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Lieferanten lassen sich kostengünstiger anbinden

Collaborative Business wird für Mittelständler bezahlbar
Lieferanten lassen sich kostengünstiger anbinden

Eine Revolution im E-Business werden Web Services sicher nicht auslösen. Doch die neue Technologie verfügt über das Potenzial, E-Business voran zubringen. Dank der offenen Internet-Standards profitieren auch mittelständische Fertigungsbetriebe von dem neuesten Web-Trend.

Sven Linge ist Fachjournalist in München

Derzeit befinden sich Web Services in einem Stadium zwischen Hype und Heilsbringer. Insbesondere mittelständische Unternehmer begegnen dem neuesten E-Business-Trend jedoch mit Skepsis. Bei vorangegangenen Internet-Projekten standen die Kosten und der Aufwand oft in keinem Verhältnis zu dem erzielten Return-on-Investment. Investitionen in neue E-Business-Anwendungen werden seitdem genau auf ihr Potenzial untersucht.
Das ist zugleich die große Chance der Web Services, eine Art Lego-System aus Software-Modulen, die über das Internet verbunden sind. Eine Schnittstellenanpassung für Transaktionen über das Internet zieht derzeit sehr schnell mehrere Wochen Arbeit nach sich. Die Kosten sind im fünf- oder sogar sechsstelligen Bereich angesiedelt. Mit Hilfe von Web Services lässt sich die gleiche Integration bereits in zwei bis drei Manntagen durchführen. Eine bessere und bezahlbare Anbindung der eigenen Lieferanten und Kunden (Supply Chain Management, SCM) rückt damit für mittelständische Unternehmen in greifbare Nähe.
Der große Vorteil von Web Services besteht darin, dass Unternehmen wie BEA Systems, Intel, IBM, SAP oder Microsoft an gemeinsamen Standards arbeiten. Insgesamt über 50 Firmen sind Mitglieder der Anfang Februar gegründeten „Web Services Interoperability Organization“, die dafür sorgen soll, die Interoperabilität von Web Services sicher zu stellen. Im Klartext heißt das: Auch wenn die Dienste von verschiedenen Herstellern mit unterschiedlichen Technologien realisiert werden, können sie trotzdem über Standards wie XML oder Soap miteinander kommunizieren. Dies geschieht im Idealfall unabhängig von Betriebssystemen oder Programmiersprachen.
Bleibt die Frage, welche Voraussetzungen für den Einsatz der Web Services erfüllt sein müssen. Auch hier sind die Hindernisse alles andere als unüberwindlich. Die meisten Anbieter von Datenbank- und ERP-Anwendungen machen ihre Software derzeit fit für Web Services. Konkret bedeutet dies: Die Lösungen werden so umgestrickt, dass Daten im XML-Format für den Austausch via Internet erstellt und gelesen werden können. Auf dieser Basis lassen sich dann Funktionen in Form von Web Services bereitstellen. Für die Entwicklung dieser Dienste stehen Tools wie beispielsweise Visual Studio.Net von Microsoft zur Verfügung.
An ERP-Systeme werden zunehmend höhere Anforderungen gestellt. Die Anwender sind an Lösungen interessiert, die mehr bieten als die üblichen ERP-Kernfunktionalitäten. Zu den erweiterten Bereichen zählen beispielsweise
– betriebliche Wissensorganisation im Intranet,
– Aufbau einer gemeinsamen Informationsbasis über ein Extranet sowie
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– Planung und Kontrolle der kundenbezogenen Prozesse über Customer Relationship Management.
Damit treten zwei Aspekte in den Vordergrund: Zum einen sollen verschiedene Anwendungen, Datenbanken und Rechnerstrukturen innerhalb eines Unternehmens nahtlos zusammenarbeiten. Das Stichwort hier lautet Enterprise Application Integration (EAI). Im Rahmen dieser Integration sind beispielsweise ERP- und CAD-System miteinander gekoppelt, so dass CAD-Daten ohne redundante Dateneingaben direkt mit Stücklistendaten im ERP-System abgeglichen werden.
Zum anderen wird parallel zu der innerbetrieblichen Integration zunehmend auch die Anbindung von Kunden, Lieferanten und Partnern an das eigene ERP-System notwendig (Collaborative Business). Eine auf das Internet ausgerichtete Plattform zusammen mit realisierten Web Services erfüllen diese Anforderungen – und tragen dabei dem Kostenaspekt Rechnung, der aus mittelständischer Sicht sehr wichtig ist.
Eine Vorreiterrolle übernimmt derzeit die AP AG mit ihrem neuen E-ERP-System P2plus. Auf Basis der Entwicklungsumgebung Microsoft.Net integriert die Lösung erweiterte ERP-Funktionen wie CRM, SCM oder Knowledge Management in einer durchgängigen Systemstruktur unter einer einheitlichen Benutzeroberfläche. Anwender der Lösung nutzen schon heute die Funktionalität von bis zu 300 Web Services.
Erfahrungen des Karlsruher Softwarehauses zeigen, dass sich die Umstellung auf die neue Plattform und die Bereitstellung von Web Services lohnen. Wie Web Services betriebliche Abläufe verkürzen und deren Zuverlässigkeit erhöhen, lässt sich am Beispiel einer Verfügbarkeitsprüfung verdeutlichen.
Ein Mitarbeiter in der Disposition plant einen Kundenauftrag ein. Dafür muss er heute wissen, ob ein Zukaufteil zum Zeitpunktder Montage verfügbar ist. Um das zu prüfen, hat er mehrere Möglichkeiten. Er
– prüft seinen Lagerbestand oder
– ruft seinen Lieferanten an und erhält im Idealfall direkt am Telefon die gewünschte Information oder
– fragt schriftlich bei seinem Lieferanten an und muss dann mit mehreren Tagen Wartezeit rechnen, bis er die gewünschte Auskunft hat.
Diese Vorgehensweise bei der Verfügbarkeitsprüfung basiert zudem häufig auf geschätzte Zeiten und Erfahrungswerten und ist daher wenig aussagekräftig. Die Folge sind lange Lieferzeiten und hohe Lagerkosten – und damit ein Ärgernis für den Disponenten.
Anders beim Einsatz von Web Services: In diesem Fall sind alle Komponenten einer Lieferkette – also Vorlieferanten, Materialwirtschaft und Vertrieb – an das ERP-System angeschlossen. Statt der Planung über Erfahrungswerte erfolgt der direkte Zugriff auf die Daten der Lieferanten. Alle beteiligten Partner verfügen auf diese Weise jederzeit über aktuelle Informationen. Änderungen an den Daten sind sofort für alle sichtbar und können für die eigene Planung berücksichtigt werden. Damit führt der Einsatz von Web Services zu einer genauen Terminierung und einer schlanken Lagerhaltung.
Glossar: Standards sorgen für Kompatibilität
– Web Services sind kleine Computerprogramme, die sich über das Internet automatisch zu komplexen Anwendungen miteinander verbinden lassen. Die Branche hat sich für diesen Zweck auf technologische Standards geeinigt, die sicherstellen sollen, dass die Daten und Funktionen der Web Services kompatibel zueinander sind. Nachfolgend sind die wichtigsten Standards und ihre Funktionalität erklärt.
– Soap (Simple Object Access Protocol) setzt auf XML auf und spielt als Protokollschicht die zentrale Rolle als gemeinsame Sprache für Transaktionen.
UDDI (Universal Description Discovery and Integration) wurde als Verzeichnisdienst („Gelbe Seiten“) für Web Services geschaffen, um Geschäftspartner zu finden und die eigenen Dienste zu publizieren.
– WSDL (Web Service Description Language) ist der Klebstoff, der die verschiedenen Web Services zusammenbringt. In UDDI werden die Dienste re-gistriert und mit WDSL sind die jewei-ligen Funktionen in XML beschrieben.
– XML (Extensible Markup Language) ist eine standardisierte Datenbeschreibungssprache, die speziell für den Datenaustausch zwischen Anwendungen aus-gelegt ist.
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