Keiner mag Streiks. Schon gar nicht jene, die einen zwingen, sich mit abertausenden Leidensgenossen Stoßstange an Stoßstange rollend fortzubewegen. Wenn Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes Busfahrer zum Warnstreik aufrufen, stehen zwar etliche Räder still, umso mehr aber sehen sich die von Bussen und Straßenbahnen Ausgesperrten genötigt, sich in ihre Autos zu schwingen und in die morgen- und abendlichen Schlangen einzureihen. Der Treibstoffverbrauch erklimmt in diesen beiden Streiktagen neue Höhen, der Kohlendioxidausstoß sowieso. Energieeffizient ist es also nicht, wenn die Räder von Bus und Bahnen stillstehen. Das muss es aus Sicht der Gewerkschaften und ihrer Mitglieder auch nicht. Dass in puncto Energieeffizienz dennoch etwas geht, darüber hat sich unser städtischer Verkehrsversorger Gedanken gemacht – und ist an den beiden Warnstreiktagen neulich mit einer praktikablen Lösung in die Offensive gegangen. Bei meinem Versuch, trotz der Streiklage mit Hilfe der Elektronischen Fahrplanauskunft wenigstens einen Sonderbus aufzuspüren, der die Schüler unserer Gemeinde ins drei Kilometer entfernte Gymnasium bringt, begnügte sich die Datenbankabfrage keineswegs mit einer lapidaren Nullanzeige. Statt der 7-minütigen Fahrtzeit wurde ein Zeitbedarf von 32 Minuten angegeben. Für die empfohlene „Linie Fußweg“, gibt der kommunale Dienstleister zu bedenken, müsse die Übereinstimmung der vorgeschlagenen Verbindung mit der Gültigkeit des Tickets beachtet werden. Sollte die neue Linie stark frequentiert werden, was prinzipiell löblich wäre, käme unser Verkehrsverbund wohl nicht umhin, Fahrscheinautomaten an den Startpunkten zu installieren. Aber bitte nur Solar-gespeist. Sonst wäre die errungene Energieeffizienz rasch aufgezehrt. dk
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