euler-Hermes Manager Janus: „Die Avalgarantie hat als unser jüngstes Produkt einen fulminanten Start hingelegt.“
Tilman Vögele-Ebering tilman.voegele@konradin.de
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