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„In der Distribution lassen sich Produkte kundenspezifisch anpassen“

Christoph Hahn-Woernle von Viastore verdeutlicht den High-Tech-Charakter der Intralogistik
„In der Distribution lassen sich Produkte kundenspezifisch anpassen“

„In der Distribution lassen sich Produkte kundenspezifisch anpassen“
Christoph Hahn-Woernle, Sprecher des Forums Intralogistik und Geschäftsführender Gesellschafter der Viastore Systems GmbH, Stuttgart (Bild: Viastore): „So wie der Barcode die Philosophie unserer Systeme verändert hat, wird auch RFID sie verändern. Momentan befinden wir uns aber alle im Stadium des großen Feldversuchs.“
Welchen Beitrag kann die Intralogistik leisten, speziell die Lagertechnik, marktnah zu produzieren? Viastore-Chef Christoph Hahn-Woernle sieht Potenzial vor allem in der Distribution, die das Customizing bis hinab zur Stückzahl 1 erledigt.

Das Gespräch führte Redakteur Michael Corban michael.corban@konradin.de

Herr Hahn-Woernle, ist die Radio-Frequenz-Identifikation (RFID) in der Lage, die Lagertechnik und damit auch die Intralogistik nachhaltig zu verändern?
Natürlich ist RFID ein Quantensprung. Offen ist aber, wie dieser sich vollzieht. Da mahne ich etwas zur Vorsicht, weil noch viele Hausaufgaben gemacht werden müssen. Von Ware zu Ware verhält sich RFID sehr unterschiedlich. Bei hohen magnetischen Massen etwa gibt es Probleme, die die Zuverlässigkeit beeinträchtigen. RFID bietet aber eine Vielzahl von Möglichkeiten, die wir mit dem Barcode oder dem Vorläufer zum Barcode einfach nicht hatten. Insbesondere die Behälterfördertechnik profitiert vom Einbetten des RFID-Chips oder Tags in einen Behälter. Allerdings liegt hier auch eine klare Schreib-Lese- Situation vor, die das Ausrichten der Antenne erleichtert. Anders kann es wieder aussehen, wenn Späne am Behälter hängen. Beim Befahren einer Waschanlage gibt es dafür aber wieder Vorteile.
Das Dortmunder Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) untersucht mit dem Projekt „Internet der Dinge“ auf der Basis der RFID-Technologie neue Wege der Materialfluss-Steuerung. Wird damit der klassische Materialflussrechner überflüssig?
Dem RFID-Tag können wir im laufenden Transportprozess – so wir diesen Aufwand treiben wollen – ständig neue Informationen mitgeben. Das erlaubt es uns natürlich, die übergreifende Intelligenz der Steuerung zu zerlegen in einzelne Satelliten, die nur noch Knoten steuern. Kreist dann aber ein Behälter in der Anlage und jemand fragt warum, stellen wir fest, dass wir vielleicht doch einen gewissen Grad an übergeordneter Intelligenz brauchen. Das Projekt des IML ist aber sicher eine der Anwendungen mit der Chance, in absehbarer Zeit auch zum Einsatz zu kommen. Richtig ist auch der Ansatz, Schritt für Schritt in Teilbereichen voranzugehen. Wer nach den Sternen greift – wie etwa die Metro – hat ein ungleich höheres Risiko, auch einmal danebenzugreifen.
Sie selbst sind ja aber mit Ihrer amerikanischen Tochtergesellschaft Provia Software am Wal-Mart-Projekt beteiligt. Wie geht man dort vor?
Bei Wal-Mart geht es Schritt für Schritt weiter, aber von einer flächendeckenden Anwendung ist man noch weit entfernt. Momentan einigt man sich dort auf einen Tag – was aber ein wichtiger Schritt ist. Neben dem Tag kommt hier immer noch ein Barcode als Rückversicherung zum Einsatz.
Bei der Coburger Kaeser Kompressoren GmbH haben Sie eine SAP-TRM-Anwendung in Betrieb genommen, die das Versandlager steuert. Gibt es bereits Projekte, bei denen fertigungsbegleitende Lager gesteuert werden?
Wir haben bisher nur Projekte in der Distribution realisiert. Das hat aber sicher damit zu tun, dass bei schlankerer Produktion dort die Bestände kleiner werden. Wir selbst haben Warenein- und -ausgangs- sowie Transporterfahrung. Dem TRM ist zudem egal, wo es eingesetzt wird. Es bildet Transporte ab, ob am Wareneingang, in der Produktion oder am Ende. Insofern lässt es sich überall einsetzen.
Fassen wir die Frage weiter, insbesondere auch an den Sprecher des Forums Intralogistik gerichtet: Was kann die Intralogistik fertigenden Unternehmen in Deutschland bieten?
Obwohl Sie heute per Internet ein Fernglas in Japan oder eine GPS-Ausrüstung in den USA ordern können, verlangen die Märkte – insbesondere in einem Wirtschaftsgebilde wie Europa – vor allem lokal angepasste Waren. Die Marktnähe ist entscheidend. In einem vernetzten Europa sind viele Länderlager nicht rentabel. An uns als Hersteller von Logistiksystemen werden deshalb zwei Forderungen gestellt: Erstens soll – möglichst ohne Lagerhaltung – eine schnelle Auslieferung kundenspezifischer Produkte möglich sein. Zweitens sollen wir das so günstig wie möglich darstellen. Indem wir deshalb einen Teil der bisherigen Produktion in die Distribution verlagern, schaffen wir es, eine größere Zahl an Varianten mit kleineren Liefermengen in noch kürzerer Zeit zu bearbeiten.
Das heißt, die kundenspezifische Anpassung erfolgt erst in der Distribution?
Ja. Es gibt eine Vielzahl von Produkten, die zunächst nur vormontiert werden oder sogar noch auf den letzten Produktionsgang warten. Hier kann die Intralogistik mit geringen Mitteln im Rahmen der Distribution für die kundenspezifische Fertigstellung ab Stückzahl 1 sorgen.
Damit wird klar, dass die Intralogistik mehr als nur modernere Fördertechnik ist. Wie entwickelt sich die Intralogistik weiter?
Wir waren eine Brache mit einem sehr verschwommenen Gesicht. Vor 30 Jahren war sicherlich viel klarer, was Fördertechnik war. Heute betreiben wir vor allem das Systemgeschäft, haben diese Vernetzung aber nicht dargestellt – uns nicht damit identifiziert. Dabei sind wir in allen Teilen eine High-Tech-Branche geworden.
Die Intralogistik kann und muss als Branche unserer Wirtschaft etwas bieten. Ich glaube zudem, sie kann dem Standort Deutschland etwas bieten, hier können Jobs entstehen, nicht nur bei den Herstellern, sondern auch bei den Anwendern. Und nur wenn die Branche in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, findet Forschung an den Universitäten statt, begeistern sich junge Leute dafür. Die Werkzeugmaschinenbauer – vergleichsweise eine viel kleinere Branche – haben das viel früher erkannt und besser genutzt.
Eine abschließende Frage noch zu Viastore selbst: Für kompakte Lager bieten Sie das vorkonfigurierte Softwarepaket Viadat-One an. Wo liegen die Vorteile?
Für uns stellt sich die Frage, wie wir unsere Software künftig noch günstiger anbieten können. Wir haben deshalb unsere Viadat-Software für verschiedene Anlagentypen in unterschiedlicher Ausprägung vorkonfiguriert – entwickeln selbst also nur ein Softwareprojekt weiter. Der Kunde profitiert so einerseits vom steten Fortschritt, andererseits kann Viadat-One jederzeit mit den Ansprüchen wachsen. Denn dahinter steckt immer Viadat. Wer morgen ein Stapler-Leistsystem einbinden will, muss nur die Customizing-Werte ändern, die Software an sich ist schon da. Ebenso lassen sich zusätzliche Lager einbinden.
Intralogistik ist zum Systemgeschäft geworden
Jobs entstehen nicht nur bei den Herstellern
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