Herr Professor Reisgen, bei welcher Art von Schweißaufgaben spielt ProAktiW seine vollen Stärken aus?
Das in ProAktiW vorgesehene Konzept zum vorrichtungslosen Schweißen mit kooperierenden Robotern ist besonders bei Produkten mit hoher Variantenvielfalt und in der individualisierten Produktion effizient einsetzbar, Stichwort „Built to Order“. Hier bietet das Metall-Schutzgasschweißverfahren hervorragende Einsatzmöglichkeiten aufgrund seines breiten Anwendungsspektrums und großen Automatisierungspotenzials. Voraussetzung für die Anwendbarkeit ist ein angepasstes, modulares Konstruktionskonzept der schweißtechnischen Produkte: Es muss eine maximale Wandlungsfähigkeit vorsehen.
Hat der Handschweißer mit diesem Konzept endgültig ausgedient?
Im Projekt geht es vorrangig darum, technisch und wirtschaftlich aufwendige Vorrichtungen einzusparen – und nicht Handschweißer. Ein qualifizierter Handschweißer bringt, aufgrund seiner Erfahrung, in Bereichen mit komplexen Aufgabenstellungen eine schweißtechnische Expertise und Flexibilität in die Fertigung ein, die sich nicht immer durch Automatisierung ersetzen lässt. Deshalb haben gut ausgebildete Schweißer nach wie vor hervorragende Chancen, einen Job zu finden.
Ist ein guter Handschweißer nicht flexibler als ein aufwändig programmierter Roboter?
Leider stehen gar nicht so viele Handschweißer zur Verfügung, wie derzeit gesucht werden, um alle Stellen zu besetzen. Schon allein vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Facharbeitermangels bleibt uns zur Aufrechterhaltung einer hohen Flexibilität und Wandlungsfähigkeit am Standort Deutschland keine Alternative zu Konzepten, wie sie in ProAktiW entwickelt werden!
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