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Gerätewartung in Virtual Reality

Industrial Metaverse
Gerätewartung in der Virtual Reality

Gerätewartung in der Virtual Reality
Dank der digitalen Lösung lassen sich die Kompressoren aus der Ferne und in Zusammenarbeit mit dem Kunden warten. Bild: Burckhardt Compression/Alexander Sauer
Virtuelle Technologien könnten die Arbeit künftig in vielen Bereichen verändern. Maschinenbauer Burckhardt Compression nutzt das Industrial Metaverse für seine Service-Tätigkeiten bei den Kunden. Das entlastet die Techniker, sorgt für umfassende Dokumentation und ganz nebenbei entsteht noch ein digitaler Zwilling.

» Markus Strehlitz, freier Journalist, Mannheim

Auf der Hannover Messe war das Industrial Metaverse allgegenwärtig. Denn während im privaten

Bereich die virtuelle Welt bisher noch nicht von allzu vielen Menschen besiedelt wird, gibt es im industriellen Bereich schon eine Reihe von Anwendungen, in denen die Technologie sehr nützlich sein kann.

Welche Möglichkeiten die 3D-Technologie konkret eröffnet, zeigt der Schweizer Kompressorenhersteller Burkhardt Compression. Das Unternehmen nutzt die Metaverse-Technologie des Software-Anbieters PTC. Damit können Anwender ohne großen Aufwand ein so genanntes Pop-up-Metaversum erstellen, indem die Umgebung, die in die virtuelle Welt geholt werden soll, einfach gescannt wird. Der Nutzer macht per Smartphone oder Tablet eine 360°-Aufnahme – beispielsweise von einer Anlage – und legt auf diese Weise ein 3D-Abbild des entsprechenden Objekts an. Bei Burkhardt sind dies Aufnahmen von den Kompressoren und den Anlagen, in denen diese installiert sind.

Das Unternehmen arbeitet nun gerade daran, die Möglichkeiten, die sich dadurch bieten, Stück für Stück zu erschließen. So soll das Metaverse die Bearbeitung von Service-Aufträgen unterstützen. „Der Anlass, sich mit der Technologie zu beschäftigen, war, dass Burkhardt wie viele andere Unternehmen auch mit dem Arbeitskräftemangel zu kämpfen hat“, berichtet Helmut Draxler, Chief Digital und Information Officer bei Burkhardt. Dem Unternehmen fehlen unter anderem Servicetechniker. „Die Leute sind rar und unser Geschäft wächst extrem schnell.“

Die Folge: Die Service-Mitarbeiter, die bei Burkhardt tätig sind, müssen mehr Kunden bedienen und haben dafür weniger Zeit. Die Metaverse-Lösung soll sie daher bei bestimmten Tätigkeiten entlasten – unter anderem beim Erstellen der Service-Reports.

Ist ein Techniker beim Kunden vor Ort, um dort den Kompressor zu reparieren oder zu warten, meldet er sich zunächst im Metaverse an. Nachdem er seinen Job erledigt hat, gibt es nun mehrere Möglichkeiten, wie er seine Tätigkeit dokumentieren kann. Er kann den Bericht klassisch eintippenoder per Sprachfunktion an das System übermitteln. Der Nutzer hat aber auch die Möglichkeit, ein Bild des Kompressors machen. Dieses gleicht die Künstliche Intelligenz (KI), die im Hintergrund des Metaverse arbeitet, mit der bereits erstellten 3D-Aufnahme ab. Die KI erkennt den Unterschied und schlägt dem Nutzer die Veränderungen vor, die dieser dann nur noch bestätigen muss. Auf diese Weise lassen sich auch die Berichte der Mitarbeiter des Kunden erfassen, wenn diese an der Anlage gearbeitet haben. „So sorgt das Metaverse für eine saubere, voll umfängliche Dokumentation“, sagt Draxler.

Die Technologie unterstützt den Techniker aber auch bei seiner eigentlichen Arbeit. Erfahrene Experten können den Kollegen vor Ort beiseite stehen, weil sich beide in der gleichen virtuellen Welt befinden. Per Augmented Reality können sie Hinweise geben, was an welchem Gerät zu tun ist. Der Techniker vor Ort sieht diese Hinweise dann auf seinem Smartphone oder Tablet, bei dem das reale Bild der Anlage von einem 3D-Bild überlagert wird.

Auch das hilft in Sachen Arbeitskräftemangel. Die Spezialisten können sich von ihrem Büro aus um mehrere Kunden kümmern, statt sich auf eine zeit- und kostenaufwendige Dienstreise zu begeben. Und die Mitarbeiter in den Kundenunternehmen können bestimmte Wartungen oder Reparaturen selbst ausführen, weil sie von Burkhardt-Experten per Metaverse-Technik geführt werden.

Arbeitsvor- und -nachbereitung
werden verkürzt

Ganz nebenbei entsteht damit auch ein digitaler Zwilling der Anlage. Dieser stellt eine wichtige Wissensbasis dar. Bevor ein Techniker zum Kunden geht, kann er sich die Anlage digital darstellen lassen. „Er kann sich um das 3D-Modell herum virtuell bewegen, sich heranzoomen und alle Informationen anzeigen lassen“, erklärt Draxler. „Das System sagt mir dann zum Beispiel, wann die Anlage zuletzt gelaufen ist, welche Teile benötigt werden, wer daran gearbeitet und so weiter.“ Damit verringert sich das Risiko von Fehlern, weil zum Beispiel sichergestellt ist, dass keine falschen Teile eingebaut werden. „Wir wollen mit dem Metaverse die Arbeitsvor- und nachbereitung optimieren und damit auch verkürzen.“

Als Ergebnis entstehe eine Geräteakte, die besonders umfangreich sei, so Draxler. Denn im Metaverse kommen Informationen zu einem Gerät oder einer Anlage zusammen, die sonst in getrennten Software-Systemen aufbewahrt werden. „Im SAP-System stehen nur die Daten, die unsere Servicetechniker erbringen. Dort wird aber nicht erfasst, was der Kunde oder ein Drittanbieter gemacht hat“, erläutert Draxler. „Mit dem Metaverse halte ich nun alle Daten in einem einzigen System, auf das jeder zugreifen kann.“

Dabei bietet der digitale Zwilling, der in der virtuellen Welt entsteht, noch zusätzlichen Nutzen. Im

Metaverse entsteht nicht nur ein 3D-Modell des Geräts – wie etwa einem Kompressor – sondern auch der dazugehörigen Umgebung. „Man sieht zum Beispiel, in welchen Räumlichkeiten sich die Anlagen befinden und welche Ausmaße diese haben. Und man kann auch erkennen, ob sich die Umgebung verändert hat“, berichtet Draxler. „Das System ermöglicht die Sicht von oben. Das ist quasi wie die Einparkfunktion beim Auto.“

Wie sich diese und weitere Möglichkeiten erschließen lassen, das eruiert Burckhardt Compression gerade in einem Pilotprojekt mit einer Reederei. Die Kompressoren des Schweizer Herstellers sind dort zum Beispiel auf Tankern im Einsatz. Und die Techniker können sich bei deren Wartung nun auch durch die virtuelle Anlage bewegen.

„Wenn es bei einem Schiff auf hoher See ein Problem gibt, ist es schwierig, dort schnell einen Service-Techniker hinzuschicken“, so Draxler. „Daher ist die Metaverse-Technologie für solche Einsatzgebiete prädestiniert.“ Es gebe aber mittlerweile auch viel Interesse von Unternehmen aus anderen Branchen. Das Industrial Metaverse könnte somit in Zukunft zum place to be für die Industrie werden.


Experte im Interview

Im Interview mit dem Industrieanzeiger erklärt Helmut Draxler, Chief Digital und Information Officer, wieso die Metaverse-Lösung begeistert angenommen wird, wie der Umgang mit den Daten geregelt ist und warum man auch als Maschinenbauer wie eine Software-Firma denken muss. http://hier.pro/jxyN3


Metaverse im Video

Wie das Metaverse bei Burckhardt Compression aussieht und wie das Unternehmen die virtuelle Technologie nutzt, zeigt dieses Video: http://hier.pro/GTRlv

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