Platz I unter den Top-Ten-Instituten in Deutschland nimmt laut VDMA-Ranking der Lehrstuhl für Maschinenelemente, FZG der TU München, ein. Prof. Bernd-Robert Höhn sieht sein Institut als Teil einer Elite, die über lange Zeit gewachsen ist.
Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
Professor Höhn, an Ihren Lehrstuhl haben die Forschungsvereinigungen des VDMA in den vergangenen drei Jahren die meisten Projekte vergeben. Zählen Sie sich zur Elite?
Nachdem wir vom VDMA für unsere Arbeit hervorgehoben wurden, zähle ich uns zur Elite. Wir haben aber nicht nur in den letzten drei Jahren, sondern schon über lange Zeit gute Arbeit vorzuweisen. Und das macht eine Elite aus: Sie kann nicht verordnet werden, sondern muss sich entwickeln. Der akademische Mittelbau, der bei uns weniger stark reduziert wurde als an anderen Hochschulen, hat sicherlich auch dazu beigetragen, auf Dauer Kompetenz aufzubauen. Diese können wir der Industrie zur Verfügung stellen.
Wo sehen Sie die Highlights in der antriebstechnischen Forschung?
In einer technischen Gesellschaft wie der unseren können wir uns Energieverschwendung nicht mehr leisten. Wir haben beispielsweise ein hybrides Antriebssystem für Fahrzeuge mit Elektro- und Verbrennungsmotor aufgebaut und können schon mit dem Prototypen den Kraftstoffverbauch um 10 Prozent reduzieren. Einsparungen von bis zu 20 Prozent halte ich für realistisch. Auch bei den Zahnrädern gibt es noch Potenziale, was den Wirkungsgrad angeht. Die Verluste dort lassen sich sicherlich halbieren. Und wenn Sie an Großgetriebe in Kraftwerken denken, lohnt sich sogar eine geringfügige Steigerung des Wirkungsgrades von 99 auf 99,5 Prozent.
Software und Elektronik erobern den Maschinenbau. In welcher Weise beeinflusst das die Entwicklungen an Ihrem Lehrstuhl?
Bei allen Projekten zur Antriebssystemtechnik müssen Elektrik und Elektronik von uns Maschinenbauern mitgeplant und gestaltet werden. Der heutige Maschinenbauer ist der Systemingenieur, der nicht nur die Mechanik verantwortet. Ich sage den Studenten schon im ersten Semester: Sie werden Systemingenieure! Sie müssen von Anfang an lernen, wo und wie Elektronik eine Maschine verbessern kann. Denn wie der zunehmende Einsatz von Sensoren zeigt, wird es in Zukunft keine rein mechanischen Elemente mehr geben.
Wie finden Forschung und Industrie am schnellsten zu den von Wirtschaft und Politik geforderten Innovationen?
Ich setze voll auf die industrielle Gemeinschaftsforschung, die unter dem Dach der AiF hervorragend funktioniert, und zwar gerade im Bereich der Antriebstechnik und schon seit über 30 Jahren. Das hat uns weltweit eine führende Position eingebracht. Und um dieses Instrument der Forschungsförderung beneiden uns sowohl die Amerikaner als auch die Japaner. Bedauerlich ist nur, dass die Höhe der Fördermittel hierfür nicht im gleichen Maße wächst wie die Unterstützung für die Grundlagenforschung.
Wie bewerten Sie die heutige Ausbildung der Ingenieure in Deutschland?
Im Vergleich zu anderen Ländern wie den USA, England oder Frankreich sehr gut und vorbildlich. Potenzial sehe ich beim Trainieren der Soft-Skills. Die Teamfähigkeit der Studenten muss noch verbessert werden. Mit neuen Übungsmodellen und verstärkter Projektarbeit werden wir dies in Zukunft erreichen.
VDMA-Ranking der Forschungsinstitute
Das Ranking des VDMA berücksichtigt Mittel, die in den Jahren 2001 bis 2003 an Institute vergeben wurden. Wer wieviel Gelder bekommt und welche Projekte intiiert werden, entscheiden die industriellen Forschungsvereinigungen im VDMA. Sie wählen Forschungsvorhaben aus und vergeben ihre Mittel über einen mehrstufigen Wettbewerb an ein Institut. Die größten Gruppierungen sind die Forschungsvereinigung Antriebstechnik und die Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen.
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