Die Instandhaltung entwickelt sich immer mehr von der innerbetrieblichen „Störungsstelle“ zu einer vorausschauenden Anlagenbetreuung mit Aufgaben im Umwelt- und Arbeitsschutz. Dies sehen Anlagenbetreiber wie auch Dienstleister so, die im Vorfeld der Fachmesse Maintain in München das Thema diskutierten.
Von unserem Redaktionsmitglied Dietmar Kieser dietmar.kieser@konradin.de
Deutlich haben die Instandhalter die Wegstrecke skizziert, die sie gehen wollen: „weg vom Störgeschehen, hin zur zustandsorientierten und zukunftsorientierten Instandhaltung“, wie es Bernhard Werner, Maintenance-Chefmanager der MTU Friedrichshafen GmbH, formuliert. Angesichts des Einsparpotenzials, das die moderne Form der Instandhaltung verspricht, ist die Forderung verständlich.
Bislang ist es üblich, dass bei Stillstand der Maschine der Instandhalter gerufen wird, um die Störung zu beheben – oder der Meister macht sich selbst daran. Auf diese Weise bewegt sich je nach Branche der Anteil der Instandhaltungskosten an den Produktionskosten „zwischen 15 bis 40 Prozent“, zitiert Eric Schwabedissen eine US-Studie. Der Vertriebsleiter Deutschland der Prüftechnik Alignment Systems GmbH aus Ismaning ortet ein riesiges Einsparpotenzial. Allein mit den Einrichtungen des Ismaninger Anbieters zum Condition Monitoring lassen sich laut Schwabedissen Maschinenausfälle um 30 bis 50 % reduzieren. „Wir haben die Möglichkeiten in Deutschland, die Reparaturkosten drastisch zu reduzieren, wenn die entsprechenden Strategien angewandt werden.“
Allerdings sind unternehmerische Ziele mit Maschinen und Organisationskonzepten allein nicht zu erreichen. „Der Mensch ist der entscheidende Faktor“, weiß MTU-Instandhalter Bernhard Werner.
Der Mitarbeiter wird immer wichtiger: Rückten in den 70er-Jahren die Kosten als strategische Erfolgsfaktoren der Instandhaltung in den Mittelpunkt, bestimmten in den 80ern die Qualität und in den 90ern das Thema Zeit die Diskussion. Heute ist nach Ansicht von Jürgen Stübiger, Leiter Business Development Siemens I&S in Erlangen, die Flexibilität wesentlich. Dieser Faktor spiele nicht nur im Hinblick auf Anlagenverfügbarkeit und Kostenersparnis eine Rolle, vielmehr müssten auch die Ressourcen entsprechend eingebunden werden. „Proaktiv sein und die Konzepte sinnvoll kombinieren“ – dies müsse die Maßgabe der Fertigungsunternehmen sein. Mit ein Grund: Produktionszyklen verkürzen sich, Maschinenlaufzeiten werden immer länger. All dies erhöht die Risiken der Unternehmen bei einem Produktionsausfall erheblich.
Aus diesem Grund werden sich die Aufgaben der Instandhalter in Richtung Prävention verlagern, beschreibt Udo Reimer die Entwicklung. Der Leiter des Kaizen Institute of Europe mit Sitz in Bad Homburg sieht den modernen Instandhalter künftig verstärkt in der Rolle, Mitarbeiter an der Maschine zu trainieren und Verbesserungsteams zu führen. Dieser Typus des Maintainer werde Analysen durchführen, um Störungen zu erkennen und zu beseitigen.
Die Gilde der Instandhalter will vor allem eines: Nicht nur Risiken vermeiden, sondern Chancen ausschöpfen. Das Risikomanagement Instandhaltung soll sich zum Chancenmanagement wandeln. Ein Forum dafür ist die neue internationale Fachmesse Maintain, die vom 18. bis 20. Oktober 2005 in München Trends und Entwicklungen der Instandhaltungsszene aufzeigen will.
Die Messe München GmbH als Veranstalterin hat dem Messe-Newcomer gleich zwei Hallenkomplexe in dem von ihr betriebenen M,O,C,-Veranstaltungscenter reserviert. Drei Monate vor dem Start haben sich 119 Aussteller angemeldet. Auf rund 6000 Bruttoquadratmeter werden sie Lösungen zur Inspektion, Wartung und Instandsetzung industrieller Maschinen und Anlagen zeigen. Messe-Geschäftsführer Norbert Bargmann sieht sich bestätigt: „Die Maintain hat die Bedürfnisse der Branche getroffen.“ Obwohl die Messe München erst Ende Januar mit der Maintain in den Markt gegangen sei, hätten sich die großen Unternehmen der Instandhaltungsbranche ebenso wie kleinere, spezialisierte Firmen für eine Teilnahme entschieden. (Kommentar S. 7)
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