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Händler und Kunden enttarnen Fälschungen

Produktpiraterie: Verpackungssystem schützt das Original
Händler und Kunden enttarnen Fälschungen

Nahezu jede Branche ist von der Produktfälschung betroffenen. Der süddeutsche Automobilzulieferer NPR of Europe löst das Problem mit einem speziellen Verpackungssystem, das seine Wirkung nicht verfehlt.

Die Produktpiraterie ist ein lukratives Geschäft. Fälscher, die wegen ihrer überragenden Konstruktionsfähigkeiten von großen Konzernen abgeworben werden sollen, bleiben lieber bei der Piraterie. Denn in dieser dunklen Branche sind die Gewinne hoch und das Strafmaß hält sich in Grenzen. Ein offensiver Umgang mit dem Thema ist angesagt. Auf diese Weise wollte auch die NPR of Europe GmbH dem Fälschen seiner Produkte entgegenwirken.

Der Kolbenringhersteller aus dem schwäbischen Korntal-Münchingen hat einen weltweiten Vertrieb, ist jedoch zu klein, um vor Ort die Märkte kontrollieren zu können. Während Konzerne auf Detekteien und eigene Sicherheitsabteilungen setzen, um potenzielle Fälschungsquellen im Auge zu behalten, löst NPR das Problem mit einem speziellen Verpackungskonzept und bindet dabei Händler und Anwender mit ein. „Für uns übernimmt der Endkunde den aktiven Teil der Echtheitskontrolle“, sagt NPR-Vertriebsleiter Hans Gaulocher.
Das Sicherheitssystem „Karl Knauer Ident“ der Karl Knauer KG aus Biberach bildet dafür die technische Grundlage: Mit Hilfe einer zweistufigen Codierung werden die Verpackungen der Kolbenringe individualisiert. Über eine Online-Abfrage können Händler und Mechaniker mit Hilfe der Codes die Originalität der Verpackungen und damit des Produkts verifizieren. Zu diesem Zweck wurde eine eigene NPR-Website eingerichtet.
Angeleitet werden die Anwender mit eigens entwickelten Piktogrammen. Diese zeigen an, ob ein Code zu NPR gehört oder nicht und ob er bereits von einem anderen User geprüft wurde. Darüber hinaus werden die Zugriffe auf die Website erfasst und regelmäßig ausgewertet. So lässt sich feststellen, wie oft in welchem Land Codes mit welchem Ergebnis geprüft wurden. Daraus kann abgeleitet werden, wo wie viele Fälschungen auftauchen. Der Kreis der Verdächtigen wird enger und damit auch ein gezieltes Vorgehen möglich.
Betreut wird das mehrstufige System durch Karl Knauer. Die Biberacher erstellen die Codes, hinterlegen sie im eigenen Sicherheitszentrum, drucken sie auf die Verpackungen und betreuen die Programmierung der Kundenwebsite mit dem Online-Check. Das Komplett-Paket trifft nach Ansicht von Gaulocher genau den Bedarf von NPR: „Kleinere Unternehmen sind in der Regel überfordert, eigene Maßnahmen zum Fälschungsschutz zu entwickeln. Wir sind auf die Spezialisten aus der Verpackungsindustrie angewiesen.“
Verpackungen spielen für NPR beim Schutz vor Produktfälschungen schon immer eine zentrale Rolle. Integrierte Sicherheitsmerkmale wie Hologramme, Farben oder grafische Elemente reichen dabei allein allerdings nicht mehr aus. „Bei manchen Kopien erscheinen die Merkmale schon besser als bei den Originalen“, sagt Martin Glatz, Marketingleiter bei Karl Knauer. „Die Technologie der Fälscher ist auf einem hohen Niveau, so genannte fälschungssichere Merkmale sind nicht lange vor Nachahmungen gefeit.“
Wirkungsvoller sind integrierte Konzepte, die über die gesamte Vertriebskette wirken. Bei der Lösung von Karl Knauer kommen neben den Sicherheitscodes auch unsichtbare Merkmale zum Einsatz, die NPR als Zusatzkontrolle dienen. Die Hauptrolle spielen jedoch Händler und Anwender, die NPR-Fälschungen enttarnen.
Die Technik funktioniert nur, wenn sie offen kommuniziert wird. NPR hat die Einführung von Karl Knauer Ident mit einer umfassenden Informationsaktion begleitet. Auf Postern wurde den Händlern die Funktionsweise des Systems erklärt. In Russland, wo mit die meisten NPR-Fälschungen auftauchten, wurden Anzeigen in Fachblättern geschaltet. Ebenso wichtig ist die einfache Handhabung des Sicherheitssystems. Die Codes von Karl Knauer sind leicht zu erkennen. Eine spezielle Prüfausrüstung ist nicht nötig. Die einzige Vorraussetzung ist ein Rechner mit Internetanschluss.
Das Konzept geht auf. Händler wie Mechaniker nutzen das System weltweit. Einige Fälschungen sind auf diese Weise bereits entlarvt worden. In Russland hat ein Fälscher offen gegenüber seinem Abnehmer kapituliert. „Man muss mit dem Thema offensiv umgehen“, betont Hans Gaulocher. „Damit sensibilisieren wir die Nutzer und schrecken die Fälscher ab.“
Gaulocher weiß, wovon er spricht, denn NPR war schon oft von Produktfälschungen betroffen. Gerade Kolbenringe gehören nach Ansicht des Managers zu den Ersatzteilen, die am häufigsten gefälscht werden. Deshalb setzt der NPR-Mann nicht nur auf Technik, sondern fordert auch die Politik zum Handeln auf. Innerhalb der EU könne man den Fälschern noch mit gesetzlichen Mitteln begegnen, außerhalb gäbe es da kaum Möglichkeiten. „In China sind Fälschungen als künstlerische Leistung anerkannt“, weiß Gaulocher.
Christiane Hilsmann Fachautorin in Heidelberg
Kleinere Unternehmen können sich kaum schützen
Industrieanzeiger
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