Die Stimmung war gut in den Hannoveraner Messehallen. Fast alle Aussteller der Metallbearbeitungs-Weltmesse EMO berichteten von zahlreichen und guten Gesprächen sowie konkreten Anfragen. Von vollen Auftragsbüchern war zu hören und von Auftragsbeständen, die teilweise weit ins kommende Jahr reichen. Insider gehen davon aus, dass die jetzige Situation eine ganz andere sei als in der Vorkrisenzeit 2008. Einer der Gründe: Damals galten die Investitionen vorwiegend Kapazitätserweiterungen. Als die nicht mehr gebraucht wurden, brach der Absatz ein. Heute zwingen die in der Entwicklung befindlichen Technologien und Produkte – etwa in der Energietechnik oder für die Elektromobilität –, die Fertigungstechnik entsprechend zu ergänzen oder anzupassen. Der Messe-Organisator VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) prognostizierte in Hannover, die Nachfrage der größten Industrie- und Schwellenländer nach Werkzeugmaschinen werde sich bis 2015 auf rund 68 Mrd. Euro verdoppeln. Gute Aussichten also.
Dennoch war auf der EMO auch eine leichte Nervosität zu spüren. Zu tief sitzt der Stachel der Abhängigkeit von äußeren Einflüssen, etwa von den virtuellen Monopoly-Spielen an den internationalen Börsen. Auch war die Sorge zu hören, die Politik, das Fernsehen sowie die Tages- und Wirtschaftspresse könnten mit anhaltenden Negativmeldungen über marode Staaten und eine sich abschwächende Konjunktur eine Depression in Gang setzen, die dann auf die Realwirtschaft durchschlage.
Die Kapazitäten der deutschen Werkzeugmaschinenbauer sind laut VDW derzeit zu 95 % ausgelastet. Und dass schwindelerregende Zuwachsraten in gesündere Regionen schrumpfen, ist angesichts der steigenden Basiswerte eine zwingende Entwicklung und eine Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum, aber kein Vorbote für die nächste Krise. Möge das auch außerhalb der Branche so gesehen werden.
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