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„Für Importeure wird die Luft in China immer dünner“

Zhafir-Geschäftsführer Prof. Franz: Chinesische Maschinen ziehen technologisch nach
„Für Importeure wird die Luft in China immer dünner“

„Für Importeure wird die Luft in China immer dünner“
„Ob die asiatischen Anbieter sich auf den europäischen Markt ausreichend einstellen können und wollen, ist eine der spannenden Fragen der nächsten Jahre.“
Die chinesische Kunststoffindustrie wächst ungebremst. Asiatische Maschinenhersteller holen im Leistungsniveau stark auf. Zhafir-Geschäftsführer Prof. Helmar Franz nennt die Auswirkungen auf Technologie und Absatz deutscher Hersteller und auf die Kunststoffverarbeiter hierzulande.

Der Umsatz mit Kunststofferzeugnissen in China wächst beträchtlich. Wie werden sich diese Branchen in den nächsten fünf bis zehn Jahren verändern?

Einerseits entwickeln sich die Abnehmermärkte weit weniger homogen als in Europa, weil die Bedürfnisse und das Konsumverhalten der Menschen sehr unterschiedlich sind, ebenso wie die Investitionen in die Infrastruktur zwischen Küste und Binnenland. Andererseits wächst aber auch in China – wie in anderen Volkswirtschaften – die Kunststoffindustrie schneller als das Bruttoinlandsprodukt. Da bisher erst die Bewohner der küstennahen Regionen am Konsum direkt beteiligt sind, bietet der lokale Markt neben dem Export noch gewaltige Wachstumsreserven. Insofern ist ein Ende der positiven Entwicklung nicht in Sicht.
Welche asiatischen Maschinenanbieter sind für den chinesischen Markt relevant?
So ziemlich alle asiatischen Maschinenhersteller versuchen, nach China zu verkaufen. Wir differenzieren zwischen den Maschinen lokaler chinesischer Anbieter und denen chinesisch-europäischer sowie chinesisch-asiatischer Joint Ventures aus Japan, Korea und Taiwan. Hinzu kommen die Maschinen, die aus Japan, Korea, Taiwan und Europa importiert werden.
Welche Rolle spielen diese Maschinen jeweils bei hochpräzisen und leistungsfähigen Anlagen heute und in Zukunft?
Heute bedienen nur die importierten Maschinen aus Japan, Korea, Taiwan und Europa das High-Tech-Segment. Die Luft wird aber immer dünner. Denn die chinesischen Anbieter und auch die in China ansässigen Joint Ventures holen im Leistungsniveau immer weiter auf, so dass sie in Zukunft auch aus eigener Produktion präzise und leistungsfähige Anlagen anbieten werden.
Nun von China nach Deutschland: Können die Kunststoffverarbeiter es sich überhaupt noch leisten, in hochpreisige Maschinen zu investieren?
Ich kann einen dramatischen Einbruch der Investitionstätigkeit in Deutschland nicht erkennen, eine solche Gefahr wird in der Fachpresse auch nicht kommuniziert. Rund 3500 Spritzgießmaschinen pro Jahr werden in Deutschland neu installiert. Das ist noch immer ein Drittel des Absatzes in Europa. Sicher kommt angesichts eines zunehmenden Kostendrucks der Auswahl der richtigen Maschine für den jeweiligen Anwendungszweck eine höhere Bedeutung zu. Hier gilt: High-Tech-Maschinen für High-Tech-Anwendungen und Standardmaschinen für Standardanwendungen. Auf diese Herausforderung werden sich alle Anbieter einstellen müssen.
Können angepasste Maschinenkonzepte die Investitions- und damit Produktionskosten für den Kunststoffverarbeiter reduzieren?
Der Einfluss der Anschaffungskosten einer Maschine auf die Stückkosten wird oft überschätzt. Aber die Investition an sich schreckt viele Verarbeiter einfach ab. Natürlich reagieren die europäischen Maschinenhersteller mit angepasster Maschinentechnik. Sie bieten auch standardisierte Maschinentechnik an – aufgrund ihrer Kostenstrukturen jedoch nur auf einem sehr hohen Preisniveau.
Schlagen Sie mit ihrem neuen Unternehmen einen anderen Weg ein?
Mit Zhafir verfolgen wir einen neuen Ansatz: Alles, was der Verarbeiter wirklich braucht, ist in der Maschine enthalten. Dafür gibt es keine unendlich lange Liste von Optionen und Sonderlösungen. Und wir werden mit einem neuen Werk auf der sprichwörtlichen grünen Wiese an den Start gehen – ohne Altlasten und mit allem, was wir tun, voll auf die Kundenbedürfnisse orientiert.
Mit Zhafir zielen Sie primär auf den asiatischen Markt. Wie wird sich dieser für Maschinenhersteller aus dem deutschsprachigen Raum verändern? Denn die chinesischen Importe stiegen ja rasant…
Meines Wissens stimmt dies so nicht ganz, wie Sie es sagen. Zum Beispiel ist nach rasanten Wachstumsraten bis ins Jahr 2004 der Import aus Deutschland im Jahr 2005 um die Hälfte eingebrochen, ohne dass dies den Markt in China widergespiegelt hätte. Das Geschäft für die deutschen Anbieter hat sich in diesem Jahr in China wieder etwas erholt. Aber: Die chinesische Technik holt weiter auf, und die gewachsenen Kapazitäten der heimischen Anbieter und ihr immer höheres Technologieniveau lassen den Wettbewerb für Importe immer stärker werden. Das gibt den Anwendern in China, darunter natürlich auch den Tochterunternehmen internationaler Großkonzerne, neue Möglichkeiten.
Auf der Kostenseite hat China immer noch einen entscheidenden Standortvorteil, den auch deutsche Unternehmen nutzen. Wie wird sich dieser Standortvorteil in der Zukunft verändern?
Produktionstechnik desselben Technologieniveaus kostet in China in etwa so viel wie in Europa. Je nach Region gibt es in China große Unterschiede bei den Lohnkosten, wenngleich das Lohnniveau insgesamt deutlich niedriger ist als in Europa. Mit steigender Qualifikation des Personals und wachsender Produktivität wird auch das Lohnniveau steigen. Von daher dürfte sich der Herstellkostenvorteil abschwächen, aber im Vergleich zu Europa auf lange Sicht noch erhalten bleiben.
Sinkt damit auch der Standortvorteil für westliche Produzenten in China, die den asiatischen oder gar weltweiten Markt bedienen?
Sicher bleibt ein nachhaltiger Standortvorteil bestehen, wenn sich die Produzenten von den westlichen Fertigungsmethoden lösen können und eine Modifikation ihrer Produkte im Sinne der besseren Nutzung der Vorteile des chinesischen Marktes zulassen. Damit würde man sich auch eine bessere Position im Wettbewerb mit lokalen Anbieten verschaffen, deren Produkte selbstredend auf diese Vorteile ausgerichtet sind.
Christian Bothur Fachjournalist in Düsseldorf
„Wir verzichten auf Optionen und Sonderlösungen“

Globalisierung
Der chinesische Markt bietet gewaltige Wachstumsreserven in der Kunststoffverarbeitung. Für diese Märkte entwickelt Prof. Helmar Franz mit seinem neuen Unternehmen Zhafir eine vollelektrische High-Tech-Spritzgießmaschine, die dank radikaler Standardisierung und hoher Stückzahlen sehr kostengünstig sein soll. Das hat Konsequenzen auch hierzulande: Europäische Exporteure erhalten einen sehr ernst zu nehmenden Wettbewerber. Und für den einen oder anderen hiesigen Kunststoffverarbeiter könnte die Zhafir-Maschine durchaus von Interesse sein.

Spritzgießmaschinen aus Deutschland für Asien
Die Zhafir Plastics Machinery GmbH, Schwäbisch Gmünd, entwickelt eine Baureihe vollelektrischer Spritzgießmaschinen vorrangig für China und andere asiatischen Märkte. Hinter Zhafir stehen verschiedene Investoren unter Beteiligung von Jianming Zhang, CEO des chinesischen Spritzgießmaschinenherstellers Ningbo Haitian Group Co., Ltd., und Prof. h.c. Helmar Franz, Member of the Group Board und Executive Vice President Strategic Business Development der Ningbo Haitian Group. Alleiniger Geschäftsführer ist Professor Franz.
Ziel des im Januar 2006 gegründeten und privat finanzierten Unternehmens ist die Produktion einer leistungsfähigen und umfassend ausgestatteten, aber sehr kostengünstigen Maschine. Dazu errichtet das Unternehmen in Ebermannsdorf in der Oberpfalz bis zum Jahresende 2006 ein Entwicklungszentrum für ein internationales Team von Technikern und Ingenieuren. Zhafir plant, seine Maschinen ab 2008 in Ebermannsdorf zu montieren und vornehmlich in Asien zu vermarkten.
Zur Fachmesse K 2007 im Oktober kommenden Jahres sollen die wesentlichen Merkmale der Maschine definiert sein. Die wichtigsten Messen zur Positionierung der Maschine im ausgewählten Wettbewerbsumfeld werden die Chinaplas im Frühjahr 2008 und die International Plastics Fair IPF in Tokio/Japan im November 2008 sein.
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