Startseite » Allgemein »

Forum generiert die Aufträge von morgen

Kongreß und Fachmesse stellen Verfahren in den Mittelpunkt
Forum generiert die Aufträge von morgen

Die Materialica hat sich als Technologiemesse für den Einsatz und die Entwicklung von neuen Werkstoffen etabliert. Der parallel veranstaltete Kongreß Euromat 99 sorgte für regen Dialog zwischen Industrie und Wissenschaft.

Von unserem Redaktionsmitglied Olaf Stauß

Mit 37 % mehr Ausstellern und 30 % mehr Fachbesuchern ist das Technologiekonzept der nun zum zweiten Mal veranstalteten Materialica aufgegangen. Die Messe München GmbH zählte 7100 Besucher, die von 27. bis 30. September das Informationsangebot von 363 Ausstellern aus 16 Ländern in Anspruch nahmen. Wie schon im letzten Jahr stellte die Materialica neue Technologien für die Entwicklung und Anwendung von Werkstoffen in den Mittelpunkt. Daß dieses Konzept Erfolg hatte, zeigen nicht nur die Besucherzahlen. „Dies ist keine Verkaufsmesse”, war von den Ausstellern zu hören: Die Besucher nutzen das Know-how der Technologieanbieter und erörtern konkrete Problemstellungen aus der Entwicklung. Der fachliche Austausch dominiert, Entwicklungsprojekte und -partnerschaften werden angebahnt. Vertriebsleiter Bernd Stein von der Dynamit Nobel GmbH in Troisdorf resümmiert: „Die Materialica beweist sich als Forum für Entwickler. Hier werden die Aufträge von morgen vorbereitet.”
Großen Anteil daran hatten die mit ihrem technologischen Know-how reichlich vertretenen Hochschulen und Forschungsinstitute. Sie beteiligten sich mit teils großen Gemeinschaftsständen an der Messe, zum Beispiel die Fraunhofer-Gesellschaft, das Forschungsland Sachsen oder die „Arbeitsgemeinschaft bayerischer Forschungsverbünde” (Abayfor). Anders als noch vor einigen Jahren, geht die Materialwissenschaft heute direkt auf die Industrie zu: Kaum eine Hochschule trat auf der Messe ohne eine ausgegründete oder kooperierende GmbH auf, die ein Fenster zur Wirtschaft bildet. Am weitesten prescht zur Zeit die Universität Bayreuth vor. Sie hat beim Freistaat Bayern die Gründung eines „Kompetenzzentrum Neue Materialien” beantragt, das die Aktivitäten von 15 Instituten in Bayreuth, Fürth und Würzburg in einem gemeinsamen Unternehmen zusammenfassen soll.
Dieses starke Engagement von wissenschaftlicher Seite macht die Messe jedoch nicht zu einer universitären Veranstaltung. Im Gegenteil: Laut Umfrage ist der Anteil der Besucher aus der Industrie von 61 % im Vorjahr auf 69 % angestiegen. Konnte vor etwa fünf Jahren noch beklagt werden, daß Industrie und Hochschule ohne gegenseitigen Dialog nebeneinander her leben, so trifft dies seit Bestehen der Materialica nicht mehr zu. Beide Bereiche profitieren von dem Austausch und befruchten sich für neue Entwicklungen.
Nanotechnologie birgt Innovationspotential für die Zukunft
Auch ein Großteil der Unternehmen präsentierte sich auf Gemeinschaftsständen. Dies gibt einen Trend vom Markt wieder. Werkstoffunternehmen suchen die Zusammenarbeit und bündeln ihre Kräfte beispielsweise in der Interessengemeinschaft Neue Materialien in NRW e.V. (Nema), Bergisch Gladbach, die sie auf Messen und durch Öffentlichkeitsarbeit nach außen vertritt. Da die Zahl der Ansprechpartner sinkt, profitiert auch der Anwender davon. Allerdings erhält er dadurch noch keinen erschöpfenden Überblick über die unübersichtliche Vielfalt der Werkstoffe. Um Abhilfe zu schaffen, will Geschäftsführer Claus Hasencamp demnächst eine Datenbank ins Internet stellen, die das Marktangebot neuer Materialien strukturiert. Sie wird in Wettbewerb treten mit der Datenbank M-Line, die der Bayerische Forschungsverbund Materialwissenschaften „Format”, München, bereits heute anbietet (https://portal.mytum.de. de). Im dienstleistenden Bereich kann der Anwender also mit neuen Angeboten rechnen.
Ein Erfolgsmodell repräsentiert in diesem Bereich die Aachener Task GmbH, die selbst Mitglied der Nema ist und mit rund 40 Unternehmen ausschließlich Hersteller von Technischer Keramik vertritt. Geschäftsführer Dr. Michael Zins kann auf fast jeder Messe ein neues Mitglied mit einem neuen Produkt präsentieren: So stellt die SLG GmbH, Bernau, spritzgegossene keramische Pinzetten, Skalpelle und Schneiden her, die elektrostatisch isolierend sind und Schäden an Elektronik-Bauteilen vermeiden.
Das technologieorientierte Konzept der Messe lebt nicht zuletzt stark von der parallel stattfindenden Werkstofftagung. An die Stelle der Werkstoffwoche ist in diesem Jahr der Kongreß Euromat 99 getreten. Er wird vom europäischen Verband „Federation of European Material Societies” (FEMS) im Zweijahres-Rhythmus an wechselnden Orten veranstaltet. Diesen Kongreß nach München zu holen, vergleicht Dr. Peter Paul Schepp, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde (DGM), mit einem „Zuschlag für die Austragung der Olympiade”. Wie schon im Jahr zuvor bei der Werkstoffwoche, war er federführend an der Organisation des Kongresses beteiligt. Schepp: „Indem es uns gelungen ist, den Kongreß Euromat 99 zu holen, haben wir einen weiteren Schritt zur Internationalisierung vollzogen.” Aus 58 Ländern waren 2130 Teilnehmer angereist, 130 mehr als im Vorjahr. „Nur” 40 % kamen aus Deutschland.
Für die Messe lag die Bedeutung des Kongresses einerseits darin, daß viele Teilnehmer die ausstellenden Unternehmen besuchten. Andererseits referierten Experten aus den Entwicklungsabteilungen der Unternehmen auf der Tagung. Beide Veranstaltungen leben von dem Wechselspiel. Dr. Peter-Jürgen Winkler, Leiter des Entwicklungslabors „Strukturwerkstoffe” der Daimler-Chrysler AG, koordinierte zum Beispiel den Tagungsbereich Transportwesen. Obwohl sich sein Unternehmen an der Materialica nicht beteiligte, nutzte Winkler auch die Messe als Forum: „Wir sehen uns als Mittler zwischen Zulieferern und den Forschungsinstituten, denn wir können nicht alles selbst entwickeln. Wir arrangieren Gespräche und bringen Entwicklungen in Gang.”
Neuigkeitswert haben auf beiden Veranstaltungen weniger fertige Produkte als vielmehr Technologien, die zu neuen Ansätzen führen. Ein Beispiel ist die Nanotechnologie, die sich als Thema sowohl auf der Materialica als auch auf dem Euromat fand. Professor Herbert Gleiter vom Forschungszentrum Karlsruhe koordinierte den Tagungsbereich. Er prognostizierte der Nanotechnologie große Entwicklungschancen, setzte dafür aber noch langanhaltende Forschungsarbeiten voraus. Andererseits gebe es schon Anwendungen wie etwa Turbinenschaufeln, die durch Nanopartikel verformungsarm und funktionsfähig blieben. Wie es funkioniert? Prof. Gleiter: „Sie bauen kleine Teilchen ein, die verhindern, daß sich die Schaufel verformen kann.”
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de