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Ingenieurs-Weltbild wankt, die Last aber nicht

Konecranes will mit neuem Elektroseilzug den Kranmarkt aufrollen
Ingenieurs-Weltbild wankt, die Last aber nicht

Mit einem völlig neuen Seilzug will KCI die Welt erobern, und nichts soll mehr sein, wie es war: Die Baumaße sinken, Bremsen halten ewig, Hallen werden kleiner – und Ingenieure schmeißen ihr Weltbild um.

Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Preuß thomas.preuss@konradin.de

Damit revolutionieren wir den Kranmarkt“, sagt Ari Kiviniitty. „Während der Wettbewerb bei seinen Seilzügen den Motor parallel zur Trommel baut, haben wir ihn in die Trommel integriert“, setzt der technische Leiter des Geschäftsbereichs Standardhebezeuge der KCI Konecranes Components Corporation im finnischen Hämeenlinna nach. „Damit wird das Gerät um die Hälfte kleiner – und der Anwender kann seinen Hallenraum besser nutzen.“ Bei 50 cm weniger Breite könne er seine Werkzeugmaschine an jeder Seite 25 cm näher an die Wand stellen.
Dazu kommt, dass der Haken weniger wandert und die Last kaum noch pendelt – beim Absenken und einer Hubhöhe von 1 m um nur 8 mm. Das beschleunigt den Positioniervorgang. Damit erübrigt sich der übliche Sicherheitsabstand zur Wand ebenfalls oder wird geringer. „Bei neuen Gebäuden“, erläutert Kiviniitty, „senkt das die Baukosten erheblich.“ Hallen können kleiner und funktioneller gestaltet werden. Und je kleiner die Halle, umso geringer fallen die Betriebskosten aus, etwa für die Heizung.
Wenn man Kiviniitty hört, möchte man meinen, der Wettbewerb habe den Markt verschlafen. In jedem Falle, sagt der Finne, dürfte es der Konkurrenz schwerfallen, die Idee nachzumachen, müsste man dafür doch eine komplett neue Geräteserie entwickeln. KCI hat das getan: Während früher Seilzüge nach dem Motto „Aus der Dicke des Seils folgt der Durchmesser der Trommel“ konzipiert wurden – mit einem Pi-mal-Daumen-Wert von 18, wenn man Trommel- durch Seildurchmesser teilte –, verwarfen die Ingenieure bei Konecranes diese Weltanschauung: Sinnvoller, als den Trommeldurchmesser zu minimieren, sei es, ihn zu optimieren. Sie kamen im Schnitt auf 46 – mehr als zweimal soviel wie bei den Wettbewerbsmodellen. Das sei kein technischer Nachteil, beteuert Kiviniitty: „Die Lebensdauer unserer Seile verlängert sich um den Faktor zehn, das ganze System hält drei bis vier Mal so lange wie früher!“ Die CXT-Elektroseilzüge sind erhältlich als Einträgerlaufkatze mit extrem kurzer sowie normaler Bauhöhe und als Zweiträgerlaufkatze für höhere Traglasten.
Ari Kiviniitty hält „seine“ Seilzüge bei Industriekranen, Einschienenbahnen und Modernisierungsprojekten heute „für die wirtschaftlichste Lösung auf dem Markt“. Dazu trügen neben der mechanischen Bauweise auch verbesserte Technologien für Motor und Geschwindigkeitsregelung bei. Beispielsweise seien die CXT-Krane die ersten dieser Leistungsklasse, in denen die stufenlose Geschwindigkeitssteuerung für Kran- und Katzfahrt serienmäßig eingebaut seien. „Die Geschwindigkeitssteuerung ist für sicheres und effizientes Lasten-Handling bekanntlich von größter Bedeutung“, erinnert der Experte. Durch das sanfte Anfahren und Stoppen wird nicht nur das Pendeln der Last deutlich verringert; auch der Verschleiß und die mechanische Belastung des Gebäude nehmen ab.
Weitere Aufkäufe sollen lokale Präsenz stärken
Warum die Finnen sich so ins Zeug gelegt haben, ist klar: Schon jetzt liegt man beim Marktanteil auf Augenhöhe mit dem großen Wettbewerber aus Deutschland, der Demag Cranes & Components GmbH in Wetter (wir berichteten im Industrieanzeiger 25/2002).
Dabei soll es nicht bleiben: Allein der Markt für Standardhebezeuge liege weltweit bei rund 2 Mrd. Euro, betont Konzern-Chef Stig Gustavson, man selbst erziele in diesem Geschäftsbereich erst 245 Mio. Euro. „Wir sehen noch viel Potenzial, um kleinen und großen Wettbewerbern Anteile abzunehmen“, lässt er die Muskeln spielen. Manche kauft er gleich ganz auf, etwa die deutsche SWF Krantechnik GmbH in Mannheim. So kann KCI lokal agieren.
Heute, in der wirtschaftlichen Krise, sieht der Manager seine Stunde gekommen. „In der Rezession sind die Märkte im Umbruch“, sagt er. „Manche Unternehmen gehen unter, andere werden ge- oder verkauft. Wir werden Teil dieses Umbruchs sein.“ Weil sich die Hebezeuge für alle Anwendungen in allen Branchen eignen, müsste eigentlich jeder Industrielle bei Konecranes auf der Matte stehen. Fast scheint Gustavson das zu erwarten, denn er legt noch einen drauf: „Jetzt haben wir die Chance, die ganze Industrie umzuformen.“
Vor diesem Hintergrund darf man gespannt sein, was den Finnen sonst noch einfällt. Zum Beispiel bei Spezialkranen mit über 50 t Traglast. Oder bei den Instandhaltungsdiensten: Mit Service erzielte KCI 2001 44 % seines Umsatzes, Tendenz steigend. Auf halbwegs gesättigten Märkten wie Deutschland wird dieser Punkt wichtiger.
Vollständig liegt die Welt KCI noch nicht zu Füßen: Die besten Wachstumschancen sieht Stig Gustavson in „China, China, China!“. Wenn KCI dort in fünf Jahren mehr produziere als in Europa, „wäre das nicht überraschend“. Die Hände reibt er sich angesichts Polens und der anderen Länder, die die EU erweitern sollen, wenngleich der Termin Anfang 2004 nicht zu halten sein wird: „Wir treffen heute die Maßnahmen, um dort morgen gegenwärtig zu sein.“
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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