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Manager gehen mit Multimedia auf Reisen

Handy und Handheld machen sich zunehmend Konkurrenz
Manager gehen mit Multimedia auf Reisen

Manager gehen mit Multimedia auf Reisen
Das erste MMS-taugliche Mobil-telefon hat Nokia im vergangenen Herbst vorgestellt (Bild: Nokia)
Multimedia und drahtlose Kommunikation sind die Trends bei der Mobiltelefonie. Die Unterschiede zwischen Handy und Handheld verblassen. Mobiltelefone sind dabei auf dem besten Weg, den so genannten PDA die Show zu stehlen.

Brigitte Thurn ist Journalistin in Köln

Zwei Zugpferde sollen zur Cebit den Umsatz der Mobilfunkbranche endlich wieder ankurbeln: drahtlose Kommunikation und Multimedia Messaging Services (MMS). „Die Zukunft bringt Multimedia per Handy“, erwartet Marion Kessing von der Alcatel Deutschland GmbH. Hersteller und Diensteanbieter sind sich einig: MMS, in einem einheitlichen, netzübergreifenden Standard angeboten, soll der Renner der nächsten Mobilfunkgeneration werden. Farbfotos und Videoclips, animierte Grafiken sowie Sounds soll der Mobilfunkteilnehmer bald so selbstverständlich verschicken wie SMS.
Die Frage bleibt, wie wichtig Sound und farbige Bilder für den geschäftlichen Anwender sein werden. Denn ob das Business-Handy ein Multimedia-Terminal sein muss, ist bei Fachleuten fraglich. „Ein Manager wird sich vermutlich keinen Spielfilm auf dem Display anschauen“, räumt Alcatel-Sprecherin Kessing ein. Aber kleine Sequenzen aus dem Urlaub werde er schon sehen wollen. Vielleicht möchte er einen Blick auf das Tagungshotel werfen, zu dem er unterwegs sei.
Marktführer Nokia preschte bereits im November vor und präsentierte das erste MMS-taugliche Nokia 7650, das im zweiten Quartal dieses Jahres erhältlich sein soll. Das Novum: In das Handy ist eine Digitalkamera integriert. Das Display dient als Sucher, die Fotos sollen mit GPRS versendet werden. Zwar bietet zur Zeit noch kein Netzwerkbetreiber MMS an, doch dies soll folgen. Auch die Farbdisplays, die sich dieses Jahr durchsetzen sollen, haben noch ein Handikap: Sie verbrauchen sehr viel Strom und verringern damit die Lebensdauer der Batterien. Ein neuer Chip von Intel soll dieses Problem aber bald aus der Welt schaffen.
Marco Kreye, Produktmanager der Nokia GmbH, zeigt sich zuversichtlich: „MMS markiert einen Meilenstein auf dem Weg zur UMTS-Einführung und wird der Schrittmacher sein.“ Noch in diesem Jahr werden die Finnen Geräte anbieten, „die auf vollkommen neuen Konzepten basieren“, verspricht Kreye. Im ersten Halbjahr sollen bereits etwa 20 Modelle auf den Markt kommen, im zweiten Halbjahr die ersten UMTS-Endgeräte.
Die für MMS leistungsfähigeren Endgeräte kommen auch dem Geschäftskunden entgegen, der sein Handy hauptsächlich zum telefonieren nutzen möchte. Als Terminplaner beispielsweise bietet sich das neue Gerät geradezu an. Die ersten Telefone mit entsprechender Ausrüstung sind schon auf dem Markt. In das Alcatel One Touch 701 ist beispielsweise ein Organizer integriert, der mit einem PC synchronisiert werden kann, so Marion Kessing von Alcatel. Unterstützt werden momentan MS Outlook und Lotus Organizer 5.
Auch Siemens baut auf Multifunktionalität. „Mit dem S 45 haben wir das erste Smartphone präsentiert, dass die Eigenschaften eines PDA mit denen eines Mobiltelefons vereint und somit idealer Begleiter für den Geschäftskunden ist“, erklärt Siemens-Sprecherin Anja Klein. Das Display ist farbig, der flexible Speicher kann wahlweise für mehr Telefonbuch- oder für mehr Organizer-Einträge genutzt werden. Auf der Cebit werde Siemens neue Geräte für den Business-Kunden vorstellen, kündigt die Sprecherin im Siemens-Bereich Mobile Phones an.
Bei der Kaufentscheidung solle sich der Manager genau überlegen, was sein Mobiltelefon können soll. Anja Klein: „Möchte man viel im WAP- und Web surfen, dann ist das mit GPRS und einem Farbdisplay viel komfortabler; möchte man die Terminplanung mit Outlook synchronisieren, sollte man auf umfangreiche und kompatible Organizer-Anwendungen achten.“ Sollen auch E-Mails mobil empfangen und versendet werden, sei ein E-Mail-Client und ausreichend Speicher wichtig.
Das Handy mit Handheld-Talent scheint sich durchzusetzen. Ericsson, O2/Viag Interkom, Sagem und Motorola haben bereits Organizer-Handys im Portfolio, bei denen die Texteingabe per Stift funktioniert. Nokias Communicator 9210 da-gegen verfügt über eine recht bequeme Tastatur. Allerdings macht sich dieser Luxus beim Gewicht bemerkbar.
Auch im Handheld-Sektor geht die Reise für die persönlichen digitalen Assistenten (PDA) hin zu Multimedia. Sharp beispielsweise will ab März den SL-5500G herausbringen, mit dem man auch Videoclips abspielen und Musik hören kann. Das Gerät ist mit dem Betriebssystem Linux ausgestattet. Über Steckkartenplätze kann man Mails verschicken, im Internet surfen – und auch telefonieren.
Selbstverständlich setzt auch der Marktführer auf den Trend: Anfang Februar stellte Palm die erste Beta-Version seines neuen Betriebssystems PalmOS 5 vor, das erstmals auf schnellen ARM-Prozessoren, die in Pocket-PC bereits üblich sind, läuft – und dank höherer Auflösung (maximal 320 x 320 Pixel) den Multimedia-Einsatz unterstützt. OS 5 soll ab Frühsommer erhältlich sein. Palm-Fans hoffen, dass die einfache Bedienung beibehalten wird. Sprecher Timm Caspari versichert: „Ein Palm ist immer intuitiv zu bedienen. Ein Knopfdruck genügt.“
Die Betriebssysteme spielen im PDA-Sektor eine wichtige Rolle und sorgen oft für Verwirrung. Neben OS aus dem Hause Palm wetteifern Windows CE und Epoc um Marktanteile, während Linux eine Außenseiterrolle spielt. Der Palm-Club – dazu gehören Sony, TRG und Handspring – argumentiert mit Benutzerfreundlichkeit und Vielfalt der Anwendungen, Microsoft versucht, durch Koalition mit Geräteherstellern wie Hewlett Packard oder Compaq Boden gutzumachen. Das System Epoc wird fast ausschließlich von Psion eingesetzt.
Vor dem Kauf eines PDA sollte man daher klären, für wie wichtig man es hält, im Handheld das gleiche System anzutreffen wie bei den Geräten im Büro, in denen meist die Windows-Kultur dominiert. Compaq-Sprecher Herbert Wenk argumentiert erwartungsgemäß: „Ein PDA muss bequem zu bedienen sein. Und er sollte das gleiche Betriebssystem haben wie die Computer im Unternehmen.“
Die Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen sei recht simpel, versichert auf der Gegenseite Palm-Sprecher Timm Caspari: „Der Anwender legt eine CD in den PC und folgt dem Menü. Das ist alles. Die Daten werden dann automatisch synchronisiert.“ Bislang werden PDA überwiegend privat angeschafft. Sobald aber Unternehmen die mobilen Büros der Mitarbeiter in ihre allgemeine IT-Strategie einbeziehen, werden die Firmenleitungen selbst Einfluss auf die Kaufentscheidung nehmen.
Der weitere Trend auf der IT-Leistungsschau in Hannover heißt drahtlose Kommunikation. Auf ihn setzten Handybauer und PDA-Hersteller. Den direkten Zugang zum Internet schafft noch kein Handheld aus eigener Kraft: Man benötigt ein Modem oder eine Infrarotschnittstelle, um sich via Handy ins Netz einzuloggen. Eleganter wird die Kommunikation zwischen Handys, Organizern, Notebooks, Firmennetzwerken und Druckern, wenn sich die neuen Standards Bluetooth und WLAN durchgesetzt haben (siehe Glossar).
Für die Nahbereichs-Funktechnik Bluetooth sind schon einige Handys gerüstet. In Zukunft wird dies ein Standard sein. Ein einziger, preiswerter Chip ermöglicht die drahtlose Verbindung bis zu einer Entfernung von zehn Metern. Der Vorteil von Bluetooth: Im Büro können Geräte ohne Kabelsalat beliebig aufgestellt werden, und der Manager kann Dateien seines Laptops oder Handys mit dem PC oder anderen Geräten drahtlos abgleichen. Palm will die nächste Handheld-Serie mit Bluetooth ausrüsten. Ältere Palms sollen dann nachgerüstet werden können.
„Bei den PDA ist die Integration von drahtloser Kommunikation unerlässlich“, betont Compaq-Sprecher Wenk. Auf der Cebit stellt das Unternehmen ein spezielles Zubehör vor, mit dem Handhelds wie der iPAQ Pocket PC H38XX für die Telefonie ausgerüstet werden können.
Den kommenden Trend sieht Compaq-Mann Wenk im Fernbereichsfunk: Einige Netze sind schon realisiert. Via WLAN kann man in großen Hotels und am Flughafen, beispielsweise in München, kabellos ins lokale Netz und damit ins Internet. Die Reichweite der Funknetze ist so bemessen, dass Nutzer mit ihren Endgeräten sich in einem Gebäude bewegen können und ständig online bleiben. Ein neues Problem wird dann zu lösen sein: Da Funkwellen nicht an Bürowänden stoppen, könnte die neue Mobilität ein erhöhtes Sicherheits-risiko bedeuten.
Glossar
GPRS (General Packet Radio Service), eine Erweiterung des bisherigen Standards GSM (Global System for Mobile Communication). Bündelung mehrerer GSM-Datenkanäle zu einem virtuellen Kanal. Daten werden paketweise übertragen, sobald freie Netzkapazitäten vorhanden sind. Nutzer von GPRS sind ständig online. Nicht die Verbindungsdauer, sondern die übertragene Datenmenge bestimmt den Preis für den Service. Sinnvoll für kurze Datenbankabfragen. Die Übertragung großer Datenmengen wird teuer.
HSCSD (High Speed Circuit Swiched Data)
Erhöhte Leistungsfähigkeit durch Bündelung von mehreren Frequenzkanälen, die dem Nutzer zugewiesen werden. Die Reservierung bleibt auch bestehen, wenn der Teilnehmer keine Daten überträgt, sondern beispielsweise seine E-Mail liest. Der mobile Online-Anschluss mit gesicherter Bandbreite empfiehlt sich insbesondere für Firmennetze und mobile Busi-nessanwendungen. Kosten werden nach Dauer der Nutzung erhoben; es besteht das Problem der Netz-überlastung. Vorteil: High-speed-Über-tragungsverfahren, geeignet für Multimedia-Anwendungen und für längere Downloads.
Bluetooth
Standard zur drahtlosen Funkübertragung für die Kommunikation zwischen Netzwerkgeräten. Musterbeispiel: Der Laptop ist im Büro ohne Kabel mit dem Drucker oder dem Scanner verbunden. Dieser Nahbereichsfunk ermöglicht beispielsweise auch, nach dem mobilen Einsatz Daten eines Handys oder PDA mit anderen Geräten im Unternehmen abzugleichen.
WLAN (Wireless Local Area Network)
Lokal begrenztes, drahtloses Funknetzwerk zur Datenübertragung. Theoretisch ist eine Geschwindigkeit von 54 Mbit/s möglich. Zum Vergleich: bei GPRS werden Daten mit maximal 53,6 Kbit/s verschickt.
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