In Karlsruhe geht die halbe Welt auf Schnäppchenjagd

Wenn die Resale 2005 vom 18. bis 20. April in Karlsruhe ihre Pforten öffnet, trifft sich dort die halbe Welt. Der Veranstalter der 11. Internationalen Messe für gebrauchte Maschinen und Anlagen, die Hess GmbH aus Weingarten, erwartet nämlich an den drei Messetagen rund 10 000 Besucher aus über 100 Ländern. Schon das Angebot ist einmalig. Repräsentieren doch die mehr als 500 Aussteller aus 24 Ländern nahezu 160 000 gebrauchte Maschinen.

Das jährliche Marktvolumen hat der von Bundeskanzler Gerhard Schröder berufene Rat für Nachhaltige Entwicklung mit weltweit 100 Mrd. Euro ermittelt. Und der Bundesverband des Deutschen Exporthandels (BDEx) in Berlin bestätigt, dass der Markt für gebrauchte Maschinen in den letzten Jahren weiter an Bedeutung gewonnen hat. „Die Resale profitiert von einer immer stärkeren Diversifizierung von Angebot und Nachfrage“, meint Hans-Jürgen Müller, Geschäftsführer des BDEx. Früher hätten Werkzeugmaschinen und Textilmaschinen häufig den Besitzer gewechselt. Heute sei aber auch gebrauchte Hochtechnologie gefragt. Dies betreffe sowohl die Medizintechnik als auch IT-Hardware und Software oder Umwelttechnologien. Durch den Einsatz von Gebrauchtgeräten finde im High-Tech-Sektor ein Wissenstransfer statt, der den Schwellenländern zugute komme: „In Indien erzielen zahlreiche Unternehmen mit gebrauchten Laborgeräten beeindruckende Forschungsergebnisse“, weiß Müller zu berichten. Diese Aktivitäten seien, wäre man auf neue Produkte angewiesen, gar nicht möglich, da die finanziellen Mittel dafür nicht ausreichen würden.

Aber auch für die Exportwirtschaft haben Gebrauchtmaschinen eine hohe Bedeutung. Oft ebnen sie Wege für ein späteres Neumaschinengeschäft. „Viele Firmen in den aufstrebenden Regionen Russlands ordern am Anfang erfahrungsgemäß vor allem Gebrauchtmaschinen“, weiß Hans-Jürgen Müller. Nach einigen erfolgreichen Jahren würden sie dann verstärkt auf Neumaschinen umsatteln. So könne für Resale-Aussteller aus dem Herstellerbereich der Verkauf von Gebrauchtmaschinen der Beginn einer längerfristigen Partnerschaft sein und nicht zuletzt dazu führen, dass aus den Entwicklungs- und Schwellenländern in der Folge nach immer höherwertigen Produkten gefragt wird. Auch in anderen Regionen wie in Asien beobachtet der BDEx eine Türöffnerfunktion. Das gilt vor allem für deutsche Produkte, die international einen hervorragenden Ruf genießen. „Darüber hinaus bedingt die Anpassung an westliche Standards und Normen eine verstärkte Nachfrage nach westlichen Maschinen“, hat Müller erfahren.

Vor diesem Hintergrund sehen die Anbieter von Maschinen aus zweiter Hand der 11. Resale mit Optimismus entgegen. „Das Geschäft mit Gebrauchtmaschinen hat sich seit Ende letzten Jahres langsam aber stetig erholt, die Auftragslage deutlich verbessert“, berichtet Kurt Radermacher, Geschäftsführer beim Fachverband des Deutschen Maschinen- und Werkzeug-Großhandels e.V. (FDM) in Bonn für die Mitglieder der Fachgruppe Gebrauchtmaschinen (siehe Nachgefragt Seite 58). „Auch wenn die getätigten Umsätze von Betrieb zu Betrieb und je nach Maschinengattung sehr unterschiedlich ausfallen, gibt es bei den Gebrauchtmaschinen wieder zweistellige Zuwachsraten“, hat Radermacher ermittelt.

Der FDM ist überzeugt, dass von der kommenden Resale weitere positive Impulse ausgehen. „Von den über 130 Mitgliedsfirmen der Fachgruppe Gebrauchtmaschinen werden jedenfalls rund 80 Unternehmen auf der Messe Flagge zeigen“, teilt Radermacher mit. Von größter Bedeutung sei die internationale Ausrichtung der Messe: „Der Exportanteil unserer Mitgliedsfirmen ist in den letzten Jahren weiter gestiegen und liegt mittlerweile im Durchschnitt bereits zwischen 60 und 80 Prozent.“ Auf der vom Verband betriebenen elektronischen Internet-Handelsplattform MachineStock.com sei derzeit die stärkste Nachfrage aus Osteuropa und Fernost festzustellen.

Die Aussagen des FDM entsprechen den Beobachtungen des Veranstalters. Besonders aus Osteuropa, Asien, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika rechnet die Hess GmbH mit zahlreichen Besuchern. Ersichtlich ist das anhand der vielen Anfragen nach Informationsunterlagen, die in allen zwölf angebotenen Sprachversionen angefordert wurden, aber auch aus den vielen Anfragen nach gebrauchten Maschinen, die zur Resale 2005 beim Veranstalter eingegangen sind.

Ein Blick auf das Angebot der Resale macht deutlich, dass die Anbieter von Maschinen für die Metallverarbeitung nach wie vor mit einem Anteil von etwa 50 % am stärksten vertreten sind. Mit rund einem Fünftel der Aussteller nehmen die Anbieter von Kunststoff und Kautschuk verarbeitenden Maschinen die zweite Stelle ein gleich auf mit Firmen, die Dienstleistungen anbieten, meist zusätzlich zu ihrem Maschinenangebot. Bei den Dienstleistungen florieren der Ersatzteilhandel ebenso wie die Segmente Auf- und Nachrüstung, Maschinenbewertung, Finanzierung oder De- und Remontage von gebrauchten Anlagen. Es folgen mit jeweils 10 % die Bau-, Holzbearbeitungs- und Nahrungsmittelmaschinen und unmittelbar dahinter Verpackungs-, Druckerei- und Textilmaschinen.

An der Spitze der Top-10-Ausstellernationen liegt Deutschland mit über 60 % der teilnehmenden Firmen. Italien stellt mit 38 Ausstellern erneut die stärkste ausländische Beteiligung, dicht gefolgt von Frankreich (30), den Niederlanden und Großbritannien (je 24) und der Schweiz mit 22 Ausstellern. Insgesamt präsentieren sich Aussteller aus 24 Ländern. Über 60 % der auf der Messe ausstellenden Unternehmen sind Händler. Rund 25 % der Aussteller kommen aus dem Herstellerbereich und bieten – im Zuge ihres Neumaschinengeschäfts – zurückgenommene und auf den aktuellen technischen Stand gebrachte Markenprodukte an. lb

Gebrauchte Maschinen haben vielfach Türöffnerfunktion Maschinen für Metallverarbeitung an der Spitze