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Licht im Dschungel der Energiepreise

Strategischer EnergieEinkauf: Tipps aus der Praxis
Licht im Dschungel der Energiepreise

Licht im Dschungel der Energiepreise
Steigende Energiepreise verursachen hohe Kosten im Einkauf. Gut verhandelte Konditionen reichen in Zukunft nicht mehr aus: Unternehmen müssen das energiewirtschaftliche Denken wieder in den Mittelpunkt stellen.

Im Jahr 2005 wurden in Deutschland 537 Mrd. kWh Strom verbraucht, davon 48 % von der Industrie. Betrachtet man die hinzukommende Wechselbereitschaft, so stellt sich Frage nach einer funktionierenden Marktwirtschaft. Seit 1998 haben in der Industrie nur 40 % der Kunden den Lieferanten gewechselt. Im Gewerbebereich wechselten 7 % den Lieferanten.

Die Bundesnetzagentur soll verhindern, dass die Netzbetreiber ihre Monopolstellung ausnutzen. Nach und nach werden die Ergebnisse der Prüfung der beantragten Netzentgelte sichtbar. Den Angaben zufolge lassen sich teilweise Kostensenkungspotenziale von bis zu 10 % bei den Netzentgelten erreichen.
Stromkostenerhöhungen (Netznutzung und Energiepreis) begründen die Energieerzeuger dagegen mit der Einpreisung der fiktiven Kosten für den Emissionshandel. Als weiteren Grund für steigende Stromkosten ziehen die Erzeuger gerne die gehandelten Preise der Leipziger Strombörse heran, obwohl dort im Jahr 2005 nur 17 % des Stromverbrauches (entspricht 86 Mrd. kWh) gehandelt wurden.
Der Gasmarkt kommt hingegen nur schleppend in Gang. Die wenigen Gasproduzenten bestimmen hier das Bild der Marktwirtschaft. Es ist schwer, alternative Angebot zu erhalten. Oft sind die Regelungen zur Netznutzung noch nicht umgesetzt, so dass eine Belieferung bestimmter Zielgebiete für Gaslieferanten kalkulierbar nicht möglich ist. Wettbewerber zu den angestammten Gaslieferanten fassen erst langsam Fuß in Deutschland.
Große Unternehmen haben den Energieeinkauf häufig zentral geregelt. Hier gibt es Mitarbeiter, die sich in wirtschaftlicher und technischer Hinsicht mit den Zahlen zum Energieeinkauf beschäftigen können. Im Mittelstand ist der Energieeinkauf jedoch eine von vielen anderen Aufgaben des Einkäufers. Er ist angewiesen auf eine gute Zusammenarbeit mit der Technik sowie der Produktion. Und er muss sich das energiewirtschaftliche Know-how oft selbst erarbeiten. Auch der Faktor Zeit spielt dabei eine große Rolle.
Um bei den ständig steigenden Energiepreisen Einkaufskosten zu sparen, müssen Unternehmen schnell und effizient auf den Markt reagieren. Nach Ansicht der Experten gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Energiekosten zu beeinflussen:
  • Rückblicke auf Datenbasis In alten Verträgen und Rechnungen findet man energiewirtschaftliche Ideen, die bereits vor der Liberalisierung zur Energieeinsparung eingesetzt wurden, dann aber wieder auf dem Abstellgleis landeten. Mittels der Lastprofile aus vergangenen Jahren ist eine genaue Prognose für den Angebotszeitraum selbst zu erstellen. Einsparungen im Einkauf verlangen zunächst die Transparenz über das Beschaffungsvolumen. Die Erfahrung hat gezeigt: Gibt man den verschiedenen Anbietern nur die Lastprofile der vergangenen Zeiträume zur Hand, kalkuliert jeder Anbieter mit anderen Zahlen, und eine Vergleichbarkeit der Angebote ist unmöglich.
  • Kostensenkungspotenziale im eigenen Unternehmen Lastprofile sollte jeder Einkäufer am besten mit der Technik/Produktion genau besprechen. Durch gezielte Beeinflussung des Lastverlaufes können oft verborgene Ressourcen gehoben werden. Beispiel: Ein produzierendes Unternehmen vernachlässigte während der Liberalisierung die energiewirtschaftliche Betrachtung der Produktionsabläufe. Es legte Wert auf möglichst gut verhandelte Energiepreise. Nachdem die Energiepreise stiegen, wurde nach neuen Möglichkeiten zur Kostenoptimierung gesucht. Das aktuelle Lastprofil verriet eine hohe Leistungsspitze am Tag. In den alten Lastprofilen war diese Leistungsspitze nicht zu sehen. Nach Rücksprache mit der Produktion stellte sich heraus, das die Mühlen zur Rohstoffaufbereitung früher nur nachts liefen. Daraufhin wurden die Mühlen wieder auf Nachtbetrieb umgestellt. Dies brachte eine große Einsparung durch die minimierte Leistungsspitze.
  • Auswahl des Lieferanten Die Auswahl der Anbieter hängt stark vom Verbrauch ab. Je größer der Verbrauch und je höher die Spannungsebene, desto weniger Anbieter können die gesamte Energiemenge bereitstellen. Auch Unternehmen mit hohem Energiebedarf, verteilt auf viele kleine Standorte, finden nur eine begrenzte Anzahl von Anbietern, da hier der administrative Aufwand sehr hoch ist. Bei mehreren Standorten eines Unternehmens lohnt sich die Bündelung einzelner Standorte nach Regelgebieten, Netzbetreibern, Spannungsebenen und Verbraucherverhalten. Bei einer Ausschreibung sollten neben den bekannten großen Versorgern auch kleinere Anbieter einbezogen werden. Eine gängige Praxis: Angebote werden nur als Wettbewerb zum bisherigen Stromlieferanten verstanden. Gewechselt wird sowieso nicht. Bei der nächsten Ausschreibung erhält man deshalb keine Angebote mehr. Also hier den Wechsel nicht nur androhen, sondern auch durchführen! Das belebt den Markt. Und manchmal gibt sich der örtliche Lieferant besonders Mühe, einen Kunden zurückzugewinnen.
  • Netznutzungsentgelt und Tendenzen Schaut man sich die Berechnungsvielfalt der Netznutzungsentgelte an, weiß man oft nicht mehr, welche Komponenten zusammengehören. Zur Nachvollziehbarkeit lässt man sich das Netznutzungsentgelt und die Messkosten vom Netzbetreiber vorrechnen. Bereits jetzt liegen Kürzungen der Netznutzungsentgelte von 3 bis 10 % vor. Die Bundesnetzagentur hat für die Übertagungsnetze von Vattenfall 18 %, EnBW 8 %, RWE 9%, Thüringer Energiewerke 14 % Kürzungen vorgenommen.
  • Preisvergleiche mit anderen Betrieben Zuletzt ist es wichtig, wie man seine erzielten Preise bewertet. Beispielhaft hierfür führt der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) e.V. einen anonymen und neutralen Preisvergleich (Benchmark) für seine Mitglieder durch. Die teilnehmenden Unternehmen erhalten eine aktuelle Standortbestimmung und mögliche Kostensenkungspotenziale.
Versteckte Ressourcen können Energiekosten senken

Die Autorin

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Petra Zepke ist beratende Expertin der Energiewirtschaft im Rahmen des BME-Benchmark-Service des BME e.V., Frankfurt/M. Als Geschäftsführerin von net and power, Ingenieurbüro für Energiewirtschaft, Bretten, ist sie mit allen Fragen rund um das Thema Energieeinkauf bestens vertraut. Als spezialisiertes Dienstleistungsunternehmen hilft Net and power den Unternehmen bei der Umsetzung der aktuellen gesetzlichen Anforderungen und übernimmt alle Arbeiten, die durch die Liberalisierung des Energiemarktes notwendig geworden sind.
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