Indiens Premierminister Narendra Modi hat sich beim Amtsantritt vor zehn Monaten eine hohe Marke gesetzt. Mit der Initiative „Make in India“ gab er das gewaltige Versprechen, das aufstrebende Schwellenland zu industrialisieren und Arbeitsplätze in großem Stil zu schaffen. Jetzt muss Modi seinen Worten Taten folgen lassen und globale Investoren mobilisieren. Um deutsche Unternehmen für den Aufschwung zu gewinnen, wird Indien als Partnerland der diesjährigen Hannover Messe die Werbetrommel rühren. Der Partnerland-Auftritt unter dem gleichnamigen Slogan „Make in India“ ist eine der vielzähligen Maßnahmen, um das ins Stocken geratene indische Wirtschaftswunder wieder anzuschieben.
Viel muss jedoch geschehen, um China als Motor der Weltwirtschaft abzulösen. Auch ein Hoffnungsträger wie Modi kann die traditionellen Mängel nicht verdecken. Zu groß sind die Besonderheiten dieser 1,2-Milliarden-Nation. Angefangen vom Kastenwesen bis zu der Tatsache, dass monatlich eine Million Inder auf den Arbeitsmarkt drängen und jedes dritte Kind chronisch unterernährt ist. Will der Subkontinent ein demografisches Desaster vermeiden, braucht das Land in den nächsten Jahrzehnten hohe Wachstumsraten und Arbeitsplätze für seine junge Bevölkerung. Ein starkes verarbeitendes Gewerbe mag dafür von zentraler Bedeutung sein.
Die Aufgaben des Wirtschaftsreformers sind gewaltig. Dem Premier jedenfalls ist zu bescheinigen, die notwendigen Prozesse in Gang gesetzt zu haben. Sie zu beschleunigen, wird aber auch davon abhängen, dass genug Investoren ins Land gelockt werden. Ob die Welt allerdings ein zweites exportorientiertes China verkraften kann, wie der indische Zentralbankchef bezweifelt, ist eine andere Geschichte. •
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