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In Funktion und Design eine runde Sache

Zuliefer innovativ: Alu-Räder aus dem Sauerland
In Funktion und Design eine runde Sache

Europas einzige Schmiede für Pkw-Aluminiumräder ist im Sauerland beheimatet. Die leichten Räder erfreuen sich zunehmender Nachfrage – erfordern aber hochspezialisierte, teilweise patentierte Fertigungsverfahren.

Erfüllten Räder zu Beginn des Automobilzeitalters rein funktionale Zwecke, so sind sie in heutiger Zeit zu Designobjekten avanciert. Ganz vorne bei dieser Entwicklung mit dabei: das Aluminiumrad.

Zwar wurden bereits zu Mitte der zwanziger Jahre Rennwagen mit Aluminium-Sandgussrädern ausgerüstet, der Serieneinsatz erfolgte jedoch erst rund 40 Jahre später – mit Schmiederädern des sauerländischen Zulieferers Otto Fuchs Metallwerke, Meinerzhagen. Die ersten Porsche-911-Fahrzeuge sind damit ausgestattet worden.
Bemerkenswert ist, dass seinerzeit ausschließlich geschmiedete Aluminiumräder die hohen Ansprüche an Festigkeit und Zähigkeit im Serieneinsatz erfüllten. Schon damals glänzte dieses Flügelrad durch ein besonders geringes Gewicht und eine attraktive Oberfläche mit poliertem Tiefbett. Die Akzeptanz dieses Radtyps führte immerhin zu einer – heute undenkbar langen – Produktlebenszeit von mehr als 20 Jahren. Innerhalb dieses Zeitraumes wurde lediglich die Radgröße den veränderten Randbedingungen angepaßt, das Raddesign hingegen blieb unverändert. Dieser Markterfolg bescherte der einzigen Räder-Schmiede in Europa in der Folgezeit zahlreiche Radprojekte für Mercedes-Benz, BMW, Audi, VW, Opel und Jaguar.
Seit dieser Zeit haben sich nicht nur die Anforderungen an Automobilräder vervielfacht, auch der Markt ist rasant gewachsen. Waren bis vor wenigen Jahren die Aluminiumräder nur als Sonderausstattung zu bekommen, so sind sie heute bei Premiummarken bereits bei den Einsteigermodellen zu finden. Das Stahlrad hat hier weitestgehend ausgedient, und Aluminiumräder erreichen mittlerweile Ausstattungsraten von rund 80% (BMW, Mercedes-Benz) und in einigen Fällen sogar 100% (Audi, Porsche). Absolut gesehen, ergibt sich daraus ein Marktpotenzial von rund 25 Millionen Aluminiumrädern in Europa.
Das Fertigungsverfahren musste sich auf steigende Anforderungen einstellen: Je nach Komplexität des Designs sind ein bis zwei Schmiedeoperationen erforderlich. Der Flansch des geschmiedeten Rohlings wird dann mit einem von Otto Fuchs entwickelten und patentierten Fließdrückverfahren zur Felge ausgewalzt. Nach einer Wärmebehandlung folgen die weiteren Bearbeitungsverfahren: Drehen, Bohren, Bürsten, Strahlen, Beizen, Glanzdrehen, Polieren und Lackieren.
Basierend auf den Erfahrungen aus der Luftfahrtindustrie – Otto Fuchs fertigt auch geschmiedete Strukturbauteile und Aluminium-Räder für Boeing und Airbus Industries – konnte ein besonderes Know-how für die Pkw-Radherstellung entwickelt werden: die Kombination der Fertigungsverfahren Schmieden und Fließdrücken mit der Aluminium-Knetlegierung AlMgSi1. Durch die besseren Materialeigenschaften des geschmiedeten Werkstoffes ergeben sich gegenüber Gussrädern Gewichtsvorteile, da dünnere Wandstärken realisiert werden können. Zusätzlich verfügen Schmiederäder aufgrund der hohen Festigkeit und Duktilität des Werkstoffes über größere Sicherheitsreserven im Missbrauchsfall.
Mit der Großserienfertigung musste Fuchs gründlich umstellen: Seit Mitte der neunziger Jahre werden Schmiede-Leichträder auf modernen, vollverketteten und automatisierten Fertigungsstraßen produziert. Mittlerweile kommt jedes dritte bei Audi eingesetzte Rad aus Meinerzhagen oder aus Tatabánya, dem Standort des Tochterunternehmens Suoftec.
Autos werden heute weitgehend über Emotionen verkauft, und das Rad ist dabei eine wesentliche Komponente. Denn Aluminiumräder bestehen aus einer Komposition von Technik, Kunst und Emotion, die Autos aus der breiten Masse am besten hervorzuheben vermag. Das funktioniert nur, weil das Aluminiumrad das Image der frühen Jahre beibehalten hat: vom Renn- oder Sportwagen abzustammen und neben Schönheit auch technische und sportliche Kompetenz zu vermitteln.
Waren früher die Alu-Räder eine Domäne des freien Zubehörhandels, so sind die Automobilhersteller längst selbst dazu übergegangen, für jede Zielgruppe ein spezielles Rad anzubieten. Mit einer Vielfalt an Raddesigns und -größen können sie heutzutage fast alle Wünsche per Sonderausstattungsliste erfüllen. Derzeit genießen großdimensionierte, technisch und optisch anpruchsvolle Räder besonderes Interesse.
Das Raddesign wird zwar in der Regel vom Autohersteller selbst entworfen, doch wachsen im Zuge des Outsourcing dem Zulieferer immer mehr Aufgaben zu. Bei Fuchs machte man überdies die Erfahrung, dass mit der Design-Entwicklung auch Wettbewerbsvorteile entstehen können. So konnten durch Vorstellung neuer Raddesigns zwei neue Schmiederäder bei Mercedes-Benz und BMW platziert werden.
Automobilhersteller setzen auf das Aluminiumrad
Mit zwei Radkonzepten besetzt Fuchs derzeit wichtige Marktsegmente: das Schmiede-Leichtrad zielt auf die stückzahlreiche Basisausstattung während das Exclusiv-Schmiederad Bestandteil der imageträchtigen Top-Ausstattungen der Premiumfahrzeuge von Audi, BMW und Mercedes-Benz ist. Dabei lässt sich die Spanne der Möglichkeiten, welche die Schmiede-Technologie bei Rädern bietet, mit zwei Beispielen am besten verdeutlichen: Fuchs liefert das einzige Rad für den VW Lupo3L TDI, mit dem der Volkswagen-Konzern Maßstäbe hinsichtlich der Fahrzeugökonomie gesetzt hat. Dieses Rad verbindet geringes Gewicht mit einem ansprechenden Design und führt – im Vergleich zu Stahlrädern – zu einer Gewichtsersparnis von immerhin 14 kg je Fahrzeug. Ein anderes Extrem stellt ein 20″-Exklusiv-Schmiederad für den Audi A8 dar. Damit bieten die Ingolstädter das derzeit größte Rad für den Serieneinsatz an.
KS/tb
Unternehmensdaten
Die Otto Fuchs Metallwerke – gegründet 1910 – sind Hersteller von geschmiedeten und stranggepressten Halbzeugen, einbaufertigen Komponenten und Fertigprodukten aus Aluminium, Magnesium, Titan, Messing und Sonderlegierungen. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 2700 Mitarbeiter, verteilt auf die Standorte Meinerzhagen (2100) und Dülken (600).
Die Metallwerke erwirtschafteten in 1999 einen Umsatz von 734 Mio. DM (1998: 706 Mio. DM, 1997: 605 Mio. DM). Der Umsatz (1999) verteilt sich dabei auf die Geschäftsbereiche:
– Automobilindustrie 40 %
– Bauindustrie 24 %
– Luft- und Raumfahrt 23 %
– Maschinenbau/Verkehrstechnik 13 %
Mit den Tochtergesellschaften Schüco International, Bielefeld, Weber Metals, Paramount, CA./USA, und Suoftec (50 %) in Tatabánya/Ungarn bilden die Otto Fuchs Metallwerke die Otto Fuchs Gruppe mit insgesamt mehr als 7000 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 2,7 Mrd. DM.
Geschmiedete Räder werden im Werk Meinerzhagen (Kapazität rund 1 Million Schmiede-Leichträder und 300 000 Exclusiv-Schmiederäder p.a.) sowie im Tochterwerk Suoftec, Tatabánya, Ungarn (1 Million Schmiede-Leichträder p.a., 1 Million Gussräder p.a.) hergestellt.
Otto Fuchs ist der einzige Hersteller von geschmiedeten Pkw-Aluminiumrädern in Europa. Dabei agiert das Unternehmen ausschließlich im Aluminiumrad-Markt der Erstausrüstung. Wettbewerber sind hier die Gussradhersteller.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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