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Lebhaftes Geschäft treibt Prognosen nach oben

Intralogistik: Branche könnte in diesem Jahr um 10 % zulegen
Lebhaftes Geschäft treibt Prognosen nach oben

Die Auftragslage der Unternehmen der Intralogistikbranche hat sich erheblich verbessert. In diesem Jahr soll es noch stärker aufwärts gehen. Kurz vor der erstmals eigenständigen Branchenschau Cemat hat der Verband die eigenen Vorhersagen nach oben korrigiert.

Von unserem Redaktionsmitglied Dietmar Kieser dietmar.kieser@konradin.de

Mit einem Paukenschlag setzte sich die Materialfluss-Branche nach Torschluss der Hannover Messe 2003 in Szene. Initiiert von den Staplerherstellern, die sich ihre teuren Stände nur noch alle drei Jahre leisten wollten, plädierten die in der Leitmesse Cemat – Centrum für Materialflusstechnik und Logistik – organisierten Aussteller für eine eigenständige Leistungsschau. Demnächst ist es soweit: die „neue“ Cemat als Großereignis der Branche öffnet in der Leinestadt ihre Tore.
Wenige Monate nach dem Separationsbeschluss setzten die Materialflussprofis Anfang 2004 ein weiteres Zeichen: Die Branche, in deren Reihen sich Maschinen- und Anlagenbauer ebenso wie IT-Firmen, Lagertechniker, Sortierspezialisten sowie Geräte- und Komponentenhersteller tummeln, firmiert fortan unter dem Namen „Intralogistik“. Um mit gemeinsamer Stimme zu reden, rückten die Anbieter über die Fachverbände Fördertechnik und Logistiksysteme sowie Software und Industrial Communication im VDMA gemeinsam mit dem Hagener Verband Lagertechnik und Betriebseinrichtungen im „Forum Intralogistik“ enger zusammen. Die Intralogistik
  • beinhaltet das interdisziplinäre Zusammenspiel von Anbietern und Experten vieler Fachbereiche,
  • vernetzt immer komplexere Vorgänge und
  • umfasst den innerbetrieblichen Material- und Informationsfluss, die Lagerung und den Warenumschlag – vom Rohmaterial über die Halbfabrikate bis zur Auslieferung des fertigen Produkts.
Scharfe Rechner in den Anwenderunternehmen entdecken zunehmend die Chancen, auf diesem Sektor Kosten zu reduzieren und Wettbewerber auszustechen. Intralogistische Lösungen bestimmen erheblich die Qualität bei der Erfüllung von Kundenbedürfnissen, ihre Techniken und Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage, schnell auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren. Für Christoph Hahn-Woernle, Sprecher des Forum Intralogistik und Geschäftsführender Gesellschafter der Stuttgarter Viastore Systems GmbH, „birgt dieser Wirtschaftszweig die größten Einspar- und Rationalisierungspotenziale für die globale Wirtschaft“.
2003 – im Jahr der Beschlussfassung – ging die Krise auch an der Branche nicht vorbei. Im Anlagenbau hielten sich die Investoren zurück, die Umsätze knickten ein. Die Kapazitätsauslastung sackte ab auf 80, 5 % – 86 bis 88 % gelten in der Investitionsgüterindustrie als Optimalzone. Doch schon zum Jahresende keimte Hoffnung. Mit Auftragseingangszahlen, die allein im Bereich der Fördertechnik um 20 % zulegten, konnte die Intralogistikbranche die Durststrecke beenden.
Im Vorjahr erzielten die 1500 Unternehmen in Europa und ihre rund 150 000 Beschäftigten einen Umsatz von rund 22,7 Mrd. Euro – ein Wachstum von 5 % im Vergleich zu 2003.
Innerhalb dieser Branche nimmt Deutschland mit einem Marktanteil von etwa 50 % weiterhin unangefochten den Spitzenplatz ein. Die 700 deutschen Unternehmen mit rund 70 000 Mitarbeitern erzielten 2003 einen Umsatz von rund 12,4 Mrd. Euro. Mit 7,5 Mrd. Euro, also etwa 60 % des gesamten Branchenumsatzes, trug das Auslandsgeschäft den Löwenanteil. Exportiert wird vornehmlich nach Frankreich, USA, Großbritannien, Spanien und Italien. China folgt mit einem Exportvolumen von rund 430 Mio. Euro bereits auf Rang sechs.
Der langsamen Besserung im Vorjahr, vor allem aber den Zuwächsen im Bereich der Fördertechnik, hatte die Branche dann ein leichtes Plus auf 12,8 Mrd. Euro zu verdanken. 6,9 Mrd. gingen nach der Exportstatistik des VDMA 2004 ins Ausland. Am Welthandelsvolumen von 34,5 Mrd. Euro halten die deutschen Intralogistiker einen 20-%-Anteil. Verfolger Japan liegt mit 12 % weit abgeschlagen auf Rang zwei.
Verständlich, dass die Experten das Geschäftsjahr 2005 zum Jahresbeginn vorsichtig optimistisch einschätzten. Auf 3 % prognostizierte der VMDA das Produktionsplus der Branche. Inzwischen habe sich die internationale Nachfrage nach intralogistischen Systemen insgesamt weiter verbessert, zeigt sich Hahn-Woernle mit dem aktuellen Auftragseingang zufrieden (siehe Kasten „Nachgefragt“). Erst vor wenigen Tagen hob der Verband zusammen mit der Universität Karlsruhe seine Umsatzprognose für 2005 auf 14,3 Mrd. Euro an. Demnach würde das Wachstum der Intralogistik-Branche „mehr als zehn Prozent betragen“, hofft der Sprecher des Forums Intralogistik auf ein kräftiges Plus.
Die angepeilten Zuwächse wecken Hoffnung für 2006 – und darüber hinaus. Demnach sollte der Funke auch auf die Beschäftigung überspringen. Die Prognostiker des Verbands rechnen auch hier mit weiteren Zuwächsen. Sollte die Mitarbeiterzahl zum Jahresende 2006 die erwarteten 92 180 erreichen, dann müsste die Branche im nächsten Jahr 1100 neue Stellen schaffen.
Die angepeilten Zuwächse wecken Hoffnungen für 2006

„Das Wachstum ist auf alle Teilbranchen der Intralogistik zurückzuführen“

Nachgefragt

Die Nachfrage nach intralogistischen Produkten hat sich weiter verbessert. Von der Cemat erhofft sich die Branche laut Christoph Hahn-Woernle jetzt zusätzliche Impulse.
Ins Folgejahr verschobene Investitionen verhagelten Teilen der Intralogistik-Branche zum Jahresende 2004 die Bilanzen. Können die Anbieter komplexer Systeme wieder etwas hoffnungsvoller sein?
Der von Ihnen angedeutete Investitionsstau hat sich zu Beginn dieses Jahres zwar fortgesetzt, sich aber glücklicherweise im zweiten Quartal etwas aufgelöst. Insgesamt hat sich die internationale Nachfrage nach intralogistischen Systemen weiter verbessert, und mit dem Auftragseingang kann man zufrieden sein. Von der Cemat erhoffen wir uns weitere Impulse für die Branche.
Steigt dadurch das Branchenwachstum in diesem Jahr tendenziell an?
Auf jeden Fall. Das Branchenwachstum ist nicht nur auf die Systemanbieter zurückzuführen, sondern auf alle Teilbranchen der Intralogistik. Besonders deutliche Zuwächse werden beim VDMA im Bereich Fördertechnik vermeldet. Nach den neuesten Prognosen des VDMA und der Universität Karlsruhe wird der Umsatz der gesamten deutschen Intralogistik-Branche von 12,8 Milliarden Euro in 2004 auf etwa 14,3 Milliarden in diesem Cemat-Jahr steigen. Damit übertreffen wir die etwas vorsichtigere Prognose vom Januar. Das Wachstum unserer Branche würde demnach mehr als zehn Prozent betragen. Auch für 2006 wird ein Wachstum erwartet.
Die deutsche Intralogistik-Branche ist in Europa bestens positioniert. Wie können sie dazu beitragen, damit sich Deutschland zum Logistikstandort Nummer eins entwickelt?
Die Intralogistik ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in Deutschland. Gerade nach der EU-Osterweiterung haben wir durch die zentrale Lage die Chance, uns zum Logistikstandort Nummer eins in Europa zu entwickeln. Die deutsche Intralogistikbranche kann als Technologieführer dafür wichtige Impulse geben. Auch wegen der Abwanderung der Produktion in Billiglohnländer wird die Logistik in Deutschland eine wachsende Branche bleiben. Denn die Produkte müssen auf ihren Abnehmermärkten in Europa verteilt werden, und die Zahl der Distributionszentren wird weiter wachsen, …
… was eine geeignete Infrastruktur erforderlich macht.
Richtig, der Ausbau der Verkehrswege muss stimmen. Zudem ist eine Flexibilisierung des Arbeitsmarkts dringend erforderlich. Denn die Distribution eines modernen Unternehmens muss flexibel auf den Bedarf der Kunden reagieren. Neben den rechtlichen Voraussetzungen, Arbeitszeiten flexibel und auf betrieblicher Ebene zu definieren, sollten auch die Entgelte flexibler gestaltet werden. Vor allem durch die Festlegung niedriger Einstiegstarife für Arbeitslose oder wirksame Öffnungsklauseln muss es für Unternehmen interessanter werden, auch kurzfristig neue Mitarbeiter einzustellen, um so auf Nachfrageschwankungen schneller reagieren zu können. dk
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