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Handwerker muss zunehmend Managerqualitäten aufweisen

Instandhaltung: Neue Aufgaben erfordern eine geänderte Ausbildung
Handwerker muss zunehmend Managerqualitäten aufweisen

Moderne Instandhaltungsstrategien erfordern Fachkräfte mit guten betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und Organisationstalent. Die traditionelle handwerkliche Ausbildung reicht nicht mehr aus. Deshalb bietet die Handwerkskammer Reutlingen eine Weiterbildung an, die sich am Bedarf der Industrie orientiert.

Von unserem Redaktionsmitglied Haider Willrett – haider.willrett@konradin.de

Schäden vermeiden, nicht erst reparieren, wenn die Maschine und damit die Produktion steht – das ist die Forderung an eine moderne Instandhaltung. Um das zu erreichen, muss sich das Instandhaltungspersonal ganz neuen Aufgaben stellen. Der Trend lautet: Weg von der Handarbeit, hin zur Kopfarbeit. Damit wird die Instandhaltung mehr und mehr zur Managementaufgabe. „Genau diese Qualifikation ist beim Personal in vielen Fällen jedoch nicht vorhanden“, bemängelt Helmut Winkler, Bundesgeschäftsführer der Gesellschaft für Instandhaltung (GFIN), München. Und das gelte nicht nur für kleine und mittlere Betriebe, sondern durchaus auch für Großunternehmen. „Die Aus- und Weiterbildung wird leider allzu oft vernachlässigt“, sagt der GFIN-Chef, der die Instandhaltung für einen der wichtigsten Bereiche in einem produzierenden Unternehmen hält. „Diese Haltung wird sich rächen“, warnt er. „Wer hier den Anschluss verliert, kann nicht mehr wirtschaftlich produzieren.“
Komplexe Maschinen und Anlagen, steigender Konkurrenzdruck, kürzere Produktionszeiten und Produktzyklen erfordern von Instandhaltern großes technisches Wissen. Aber auch Führungsqualitäten und betriebswirtschaftliches Verständnis sind gefragt. Der Instandhalter von heute muss alle nötigen Informationen zusammentragen und verarbeiten, damit ein Produktionssystem an seine Leistungsgrenze herangefahren werden kann, ohne jedoch das Risiko eines Ausfalls einzugehen. Zustandsorientierte Wartung heißt seit einiger Zeit das Schlagwort. Die ist aber nur zu realisieren, wenn der Instandhalter Diagnose- und Analyseverfahren kennt und beherrscht. Er muss die gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse beurteilen und bewerten können, das Wichtige vom Nebensächlichen trennen. Er sollte in Investitionsprozesse eingebunden sein, gemeinsam mit Produktionsplanern die geeigneten Maschinen auswählen und darauf achten, dass sie instandhaltungsgerecht konstruiert sind. Er muss über die Abläufe in der Produktion informiert sein, um Wartungsarbeiten in die produktionsfreie Zeit legen zu können. Und er muss den Status des Produktionssystems insgesamt und jedes einzelnen Elements kennen, um zu entscheiden, wann an der jeweiligen Anlage welche Arbeiten durchzuführen sind. Das ist jedoch nur zu leisten, wenn die relevanten Daten sinnvoll dokumentiert und jederzeit abrufbereit sind. Auch diese Dokumentation ist Aufgabe des Instandhalters.
Wo es früher genügte, ein guter Handwerker zu sein und beispielsweise defekte Lager auszutauschen oder Getriebe auszubauen, zu reparieren und wieder zu installieren, sind heute Schadens- und Schwachstellenanalysen durchzuführen, Team- und Projektarbeiten zu leiten, Qualitätssicherungsaufgaben zu erfüllen oder sinnvolle Fremdvergabe-Strategien zu entwickeln. Viele Instandhalter, die eine handwerkliche Ausbildung, vielleicht sogar eine Meisterprüfung abgeschlossen haben, sind mit diesen neuen Aufgaben überfordert.
„Im technischen Bereich sind diese Leute oft sehr gut, aber die erforderlichen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse und das Managementwissen wurden ihnen nie vermittelt“, klagt Winkler, der auch Geschäftsführer des Münchener Schulungsunternehmens Technik und Marketing München (TMM) ist. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat er gemeinsam mit der Handwerkskammer Reutlingen eine auf die Belange der Industrie zugeschnittene Instandhalter-Ausbildung entwickelt. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine abgeschlossene technische Grundausbildung etwa in den Bereichen Mechanik oder Elektrik. „Ideal wäre natürlich eine Meisterprüfung“, sagt der Instandhaltungsspezialist, „aber die ist nicht zwingend. Auf dieser Basis trainieren wir die Lernenden in den Schwerpunktthemen Neue Techniken, Management, Betriebswirtschaftslehre und Organisation.“ Das Ziel sei, die Teilnehmer für Aufgaben in der mittleren Führungsebene der Instandhaltung zu qualifizieren.
Instandhalter müssen sich ständig weiterbilden
Die Fachkraft Instandhaltung ist laut Winkler zwischen Meister und Ingenieur angesiedelt. Die Weiterbildung sei vom Kultusministerium Baden-Württemberg genehmigt und anerkannt. Sie erstreckt sich über einen Zeitraum von rund neun Monaten. Jeder Teilnehmer erhält ausführliche Schulungsunterlagen, die er in der vorgegebenen Zeit durcharbeiten muss. Die Vertiefung des Stoffs erfolgt an Präsenztagen, die weitgehend Freitags und Samstags stattfinden, so dass die Fehlzeiten im Betrieb möglichst kurz ausfallen. Eine Prüfung vor dem Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Reutlingen schließt die Ausbildung ab. „In keinem anderen Bereich“, versichert der Bayer, „ist es so wichtig wie in der Instandhaltung, sich ständig weiterzubilden.“ Mitarbeiter, die die Verantwortung für die Maschinen und Anlagen tragen, müssten immer wieder auf den neuesten Stand der Technik und des Managements gebracht werden. „Nur so ist sichergestellt, dass die Produktionsanlagen effizient und fehlerfrei arbeiten und das Unternehmen wettbewerbsfähig bleibt.“
Fachkraft Instandhaltung
Die Handwerkskammer Reutlingen und das Beratungsunternehmen Technik und Marketing München (TMM) bieten eine Weiterbildung für Instandhalter an. Die Ausbildung soll die Teilnehmer in die Lage versetzen,
– moderne, kostenbewusste Instandhaltungsstrategien umzusetzen,
– Instandhaltungsteams zu leiten und zu motiveren,
– die Fremdvergabe von Instandhaltungsleistungen zielorientiert zu managen,
– Maschinenanpassungen und Modernisierungen zu koordinieren und zu überwachen,
– Schadensanalysen durchzuführen und Schadenverhütungsstrategien zu erarbeiten,
– Zeit- und Arbeitsabläufe zu steuern und zu optimieren,
– in mittelständischen Betrieben die Instandhaltung zu leiten,
– bei Großunternehmen in der Instandhaltung Führungsaufgaben zu übernehmen.
Schwerpunkte bilden die Bereiche Technik, Management, Betriebswirtschaft und Organisation. Die Ausbildung dauert neun Monate und ist vom Kultusministerium Baden-Württemberg anerkannt. Die Teilnehmer arbeiten Schulungsunterlagen im Selbststudium durch und vertiefen den Stoff an Präsenztagen, die weitgehend Samstags stattfinden. Sie bleiben in dieser Zeit im Unternehmen. Die Ausbildung richtet sich an alle Instandhaltungsmitarbeiter mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im Metall- oder Elektrohandwerk oder einer gleichwertigen Qualifikation.
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