Die ThyssenKrupp-Tochter Rasselstein lässt an der Stelle der alten Energiezentrale ein neues Industrieheizkraftwerk bauen. Wenn die Rechnung aufgeht, wird der Weißblechhersteller seine Betriebskosten deutlich senken.
Die Energieversorgung beim Weißblechhersteller Rasselstein in Andernach liegt künftig in den Händen der GWE Gesellschaft für wirtschaftliche Energieversorgung, Freiburg. Ein modernes Industrieheizkraftwerk (IHKW) mit gekoppelter Wärme- und Stromerzeugung, so genannter Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), wird ab Mitte 2007 die komplette Dampfversorgung der Thyssen-Krupp Tochter sichern.
Der für die Produktion und Beheizung der Produktionsstätten erforderliche Prozessdampf wird bei Rasselstein derzeit noch im betriebseigenen Heizkraftwerk erzeugt, das Anfang 1960 errichtet wurde und jetzt nach einer Laufzeit von 45 Jahren planmäßig durch den Neubau des IHKW Andernach ersetzt werden soll.
Durch eine effizientere Nutzung der eingesetzten Rohstoffe EBS (Ersatzbrennstoffe) und Erdgas soll das Kraftwerk die bisherige Stromproduktion um rund 370 % steigern und in der Region eine vorbildliche Wärmewirtschaft realisieren. Die Strom-Mehrerzeugung entspricht einem Verbrauch von etwa 20 000 Haushalten. Durch die Mehrproduktion wird der C02-Ausstoß im Jahr um 30 000 t verringert.
„Diese hochmoderne Anlage entspricht zum einen den neuesten gesetzlich geforderten Umweltstandards, zum anderen werden unsere Betriebskosten drastisch gesenkt. Dies bedeutet für uns eine langfristige Absicherung der Weißblechproduktion am Standort Andernach“, betont Gerd Lohscheidt, Vorstandssprecher von Rasselstein.
Für die Planung, Errichtung und den Betrieb der Anlage wurde die IHKW Industrieheizkraftwerk Andernach GmbH gegründet. Sie ist eine 100%ige Tochter der GWE, die insgesamt 65 Mio. Euro in das Projekt investiert. Vor dem Hintergrund der seit 1. Juni 2005 geänderten Rahmenbedingungen bei der Müllentsorgung, ist für GWE Geschäftsführer Karl-Ekkehard Sester das neue Industrieheizkraftwerk in Andernach ein weiterer ökologischer Meilenstein. „Über leistungsfähige Sortiertechniken des vertraglich gebundenen Ersatzbrennstofflieferanten werden den Abfällen brennstoffhaltige Anteile entnommen. Diese Ersatzbrennstoffe verfügen über einen höheren Heizwert als beispielsweise Braunkohle.“ Die gesetzlichen Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes und des Treibhaus-Emissionshandel-Gesetzes werden somit erfüllt.
Der Freiburger Projektentwickler betreibt in Deutschland schon zahlreiche Heizkraftwerke für Industrieunternehmen und Kliniken. Mit einem erzielten Energienutzungsgrad zwischen 80 und 95 % setzt sich die GWE deutlich von zentralen Anlagen ab. jk
Virtuelles Kraftwerk
Das von der GWE in Deutschland erstmalig eingeführte „Virtuelle Heizkraftwerk low emission“ ist eine Versorgungslösung auf der Basis im Verbund operierender dezentraler Wärme-Kraft-Kopplung. Die Teilnehmer einer solchen Energiepartnerschaft bilden einen eigenen Bilanzkreis und partizipieren gemeinschaftlich an den Vorteilen, die das Netzwerk auf dem Energiemarkt erschließt. Sie agieren wie ein eigenständiger, genossenschaftlich organisierter Energieversorger. Dieses Konzept bietet die GWE auch Betreibern und Eigentümern von Drittanlagen an.
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