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Glasfassade hilft beim Energiesparen

Simulation berücksichtigt Nutzerverhalten bereits bei Planung
Glasfassade hilft beim Energiesparen

Glasfassade hilft beim Energiesparen
Richtig ins Energiekonzept eingebunden, trägt das Baumaterial Glas zum niedrigen Energieverbrauch des Züricher Bürokomplexes Leonardo bei (Bild: Bensberg)
Der Züricher Bürokomplex Leonardo zeigt seit 30 Monaten, dass Fassaden aus Glas keine Energiefresser sein müssen. Im Gegenteil. Richtig eingesetzt, hat Glas als Baumaterial sogar große Vorteile.

Dr. Klaus Heidler ist Gründer und Chef der Dr. Klaus Heidler Solar Consulting in Freiburg

„Dass Glasfassaden in der letzten Zeit in die Diskussion gekommen sind“, sagt Siegfried Delzer, „liegt am Unvermögen der Planer, die Wechselwirkung gekoppelter Systeme richtig zu bewerten.“ Wer die inneren Zusammenhänge des Gebäudes als System nicht verstehe, fährt der Gründer der Lörracher Delzer Kybernetik GmbH fort, brauche sich nicht zu wundern, wenn das Ergebnis unbefriedigend sei.
Der Züricher Bürokomplex Leonardo zeige, dass ökologische Gebäude wirtschaftlich zu erstellen und zu betreiben seien, ergänzt Architekt Rolf Läuppi. „Außerdem sorgt der hohe Nutzerkomfort des Gebäudes für höhere Produktivität am Arbeitsplatz. Die Glasfassade half uns dabei, diese Vorstellungen zu erfüllen. Außerdem ist sie ein ästhetisches Erlebnis.“
Um schon in der Planungsphase zu wissen, welche Entscheidungen sich wie auf den Betrieb auswirken, berechnete Delzer mit der eigenen Simulationssoftware DK-Solar den Energieverbrauch. Das Besondere an DK-Solar: Das Nutzerverhalten fließt in die Berechnungen mit ein. Dieser Faktor sei mindestens ebenso wichtig wie das Wetter und werde von den bisherigen Programmen nicht erfasst, betont der Kybernetiker. Außerdem berücksichtigte die Simulation die Geometrie des Gebäudes, die Baumaterialien und die technischen Anlagen. Ergebnis: Ein robustes und flexibles Energie- und Regelkonzept. Große Änderungen bei der Nutzungsart oder beim Wetter verändern die Behaglichkeit und den Energieverbrauch nur wenig. Die Erfahrungen aus den ersten beiden Jahren bestätigen die Berechnungen. Der Gesamtendenergiebedarf von Heizung, Kühlung, Lüftung und Wassererwärmung liegt bei 35 kWh/m2 Primärenergie.
Die Fassade ist – bis auf wenige Ausnahmen – hochisolierend, zweischichtig vollverglast. Der dadurch entstehende Lärmschutz ist ein zusätzlicher Vorteil, weil Leonardo an Hauptverkehrsstraßen und in der Abflugschneise des Züricher Flughafens liegt.
Richtig ins Energiekonzept eingebunden, hat Glas als Baumaterial große Vorteile. Der hohe Anteil an Tageslicht ist bei Bürogebäuden wichtig. Künstliches Licht ist neben der Kühlung der Hauptfaktor beim Energieverbrauch. Zudem erhöhen Tageslicht und ein schöner Ausblick den Arbeitskomfort und damit die Leistung der Nutzer. Und in der Übergangszeit sowie im Winter können die solaren Wärmegewinne besser genutzt werden als bei anderen Materialien.
Die innere Schicht der Doppelfassade ist hermetisch geschlossen. Für Frischluft sorgt eine Lüftungsanlage. Die äußere Schicht besteht aus einer am Dachrand aufgehängten Stahlkonstruktion. An ihr sind geschosshohe Glasscheiben befestigt. Die Fassade ist unten offen. Oben regelt die Gebäudeleittechnik Temperatur und Feuchte über Luftklappen. Sind die im Sommer geöffnet, entsteht ein Kamineffekt – kühle Luft strömt im Zwischenraum nach oben und kühlt so die innen liegenden Fenster. In der Übergangszeit und im Winter werden die Klappen geschlossen, die sich erwärmende Luft wirkt wie ein Luftkollektor und beheizt das Gebäude.
Die Grundlage für den Erfolg bei Leonardo war die integrale Planung. Vom ersten Tag an saßen Architekt, Planer und Facility Manager am Tisch. Gemeinsam entschieden sich die Beteiligten beispielsweise für den etwas teureren Granitboden, der aber in der Reinigung deutlich billiger ist. Glaswaschbecken wurden wegen der hohen Reinigungskosten ebenso abgelehnt, wie Raff-Lamellen als Sonnenschutz. Stattdessen fiel die Wahl auf Stoffbahnen aus einem semitransparenten Soltis-Gewebe. Geringere Anschaffungs- und deutlich niedrigere Reinigungskosten sowie der Durchblick nach draußen gaben den Ausschlag. Weil der Sonnenschutz hinter der äußeren Glasschicht liegt, muss er selbst bei kritischen Wetterbedingungen wie dem gleichzeitigen Auftreten von Wind und Sonne nicht eingefahren werden.
In das Energiekonzept von Leonardo ist auch eine Wärmerückgewinnung mit 70 % Wirkungsgrad eingebunden. Sie entzieht der Abluft Wärme und reduziert so den Energiebedarf im Winter, im Sommer nutzt eine Bauteilkühlung die Wärmemassen des Gebäudes. Architekt Rolf Läuppi bilanziert: „Sogar im heißen Sommer 2003 wurde es im Gebäude nicht wärmer als 26 Grad.“
Robustes und flexibles Energiekonzept durch integrale Planung
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