Ein Kunde wünscht sich stets Geschäftspartner, insbesondere Lieferanten, deren Produkte möglichst alle seine Wünsche vollständig erfüllen. Diese Wünsche lassen sich häufig auf einen sehr einfachen Nenner bringen: hohe Qualität bei gutem Service und natürlich preiswert obendrein.
Die Qualität bezieht sich dabei auf Eigenschaften wie Anlieferqualität, beziehungsweise Reklamationsquote, Reklamationsbearbeitung, Zertifizierung, System- oder Prozessbewertung. Dagegen sind die Anforderungen an den Service hauptsächlich logistischer Natur. Entscheidend sind hierfür Termin- und Mengentreue, Lieferflexibilität und natürlich kundenorientierte Kriterien wie Innovationsfähigkeit, unangefordertes Aufzeigen von Verbesserungspotenzial und die Fähigkeit zur frühzeitigen Zusammenarbeit. Beide Parameter sind in der Regel mit reinen „Billiglieferanten“ nur schwer zu gewährleisten. Die Anforderungen setzen eine entsprechende Organisation bei den Lieferanten voraus – und Organisationen kosten Geld. Geld, welches der Lieferant natürlich auf seine Kunden umzulegen hat.
Dem Käufer muss letztendlich klar sein: Am Ende haben Qualität und Service meist auch ihren Preis. Ein gewisses Dilemma für den Einkäufer und Existenzberechtigung zugleich, da dessen primäre Ziele – natürlich unter Beachtung von Qualität und Service – eher im Bereich der ökonomischen Kriterien liegen.
Aber genau diese drei Eigenschaften sind in der Einkaufspraxis häufig schwer miteinander zu vereinen. Um ein Optimum für alle drei Parameter zu erhalten, sind fast immer Kompromisse erforderlich. Wie aber kann man diese Kompromisse sinnvoll bewerten und gewichten?
Ein Lösungsansatz sind die in der Praxis vielfach realisierten Lieferantenbewertungs-Methoden. Für eine möglichst objektive Bewertung eines Lieferanten in Bezug auf diese unterschiedlichen Anforderungen gilt es, eindeutige, analytisch klar ermittelbare Kriterien heranzuziehen und auf diese Weise eine neutrale Beurteilung und Klassifizierung in A/AB/B/C-Lieferanten zu ermöglichen.
Von entscheidender Bedeutung ist auch, dass eine derartige Lieferantenbewertung keine einmalige Veranstaltung bleiben darf. Die Leistung eines Lieferanten kann und wird sich im Regelfall auch im Laufe der Zeit verändern.
Aus diesem Grund ist es unabdingbar, diese Bewertung in regelmäßigen Zeitabständen zu aktualisieren und allen betroffenen Abteilungen hausintern zugänglich zu machen. Auch die Lieferanten sollten regelmäßig über die Beurteilungsergebnisse informiert werden. Erreicht dabei ein Lieferant nicht die vereinbarten Zielgrößen, sollte dieser unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um dem entgegenzuwirken. Bleiben auch diese Maßnahmen fruchtlos, so waren diejenigen Unternehmen gut beraten, die mit ihren Lieferanten im Vorfeld geeignete Bonusregelungen geschlossen hatten, um in diesem Fall zumindest von einer Preisreduzierung profitieren zu können.
Dr. Wolfgang Böhm
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