Kapazitäten lassen sich jetzt besser abschätzen

Von unserem Redaktionsmitglied Uwe Böttger uwe.boettger@konradin.de

Höhere Auslastungsvorgaben, steigender globaler Wettbewerbsdruck sowie erhöhter Informationsbedarf zwingen produzierende Unternehmen, in leistungsfähige Zeit- und Betriebsdatenerfassungs-Systeme zu investieren. So entschied sich auch die Neuenhauser Maschinenbau GmbH für den Einsatz einer ganzheitlichen Zeit- und Betriebsdaten-Management-Lösung im Stammhaus in Neuenhaus. Mit rund 450 Mitarbeitern werden hier Kompressoren und Maschinen gefertigt. Weltweit beschäftigt die Firmengruppe rund 900 Mitarbeiter. Tochterunternehmen in Deutschland, Ungarn, den USA und China gehören heute zum Unternehmen.

Ausschlaggebend für die Suche nach einem neuen Softwarepaket war die unzureichende Funktionalität des Alt-Systems. Gesucht wurde ein Standardpaket für die Zeit- und Betriebsdatenerfassung, das zusätzlich die spezifische Prämienentlohnung und die Fertigungsplanung mit abdeckt. Die Entscheidung fiel zu Gunsten der Essener Gfos mbH, deren Lösung den definierten Anforderungen am besten entsprach.

Bei dem Programmpaket X/Time der Essener Softwerker handelt es sich um eine integrationsfähige, modular aufgebaute Standardsoftware, die über zahlreiche Schnittstellen verfügt. Dadurch kann das System problemlos mit den bereits eingesetzten IT-Komponenten Varial (L+G) und Infor NT (ERP) kommunizieren. Zudem ist X/Time modular aufgebaut und lässt sich bei Bedarf erweitern.

„Für uns ist es wichtig, realistische Auftragszeiten in der Fertigung zu ermitteln“, betont Bernd Els, Projektleiter bei Neuenhauser. „Eine aussagekräftige Auftragsnachkalkulation und eine mitlaufende Kalkulation während des Produktionsprozesses lässt sich nur mit realen Daten realisieren.“ Auslastungen, Störungen und Abweichungen der Ist-Werte von den Soll-Daten werden mit dem BDE-Paket ermittelt. Dadurch sind die Neuenhauser in der Lage, die Betriebszeiten zu optimieren und dadurch Kosten zu senken.

Von dem BDE-System versprach man sich eine verbesserte Qualität der Ist-Daten, weniger Korrekturen sowie eine verbesserte und schnellere Lohndatenaufbereitung für die Übergabe an das eingesetzte L+G-System. Neben den Anforderungen an die BDE-Software gab es noch weitere Erwartungen. In Neuenhaus wird in der Produktion im Zwei- und Drei-Schichtsystem gearbeitet. Die Möglichkeit, Schichtraster flexibel anlegen zu können, war daher vorausgesetzt. Neben einem schlüssigen Berechtigungskonzept sollten auch Springertätigkeiten abgebildet und eine Fertigungsplanung durchgeführt werden können. Zudem arbeitet man in Neuenhaus mit einer individuellen Prämienentlohnung, die ebenfalls einzubinden war.

Die eingesetzte Leistungslohnkomponente ermittelt die gruppenbezogenen Prämienlöhne und stellt diese für das Lohn- und Gehaltswesen bereit. Bei Neuenhauser handelt es sich um eine individuelle Prämienberechnung, die auf Basis des einzelnen Arbeitsganges ermittelt und um individuelle Zuschläge für festgelegte Tätigkeiten ergänzt wird. Die Berechnung erfolgt an Hand von Parametern, die im System hinterlegt sind. Die Rückrechnungsfähigkeit des Systems stellt auch bei nachträglichen Korrekturen eine ordnungsgemäße Abrechnung sicher.

Auf Basis der Grobterminierung ist mit dem BDE-System eine Feinterminierung und Reihenfolgebildung der Aufträge möglich. Diese Funktion ist besonders wichtig bei Produktionseinheiten, die von mehreren autarken Gruppen genutzt werden. Die Terminierung erfolgt heute anhand eines Kriterienkatalogs, der im Vorfeld definiert wird. In Neuenhaus gehören die Priorität des Auftrags und der Sollendtermin des Arbeitsgangs zu den entscheidenden Planungskriterien. Durch die mitlaufende Aufzeichnung der einzelnen Arbeitsgänge kann am Ende festgestellt werden, welche Arbeitszeiten und –kosten auf den entsprechenden Auftrag zu verbuchen sind. Auch die Mehrmaschinenbedienung ist softwaretechnisch abgebildet. Mehrere Arbeitsgänge können somit parallel oder zeitlich überlappend erfolgen, ohne dass dabei das rechnerische Ergebnis anderer Arbeitsgänge beeinflusst wird.

Darüber hinaus stehen umfassende Auswertemöglichkeiten zur Verfügung. So nehmen die Maschinenbauer aus Niedersachsen zum Beispiel Kostenstellen und Kostenträger unter die Lupe. Die daraus resultierenden Daten sind eine wichtige Grundlage für das Controlling. Umfassende Soll/Ist-Vergleiche vereinfachen die mitlaufende Kalkulation und die Nachkalkulation. Unterm Strich können die Neuenhauser einen effizienteren Maschineneinsatz und einen höheren Nutzungsgrad der einzelnen Maschinen verzeichnen. „Zu Beginn wurde die neue BDE in der Fertigung mit Skepsis betrachtet“, erinnert sich Els. „Heute ist das System eine Selbstverständlichkeit.“

Auch die Personalzeiten werden mit dem System von Gfos erfasst und bearbeitet. Neben dem Zwei- und Drei-Schichtsystem kommen in Neuenhaus auch die Arbeitszeitmodelle Gleitzeit und feste Arbeitszeit auf Basis einer 40-Stundenwoche zum Einsatz. Bei der Auswahl der Software war es wichtig, dass ein integrativer Datenaustausch mit dem eingesetzten Personalabrechnungssystem möglich ist.

„Heute haben wir eine Softwarelösung, die unseren Anforderungen entspricht“, ist das Fazit von Bernd Els. „Insgesamt ist unsere Fertigung wesentlich transparenter geworden.“ Kapazitäten lassen sich nun besser abschätzen, wodurch sich auch die Qualität der Ist-Daten verbessert hat. Darüber hinaus haben sich die Fehlbuchungen in der Fertigung reduziert. Els: „Unsere Ziele und Anforderungen wurden nicht nur erfüllt, sondern wir konnten sogar einen Zusatznutzen feststellen. „Erst durch den Einsatz von X/Time wurden für uns bisher unbekannte Fehler in der Berechnung von ergänzenden oder konkurrierenden Zuschlägen ersichtlich und ließen sich so beseitigen.“