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Heimlicher Wirtschaftsriese

Coburg: Starker Industriestandort verbindet Oberfranken und Thüringen
Heimlicher Wirtschaftsriese

Die Vielfalt der Branchen und die Mischung der verschiedensten Betriebsgrößen machen aus Coburg einen der wirtschaftlich stärksten Räume Bayerns. Traditionell spielt der Maschinenbau eine bedeutende Rolle.

Von Chefredakteur Dr. Rolf Langbein – rolf.langbein@konradin.de

Mit Wohlwollen blickt die Veste Coburg herab auf die 43 000 Einwohner zählende Stadt, die ihr einst den Namen gab. Auf einer Berghöhe im Hügelland zwischen dem Thüringer Wald und dem oberen Maintal gelegen, überragt der mächtige Bautenkranz der „Fränkische Krone“ genannten Burg das ehemalige Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Rund 45 Jahre lang hatte die Grenzziehung nach dem Krieg die Stadt Coburg in eine geografische Nische verbannt.
Heute, zwölf Jahre nach der Wiedervereinigung, nimmt Coburg wieder eine zentrale Lage ein. Leicht wird übersehen, dass die rund 1000 Jahre alte Stadt einer der wirtschaftlich stärksten Räume Bayerns ist. „Coburg darf sich in diesem Jahr wieder als eine der finanzstärksten Städte Bayerns bezeichnen“, hebt Oberbürgermeister Norbert Kastner hervor. Und Stephan Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg mbH, ergänzt: „Wir konnten sogar den Hebesatz der Gewerbesteuer in diesem Jahr von 360 auf 300 Punkte senken.“
Herausragenden Anteil an dieser Finanzkraft hat die HUK-Coburg-Versicherungsgruppe. Mit rund 7,2 Mrd. Euro erzielt sie den gleichen Umsatz wie die ansässigen 184 Industrieunternehmen des Kammerbezirks der IHK zu Coburg zusammen. „Von der Senkung der Gewerbesteuer profitieren alle Unternehmen vor Ort und der Standort wird für die Industrieansiedlung noch attraktiver“, betont Stephan Horn.
Traditionell spielen große Zulieferer und die Maschinenbaubetriebe eine bedeutende Rolle. Als Zulieferer sei hier stellvertretend die Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. genannt, einer der bedeutendsten Zulieferer der Automobilindustrie mit weltweit 5000 Beschäftigten.
Auch der Werkzeugmaschinenbau hat eine lange Tradition in Coburg. Schon 1863 wurde der Grundstein für die Lasco Umformtechnik GmbH gelegt. Mit den zwei Standbeinen Werkzeugmaschinen für die Metallmassiv- und Blechumformung sowie mit Werkzeugmaschinen und Anlagen für die Kalksandsteinindustrie ist Lasco weltweit vertreten. Kaum ein Schmiedebetrieb, in dem nicht Maschinen mit dem Lasco-Logo zu finden sind. „Mit hydraulischen Pressen für die Pulvermetallurgie hat Lasco ein weiteres Marktsegment erschlossen, die erste Presse dieser Type wird noch dieses Jahr in die USA ausgeliefert“, berichtet Marketingleiter Ralph Müller.
In das Jahr 1919 fällt die Gründung zweier sehr erfolgreicher Maschinenbau-Unternehmen: Carl Kaeser startete mit seiner Maschinenbauwerkstätte und Adolf Waldrich gründete die Globus-Werke Waldrich und Hardt, Maschinenfabrik Coburg.
Nach dem Tod des Gründers führten ab 1950 Otto Waldrich und sein Schwager Bernhard Kapp die Werkzeugmaschinenfabrik Adolf Waldrich Coburg GmbH zur Weltgeltung. Große Portalfräs- und -schleifmaschinen in den Maschinenbaubetrieben der Welt tragen den Namen Waldrich. Seit 1986 gehört das Unternehmen mit heute 632 Mitarbeitern zur Ingersoll Maschinen und Werkzeuge GmbH. Den Marktanforderungen folgend rundeten die Großmaschinenbauer aus Coburg vor vier Jahren das Maschinenprogramm mit dem Multitec-Maschinen-Konzept nach unten ab. „Im Geschäftsjahr 2001/02 haben diese Maschinen schon einen Anteil von fast 60 Prozent am Gesamtumsatz“, berichtet Marketingchef Harald Kohlsdorf.
Die einstige Maschinenbauwerkstätte des Karl Kaeser hat sich zu einem der weltweit führenden Hersteller von Kompressoren und Produkten der Drucklufttechnik entwickelt. Carl Kaeser und Sohn Thomas leiten heute das Familienunternehmen, die Kaeser Kompressoren GmbH, mit mehr als 2800 Mitarbeitern rund um den Globus. Dass Coburg auch heute für Kaeser hohe Priorität besitzt, zeigt der Bau des neuen Werkes für Baukompressoren der Marke Mobilair. Auf einer Fläche von 15 000 m² werden Baukompressoren on Demand mit kurzer Durchlaufzeit gefertigt. Wie verlautet, sollen in dem gerade angelaufenen Betrieb 250 neue Arbeitsplätze entstehen.
Jüngster Spross des Werkzeugmaschinenbaus in Coburg – aber auch schon fast 50 Jahre alt – ist die Kapp GmbH. Noch bis 1977 in der Geschäftsleitung von Waldrich erfolgreich tätig, hatte Dr. Bernhard Kapp seit 1953 sein eigenes Unternehmen aufgebaut. Heute ist die von seinem Sohn Martin Kapp geleitete Firma, zu der seit 1997 auch die traditionsreiche Firma Niles GmbH in Berlin gehört, der technologische und qualitative Marktführer als Anbieter von Systemen zur Hartfeinbearbeitung von Verzahnungen und Profilen.
Ihr Gründer Dr. Bernhard Kapp trug seit 1972 als Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW) 29 Jahre lang den Namen Coburgs in alle Welt. Während dieser Zeit war er sechs Jahre Mitglied des Präsidiums des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), davon drei Jahre als Präsident. Darüber hinaus stand er dem europäischen Dachverband der Werkzeugmaschinenindustrien Cecimo als Präsident vor.
„Natürlich gilt unser Augenmerk auch weiterhin diesen traditionellen Branchen-Schwerpunkten. Daneben bauen wir Coburg aber auch gezielt aus zu einem Schwerpunkt für Ostbayern und künftig vielleicht sogar Osteuropa in den Bereichen IT, Design und New Media“, blickt OB Norbert Kastner in die Zukunft der Stadt. Und mit dem Anschluss an die neue ICE-Strecke Nürnberg-Berlin und dem Bau der A 73 stellt sich auch die Infrastruktur auf die wirtschaftliche Bedeutung dieses Standortes ein.
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