Werkzeug- und Formenbauer werden zunehmend zu Entwicklungspartnern und Systemlieferanten. Das erforderliche Know-how ist eine Chance, sich im internationalen Wettbewerb einen Vorteil zu verschaffen.
„Engineering wird im Werkzeug- und Formenbau immer wichtiger“, sagt Jochen Hummel. Formenbauer müssten zunehmend komplette Projekte durchzuziehen. Dazu gehören das Entwerfen und Entwickeln von Produkten und der zugehörigen Werkzeuge, teilweise sogar das Fertigen von Vorserienteilen. Hummel ist Geschäftsführer der Hummel-Formen GmbH in Lenningen und Finanz-Vorstand beim Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer e.V. (VDWF). Er ist überzeugt: „Ein Unternehmen, das als reine verlängerte Werkbank agiert, ist zukünftig nicht mehr überlebensfähig.“
Anbieter, die in der Lage sind, Bauteile oder Baugruppen fertigungstechnisch zu vereinfachen, bieten ihrem Auftraggeber einen geldwerten Vorteil. Gelingt es beispielsweise, ein aus vier Bauteilen bestehendes Saugrohr aus drei Teilen zu fertigen, so reduzieren sich die Werkzeugkosten und meist auch der Montageaufwand. Das für solche Prozesse erforderliche Know-how ist für deutsche Formenbauer eine Chance, sich im internationalen Wettbewerb einen Vorteil zu verschaffen.
Flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren, sieht Robert Rathgeber, Assistent der Geschäftsleitung bei der Johann Rathgeber GmbH in Innsbruck, als eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg. Der Formenbauer müsse sowohl als Entwicklungspartner einen vollständigen Prozess liefern, als auch ein komplexes Werkzeug nach detaillierten Vorgaben bauen können. „Der Auftraggeber bekommt genau das, was er will“, betont Rathgeber. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um Neuformen, Reparaturen oder Änderungen handelt. „Nur so gelingt es, eine gute Kundenbindung aufzubauen.“ Das 1939 gegründete Familienunternehmen entwickelt, konstruiert und produziert hochwertige Spritz- und Druckgussformen sowie Beschneidewerkzeuge. Die 109 Mitarbeiter sieht Rathgeber als großes Kapital. „Um auch zukünftig im Markt bestehen zu können, brauchen wir motiviertes und hochqualifiziertes Personal.“ Permanente Aus- und Weiterbildung seien deshalb unerlässlich.
Während sich die Österreicher auf Werkzeuge für Großserien spezialisiert haben, beschäftigt sich Hans-Christian Ludwig mit Prototyp- und Kleinserientools. Als Abteilungsleiter für Rapid Technologies bei der Ehninger Bertrandt AG zeichnet er unter anderem verantwortlich für Formen für den Smart Crossblade, einer limitierten, offenen Kleinserie des City-Flitzers. Für Anwendungen dieser Art werden – abhängig von den geforderten Bauteileigenschaften – HSC-gefräste Aluminiumformen sowie Gießharz- und laminierte Werkzeuge eingesetzt. Die Teileausbringung hängt dabei von Werkstoff, Bauteilgeometrie und gewünschter Oberflächengüte ab.
Anforderungsspektrum und erforderliches Know-how sind im Werkzeug- und Formenbau so breit, dass es insbesondere für kleinere Unternehmen sehr schwer ist, die ganze Bandbreite abzudecken. Ludwig und Rathgeber sind sich denn auch einig: „Um erfolgreich zu sein, sollte man sich spezialisieren.“ Beispielsweise auf Werkzeuge und Formen für die Großserie oder auf solche für Prototypen und Kleinserien. hw
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