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Für alle fliegt der RFID-Vogel noch nicht

RFID: Die Anzahl der Einsatzmöglichkeiten steigt
Für alle fliegt der RFID-Vogel noch nicht

Auf der Cebit hat das Thema RFID in Halle 6 ein eigenes Forum. Auch die Industrieverbände BDI und Bitkom sehen in der Technik große Chancen für Unternehmen und Kunden.

Schätzungen von Sun Microsystems zufolge werden in 2012 über 1000 Mrd. Produkte mit RFID-Chips ausgestattet sein, und die Experten von Forrester Research prognostizieren, dass 2015 bereits 80 % aller Produkte mit RFID-Chips versehen werden. Bereits heute findet RFID seinen Einsatz bei der Personen- und Objektidentifikation zur Prozessoptimierung und Qualitätssicherung in unterschiedlichen Branchen. Auch die Linde-Tochter Linde Material Handling geht bei der Qualitätssicherung neue Wege: Mittels RFID soll die Rückverfolgbarkeit von Baugruppen bei der Gabelstapler-Produktion bis hin zum Händler schneller, kostengünstiger und lückenloser gestaltet werden. Der IT-Spezialist Seeburger GmbH aus Bretten (Halle 4, Stand E56) unterstützt Linde bei der Planung und Konzeption des Projekts und implementiert mit dem RFID-Gateway und dem SCM-Portal die entsprechende Software, um die gesammelten RFID-Daten zu konsolidieren, zu visualisieren und in SAP R/3 zu überführen. In dem untersuchten Szenario werden die Komponenten mit RFID-Chips versehen, auf denen Informationen wie die Seriennummer hinterlegt werden. Dann werden die Baugruppen wie üblich in den Gabelstapler eingebaut. Über Erfassungspunkte, die bereits während des gesamten Herstellungsprozesses sowohl die Barcode- als auch die RFID-Daten auslesen, kann beim Warenausgang nicht mehr nur die Produktionsgruppe, sondern jedes einzelne erfasste Bauteil zugeordnet werden. So muss kein Mitarbeiter mehr den Gabelstapler zum Auslesen umrunden. Die gesammelten Daten werden dann über das RFID Gateway konsolidiert und an das SCM-Portal weitergegeben.

Die Hommel CNC-Service GmbH, eine Tochter der Wollschläger GmbH & Co KG mit Sitz in Bochum, will durch den Einsatz einer RFID-Lösung von der Münsteraner Tectura GmbH (Halle 5, Stand D38) vor allem die Ersatzteilprozesse optimieren. Damit ist Hommel heute in der Lage, Ersatzteile schneller und sicherer zu identifizieren, den Warenein- und -ausgang zu beschleunigen sowie eine automatische Verbuchung in das ERP-System Microsoft Dynamics NAV vorzunehmen. Hommel erhält einen vollständigen Überblick über alle Bestandsveränderungen und kann Transport- und Umschlagbedingungen simulieren. Das Unternehmen wird zudem den Schwund hochwertiger Ersatzteile durch die umfassende Nachverfolgung senken können.
Als die Fritz Winter Eisengießerei GmbH & Co. KG, Stadtallendorf, ihre neue Kernschießanlage für Motorblöcke voll automatisieren und erweitern wollte, entschied sie sich für das Transpondersystem Moby F von der Nürnberger Siemens AG (Halle 6, Stand C40). Dieses Identifikationssystem besteht aus mobilen RFID-Tags, die über Funk ausgelesen und identifiziert werden, sowie den entsprechenden Lesestationen. Der Kfz-Zulieferer Winter benötigte ein sicheres Identifikationssystem, das auch unter den härtesten Umgebungsbedingungen einer Gießerei zuverlässig die 300 im Umlauf befindlichen Stahlpaletten und damit die transportierten Kernpakete erkennen kann. Die erste Identifizierung findet nach dem Absetzen der geschossenen Kerne auf die Palette statt. An dieser Stelle wird die Transpondernummer über die Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) eingelesen, dem Lagerverwaltungsrechner übermittelt und dort in der Datenbank mit dem Kerntyp verknüpft. Während des Transports durchläuft die Palette mehrere Lesestationen, an denen jeweils ein Abgleich mit der Datenbank erfolgt. Die Paletten werden im weiteren Verlauf über einen Senkrechtförderer auf drei Etagen an je sechs Stauförderern verteilt, wobei auch hier an jeder Verteilstelle die Kennung der Palette gelesen wird.
Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Maschinenbau und Maschinenbauinformatik, sieht im Einsatz von RFID im Kampf gegen die immer stärker zunehmenden Produktpiraterie im Maschinen- und Anlagenbau – mit einem geschätzten, jährlichen Schaden von 450 Mrd. Euro – die Lösung des Problems: „So wird etwa nach einer Überprüfung des Registriercodes das Werkzeug entweder als Original anerkannt oder als Plagiat abgelehnt. Die Maschine und die Bearbeitung können nur mit Originalbauteilen betrieben werden.“ Weiter bekommen die Maschinen alle benötigten Betriebs- und Korrekturdaten beim Auslesen des RFID-Tags.
Nach Einschätzung von Christoph Hahn-Woernle, Geschäftsführer Viastore Systems GmbH und Vorsitzender und Sprecher des Forums Intralogistik im VDMA betrifft das Thema nicht allein die Intralogistik, es muss vielmehr im Kontext der gesamten Supply Chain gesehen werden. Deshalb wird dem Thema in den letzten fünf Jahren eine so hohe Bedeutung beigemessen.“ Der Einsatz von RFID sei bezahlbar geworden durch die Miniaturisierung in der Elektronik. Etiketten bekomme man bereits für 30 Cent pro Stück und auch die Lesegeräte sind relativ preiswert. Darüber hinaus eröffnet sich der Intralogistik durch die Beschriftbarkeit der Etiketten neue Lösungen. „Die RFID-Technologie ermöglicht dezentrale Steuerungs- und IT-Architekturen – Stichwort ‚Multiagenten’.“ Doch Christoph Hahn-Woernle gibt auch zu bedenken: „Zu jedem Schreibvorgang gehört das anschließende Lesen, um sicher zu gehen, dass auch alle Daten richtig geschrieben wurden. Hier hapert es an der Sicherheit. Logistische Prozesse benötigen aber null Fehler. Das Schreiben dauert noch mehrere Sekunden und das ist unvorstellbar bei mittlerer Geschwindigkeit einer Fördertechnik. Es bedarf also noch viel Arbeit, bis der RFID-Vogel flügge wird und abhebt.“
Tino M. Böhler Fachjournalist in Dresden
Vor dem RFID-Einsatz müssen die Prozesse analysiert werden
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