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Keramik boomt entgegen dem Trend

Fraunhofer baut Demo- und Dienstleistungszentrum für Keramik auf
Keramik boomt entgegen dem Trend

Noch nie waren so viele Keramikhersteller auf der Hannover Messe vertreten wie in diesem Jahr. Mit gutem Grund: Es hat sich herumgesprochen, dass die Werkstoffgruppe mit den außergewöhnlichen Eigenschaften nahezu jedem Anwendungsbereich etwas zu bieten hat.

„Blingggh“. Dieser weiche, hohe Ton ist das einzige Anzeichen dafür, dass der Standbesucher einen vollkeramischen Golf-Schläger benutzt hat, um die (ebenfalls keramischen) Kugeln ins Ziel zu jagen. Nichts bröckelt, nichts splittert, nichts geht kaputt. Mit diesem Minigolf-Versuch hat sich Geschäftsführer Dr. Michael Zins von der Task GmbH, Dresden, einen wirksamen Messe-Gag einfallen lassen, um den Besucher vom Task-Motto zu überzeugen: „Keramik bricht mit ihren Traditionen“ – das heißt, sie hält Schläge aus, erträgt Prüflasten von rund 2800 N/mm² in Wälzlagern und bietet mit ihrer Verschleiß-, Temperatur- und Korrosionsbeständigkeit ein hohes Verbesserungspotenzial für viele Anwendungen. Nachdem die Technologie-Agentur Task nun schon seit Jahren potenzielle Anwender berät – unter anderem durch eine Dauerausstellung mit typischen Keramik-Exponaten –, scheinen sich die Möglichkeiten des Hochleistungswerkstoffes immer mehr herumzusprechen.

„Noch nie waren so viele Keramikhersteller wie dieses Jahr auf der Messe“, sagt Zins. Einen großen Anteil daran hatte der Verband der Keramischen Industrie (VKI) e.V., Selb, der mit elf Mitgliedsfirmen nach Hannover kam. Auch der Task-Stand ist gewachsen: Zehn Unternehmen waren selbst präsent, zwölf ließen sich vom Zins-Team vertreten. Daneben beteiligte sich der Fraunhofer-Verbund Hochleistungskeramik (HLK) mit seinen sieben Instituten am Stand. Der HLK stellte sein neues Projekt „Advancer“ vor – eine Art von hochschulseitigem Pendant zur Task: Es steht für „Advanced Ceramics“ und soll die Möglichkeiten aufzeigen, Systeme mit technischer Keramik zu entwickeln. Geplant sind beispielsweise ein Demo-Zentrum mit Technologie-Exponaten sowie Schulungs- und Dienstleistungsangebote.
Das Messe-Highlight der Fraunhofer zeigt exemplarisch, was Keramik kann: Die Institute IZFP und IKTS entwickelten einen Prüfmolch für Gas-Pipelines, der die Rohrwandungen per Ultraschall auf Mini-Defekte wie Risse, Lunker, Fehlstellen untersucht. Der so genannte Emat-Molch rast mit bis zu 2 m/s Geschwindigkeit durch mehrere 100 km Gasleitung, wobei die Ultraschallsensoren mit Federn und Magneten an die Rohrwand gepresst werden. Der Gasdruck beträgt bis zu 190 bar. Schläge, die durch Schweißnähte entstehen, und die Reibbeanspruchung überstehen die Prüfköpfe nur, weil sie durch 0,5 mm dicke, filigran geformte Gleitschuhe aus Siliziumnitrid geschützt werden.
Wie sehr sich der „Sonderwerkstoff“ Keramik schon in der Breite etabliert hat, verdeutlicht die Dortmunder Doceram Ingenieurkeramik GmbH mit ihrem Programm. Inzwischen bietet sie ihre bewährten keramischen Schweiß-Zentrierstifte als Katalogware an: Ob zum Verschweißen von Blechen oder zum Anbringen von Schweißmuttern – die Stifte gibt es in Durchmesserabstufungen von 0,1 mm. Außerdem fügen sie sich in ein Baukastensystem mit diversen Basis- und Wechselelektroden ein. „Dadurch können wir jedem Anwender das Passende preiswert und schnell ab Lager liefern“, erklärt Willi Kellner von der Anwendungstechnik. Hochleistungskeramik von der Stange: Für eine Wechselelektrode nennt der Katalog einen Preis von 15 Euro, für einen Zentrierstift von 50 Euro.
Die Vogt GmbH aus Henfenfeld, Mitaussteller auf dem VKI-Stand, ist in der Medizintechnik genauso zu Hause wie in der Werkzeug- und der Fertigungstechnik. Beispielsweise hat sie neben keramischen Operationsleuchten ein kammartiges Keramikteil für einen Drucker-Hersteller entwickelt, das abrasivem Papier mit „extrem hoher Standzeit“ widersteht. Die Ideen kämen meist von den Kunden, sagt Unternehmens-Chef Wolf-Dietrich Vogt. Sein Tipp gilt für alle Keramik-Applikationen: „Nur im rechtzeitigen Gespräch zwischen Kunden und Hersteller lassen sich die Weichen für eine kostengünstige Lösung stellen.“ os
Keramische Schweiß-Zentrierstifte gibt’s jetzt als Katalogware
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