Gendern, also die Verwendung geschlechtergerechter Sprache, ist in aller Munde und auf allen Bildschirmen. Auf die eine oder andere Weise muss man sich heute mit dem Thema auseinandersetzen und eine eigene Position finden. Vermutlich haben Sie das längst getan und in Ihrem Unternehmen alles in die Wege geleitet. Oder Sie werden von der einen und dem anderen gelegentlich angesprochen, dass doch mal etwas getan werden müsste.
Das finden wir auch: Tun Sie was. Werden Sie sich klar, wo Sie stehen. Was ist Ihre eigene Position, was ist die Ihrer Zielgruppe? Vielleicht ist es genau richtig, mit dem generischen Maskulinum weiterhin von „den Kunden“ zu sprechen, weil sich alle angesprochen fühlen und sich lieber auf das fokussieren, was Sie ihnen zu sagen haben. Es könnte aber auch sein, dass noch weit mehr als die Hälfte Ihrer potenziellen Leser damit ein Problem hat.
Gendern Sie gut und mit Bedacht
Welche Möglichkeiten haben Sie, im Deutschen alle Geschlechter fair zu berücksichtigen? Es gibt die klassische Doppelnennung, besonders bekannt vom Beginn einer Ansprache: „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!“ Dies ist oft hilfreich, kann bei strenger Beibehaltung in einem längeren Text aber ermüdend sein.
Immer weiter auf dem Vormarsch ist das substantivierte Partizip: Nicht mehr allein auf weitem Flur sind „die Studierenden“, sie bewegen sich inzwischen oftmals zwischen Lehrenden, Dozierenden und Forschenden. Auch diese Formen können nur im Plural alle Geschlechter einschließen, im Singular muss der Schreibende sich für eines entscheiden.
Diese Partizipienvariante bleibt auch nicht ohne Widerspruch, weil von vielen ein inhaltlicher Unterschied zwischen Mitarbeiterin einerseits und Mitarbeitender, also einer Frau, die derzeit mitarbeitet, andererseits gesehen wird. Schon länger eingeführt ist dagegen der Ausdruck „Beschäftigte“ – auch ein Partizip.
Genderstern noch nicht der Weisheit letzter Schluss
Spätestens seit in der Geburtsurkunde nicht mehr männlich oder weiblich eingetragen sein muss, sondern auch divers möglich ist, ist das binäre System von Frau und Mann in Frage gestellt. Unsere Sprache ist darauf nicht vorbereitet, sie gerät ins Stolpern. Auftritt Genderstern: Für die schon lange bekannte sogenannte Sparschreibung mit Schrägstrich – Mitarbeiter/-innen – fanden schon vor längerer Zeit engagierte Kreise eine Variante durch das Binnen-I: MitarbeiterInnen. Größere Verbreitung erfuhr in den letzten Jahren aber der Genderstern, der gewöhnlich ohne Bindestrich an Stelle des Schrägstrichs platziert wird: Mitarbeiter*innen. Der Stern soll nun alle symbolisieren, die sich nicht dem einen männlichen Teil oder dem anderen weiblichen Teil zugehörig fühlen. Allein, darüber hinaus hält die existierende Sprache keine Bezeichnung für nichtbinäre Personen bereit, sofern das in der Grammatik vorhandene Neutrum keine Alternative sein soll.
Nun ist der Stern, ebenso wie das Binnen-I oder weitere Varianten wie der Unterstrich oder der Doppelpunkt, auch bei immer größerer Verbreitung nicht den amtlichen Rechtschreibregeln entsprechend – zwar müssen nur Schulen und Behörden sich an diese halten und Unternehmen sind frei in ihrem sprachlichen Tun.
Auch international ein Thema – aber anders
In der schriftlichen Sprachpraxis jedoch ist die Lage leider oft ein wenig komplizierter, als an ein Wort noch etwas anzuhängen. Das Grundwort muss sich für die Verlängerung eignen, so dass die eine Form in der anderen enthalten ist. Beispielsweise bei „Arzt“ oder „Kollege“ ist dies nicht der Fall. Oft liest man, dass einfach die weibliche Form genommen und mit einem Sternchen versehen wird: Kolleg*innen. Auch in der klassischen Schreibung mit Schrägstrich gilt dies nicht als korrekt. Zusätzlich stellt der Dativ mit seinem Schluss-n eine Falle dar: „Allen Mitarbeiter:innen ein schönes Wochenende“ zu wünschen, ist nicht angebracht, weil das n von „den Mitarbeitern“ fehlt.
Eine weitere Ausweichmöglichkeit, wenn man konkrete Geschlechter vermeiden möchte, ist die Substantivierung: Teamleitung, Sekretariat. Achten Sie nur darauf, dass es vor lauter „-ungen“ und „-aten“ nicht zu unpersönlich wird.
Doch die Diskussion findet nicht nur in der deutschen Sprache statt. Auch im Dänischen oder Englischen stellen sich Fragen nach der sprachlichen Repräsentanz der Geschlechter. Oft beschränkt es sich dort aber auf einzelne Fragen nach Pronomen oder Endungen – ungewohnte Zeichen in der Wortmitte sind unüblich.
Der Hauptpunkt der Diskussion beispielsweise im Spanischen ist wohl die Frage, ob der männliche Plural die Frauen mit einschließt. Teilweise kommen daher neue Alternativformen zu den standardmäßigen (männlich oder weiblich) zur Anwendung. Auf Niederländisch wird die männliche Form inzwischen generisch verwendet, die theoretisch mögliche weibliche Variante nicht genutzt. Im Englischen kann meist erst am Pronomen (she oder he) erkannt werden, welchen Geschlechts eine benannte Person ist. Bei allgemeineren Formulierungen greift man dann inzwischen gern zur Pluralform (they), um nicht einfach ein bestimmtes Geschlecht als Standard anzunehmen.
Wie Sie nun in der Praxis vorgehen, ist oft eine Frage des sprachlichen Kompromisses. Sind die Personen, die Ihre Texte lesen, bereit, unterschiedliche Formen zu akzeptieren und quasi Ihren guten Willen zu erkennen, und sind Sie bereit, Ihre Sprache zu hinterfragen und da und dort anzupassen? Möglich auch, dass Ihre Zielgruppe recht homogen ist und – oft auf Kosten der Textverständlichkeit – vor allem sprachliche Signale wünscht.
Bei Wieners+Wieners haben wir es hier mit unterschiedlichsten Anforderungen zu tun, und entsprechend vielfältig fallen die Lösungen aus.
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