In einem Pilotprojekt koppelte der Isgus-Vertriebspartner Leonhardt GmbH das BDE-Modul des Programmpakets Zeus an die Welt des Mittelstandsrechners AS/400. Die Organisation der Fertigung hat sich beim Anwender Will Werkzeuge dadurch entscheidend verbessert.
Die BDE-Integration beim Zangenspezialisten Will Werkzeuge GmbH in Neustadt war eine Herausforderung. Entsprechend hat Ulrich Schön, Leiter Finanz- und Rechnungswesen bei Will, eine erlebnisreiche Zeit hinter sich. Denn als Projektleiter lieferte er stets wichtige Rahmeninformationen, die am Ende den Erfolg sicherten. Markus Zöller, Vertriebsleiter bei dem Isgus-Vertriebspartner Leonhardt GmbH in Siegen, kann das bestätigen: „Das führende ERP-System Oxaion läuft bei Will auf einer As/400. Es war unsere erste BDE-Anbindung an den klassischen Mittelstandrechner, aber wir wussten, dass es technisch machbar ist.“ Zöller und seine Kollegen aus der Technik haben nur darauf gewartet, endlich den Beweis dafür antreten zu können.
„Unser Ziel war, zwei Software-Produkte zusammenzuführen und eine einheitliche Datenhaltung zu schaffen“, fasst Schön zusammen. Das Unterfangen ist geglückt. Die Organisation der Fertigung bei Will hat sich verbessert und zugleich vereinfacht: Alle Aufträge werden im PPS-Modul des ERP-Systems Oxaion eingelastet, das seit rund vier Jahren auf der AS/400 läuft. Das System kommuniziert plattformübergreifend mit dem BDE-Modul des Softwaresystems Zeus der Isgus GmbH. Für die Werker bei Will ist die Bedienung des Systems einfach und intuitiv.
Bei Will war es damals an der Zeit, dass etwas passiert. Angesichts der Fülle an Fertigungsaufträgen mit unterschiedlichen Stückzahlen und Zangenausführungen häuften sich mögliche Fehlerquellen: So war zum Beispiel die Gefahr groß, dass die Rückmeldebelegnummer bei so genannten Ersatzlohnscheinen falsch abgeschrieben wurde. Oder dass Lohnscheine versehentlich vertauscht wurden.
Wegen der händischen Rückmeldungen aus der Fertigung gab es keine aktuelle Verbindung zum ERP-System Oxaion. Von einer zeitnahen Fortschrittskontrolle und einer aktuellen Kapazitätsplanung war Will meilenweit entfernt. Zudem fehlte der Überblick über die Auftragsbestände, Termine wurden mit so genannten Termintafeln manuell verfolgt. Die Schreibarbeit in der Produktion war aufwendig und teuer.
Die Suche nach der geeigneten Lösung war für Ulrich Schön nicht mit dem allgemein üblichen Aufwand verbunden. Die gesamte Zeitwirtschaft mit unterschiedlichen Schichtmodellen wurde bei Will bereits über Zeus abgewickelt. So lag es nahe, das vorhandene Programmpaket Zeus durch das BDE-Modul „PPS-Talk“ zu ergänzen.
Das Besondere daran war die Anbindung der BDE an die AS/400. Ulrich Schön wollte auf den klassischen Mittelstandsrechner auf keinen Fall verzichten. Auf der AS/400 läuft nicht nur die ERP-Lösung, auch alle Unternehmensdaten werden auf dem System täglich gesichert. „Die AS/400 läuft stabil, Verfügbarkeit und Schnelligkeit des Rechners sind einfach unschlagbar“, schwärmt Schön. Was viele Mittelständler noch vor sich haben, ist bei Will bereits umgesetzt: Manuelle Rückmeldungen und Lohnscheine gehören der Vergangenheit an. Für Ulrich Schön sind die aktuellen Durchlaufzeiten und Auftragsmengen jederzeit ersichtlich. Produktionsfortschritt der Fertigungsaufträge und Kapazitätsauslastung lassen sich online verfolgen. Auch die Tafeln für die Terminverfolgung sind verschwunden. „Das läuft jetzt alles automatisch“, freut sich Schön.
Volker Haber, Produktionsleiter bei Will, ist von dem neuen BDE-System angetan. Große Erleichterung im Tagesgeschäft bereitet ihm sein neuer Meisterbildschirm, ein Software-Modul von Zeus: „Das ist mein aktuelles Schaufenster in die Produktion“, erzählt Haber anschaulich. „Auf dem Monitor kann ich sofort ablesen, an welchem Punkt der Fertigung ein Auftrag gerade steht, wie es um den Erfüllungsgrad bestellt ist.“
Der Meisterbildschirm komprimiert die wesentlichen Daten und bereitet sie grafisch und farbig auf. Natürlich könnte sich Volker Haber die ganzen Informationen auch aus dem PPS-System holen. Dazu müsste er sich aber durch unzählige Masken klicken. Und er würde von zusätzlichen Daten überhäuft, die ihn in dem Moment überhaupt nicht interessieren. „Wenn ein Kunde anruft und wissen will, wo sein Auftrag gerade steht, dann muss das schnell gehen“, stellt Haber fest.
Durch die Funktion „Sammelaufträge“ können in der Härterei mehrere Aufträge gleichzeitig in den Härteofen wandern. Die Zeit, die für den Gesamtarbeitsgang notwendig ist, wird anteilig auf die Aufträge verteilt. Damit wird eine Nachkalkulation möglich.
Der so genannte Korrekturnavigator führt den Nutzer durch das System und zeigt ihm Unstimmigkeiten auf, die sich dann mit geringem Aufwand überarbeiten lassen. „Das Ergebnis ist eine saubere Datenhaltung“, freut sich Schön. „Ansonsten läuft die BDE bei uns ohne manuelle Eingriffe“.
Aber auch in der Personalzeitwirtschaft profitiert der Zangenhersteller vom modularen Zeus-Aufbau, mit dem sich die unternehmensspezifischen Betriebsvereinbarungen in vollem Umfang abbilden lassen. Manuelle Nacharbeiten bei der Verrechnung von Lohnarten fallen dadurch unter den Tisch.
Im Rückblick war es für Ulrich Schön die richtige Entscheidung, die Zusammenarbeit mit dem Isgus-Partner fortzusetzen. Aus Sicht von Schön ist Will Werkzeuge für die Zukunft gut aufgestellt. „Jetzt sind unsere Abläufe transparent und wir können Optimierungspotenziale rechtzeitig erkennen.“
Petra Gässler Isgus GmbH, Villingen-Schwenningen
Der Herr der Zangen
„Nichts ist in der Werkzeugindustrie so schwierig herzustellen wie eine Zange“, glaubt Ulrich Schön. „Das Produkt wird aus zwei Teilen zusammengesetzt, das ist dabei die Kunst“, so der Manager von Will Werkzeuge weiter. Die Bearbeitung der Teile müsse sehr genau sein, damit nach der Zusammenlegung die Schneiden perfekt übereinanderstehen. Will Werkzeuge entwickelt, fertigt und vertreibt Zangen seit über 160 Jahren. Die Produktpalette des Familienbetriebs mit seinen 70 Mitarbeitern umfasst greifende und schneidende Zangen sowie eine Kombination aus beidem. Hinzu kommen verstellbare Zangen und Sonderzangen, die nach Kundenwunsch hergestellt werden. So haben die Hessen spezielle Produkte für die Automobilisten entwickelt, beispielsweise eine Zange, mit der Airbags gewechselt werden können. ub
„Wir wussten, es funktioniert“
Nachgefragt
Herr Zöller, was war die Herausforderung bei der Anbindung des BDE-Moduls von Zeus an das ERP-System Oxaion?
Oxaion läuft bei Will auf einer AS/400. Der Mittelstandrechner hat eine eigene Codierung. Damit die Daten von der AS/400 in die Windows-Welt von Zeus und wieder zurück fließen können, war eine Codewandlung notwendig. Wir mussten die Sprache der beiden Systeme übersetzen.
Hatten Sie schon einmal ein vergleichbares Projekt?
Nein, aber wir waren uns sicher, dass es funktioniert ist. Uns fehlte lediglich die erste Anlage, auf der wir den Beweis dafür antreten konnten.
Warum war dieser Auftrag so wichtig?
Es gibt in Deutschland noch reichlich Unternehmen, deren ERP-System auf einer AS/400 läuft. Die wenigsten davon haben eine automatische BDE-Unterstützung. Viele arbeiten noch mit manuellen Rückmeldungen. Das sind potenzielle Kunden von uns.
Teilen:
