Am heutigen Rosenmontag steuern die tollen Tage auf ihren Höhepunkt zu. An der vorangegangenen Weiberfastnacht ist es vor allem im Rheinland Tradition, dass Frauen den Männern die Krawatte als Symbol der männlichen Macht abschneiden. Dafür, dass sie mit ihrem Schlipsstumpf herumlaufen müssen, werden sie mit einem Bützchen (Küsschen) entschädigt. Angesichts des Brauchtums fiele niemandem ein, eine Sexismus-Debatte anzustoßen. Aber auch jenseits des frohsinnigen Ausnahmezustands sind die Rollen jeglicher Annäherungen der Geschlechter klar verteilt – wenn auch in zumeist umgekehrter Reihenfolge: Mann Täter, Frau Opfer. Dass Deutschland über Sexismus diskutiert, ist nach der Brüderle-Affäre gewiss richtig. Allerdings degradiert der mediale Sturmlauf die tatsächlichen Opfer sexistischer Übergriffe.
Ist nun bereits eine Bemerkung zum Aussehen galante Schmeichelei, oder wird sie als übler Sexismus gedeutet? Jedenfalls sollten Frauen ebenso mit ihrem Aussehen punkten können, wie Männer nicht unter Generalverdacht gestellt werden dürfen. Schon deshalb ist die gesellschaftliche Diskussion über den richtigen Umgang der Geschlechter miteinander wichtiger denn je. Firmenchefs, die noch keine Regeln für den Umgang ihrer Mitarbeiter untereinander aufgestellt haben, gibt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) eine Orientierung. Darin ist geklärt, was unter sexueller Belästigung zu verstehen ist und wann eine solche vorliegt. Allerdings ersetzen die juristischen Grundlagen nicht das entschiedene Handeln in der Arbeitswelt. Wegschauen und ausblenden darf nicht mehr funktionieren. Gleichwohl kann die soziale Kontrolle der Mitarbeiter untereinander dafür sorgen, die Grundregeln des Zusammenlebens einzuhalten. Nicht minder wichtig ist die Überzeugungsarbeit, dass Unternehmen Orte sind, an denen Menschen respektvoll miteinander umgehen müssen, um den Betrieb und somit sich selbst nicht zu gefährden. Ich möchte einfach nicht überlegen müssen, ob ich mit meiner Kollegin Kaffee trinken gehen kann.
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