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Marmor, Stein und Eisen bricht – mit Carbon aber nicht

Fachmesse Materialica: Jetzt gibt es echte Diamant-Beschichtungen
Marmor, Stein und Eisen bricht – mit Carbon aber nicht

Marmor, Stein und Eisen bricht – mit Carbon aber nicht
Kolja Kuse scheut keine Mühe, um die Profilstange aus Stein und Carbonfasern zu testen: Trotz starker Durchbiegung bricht der Granitkern nicht (Bild: Industrieanzeiger)
Innovationen, Innovationen, alle fordern sie. Auf der Materialica waren sie zu finden, auch wenn die Werkstoffmesse „nur“ 6300 Entwickler nach München locken konnte. Eines der Highlights waren Granitstäbe, die sich dank Carbon-Armierung wie eine Feder biegen lassen.

Von unserem Redaktionsmitglied Olaf Stauß olaf.stauss@konradin.de

Die Materialica gehört zu den Messen, aus denen schwer schlau zu werden ist. Auf den ersten Blick scheinen die Gänge kaum frequentiert, die Standbesatzungen runzeln die Stirn. Doch zwei Tage später äußern sich viele zufrieden bis euphorisch über die Kontakte. So kann die Veranstalterin Munich Expo GmbH hinterher ein Orchester aus zwölf Ausstellerstimmen präsentieren, die voll des Lobes sind. Das ist viel bei 307 Ausstellern, die zu einem großen Teil nur „mit vertreten“ wurden. „Wir wissen, dass für unseren Bereich nicht Massen an Publikum vertreten sind. Wir schätzen aber die hohe Qualität der Besucher und die damit verbundenen Kontakte“, sagte Toni Sieben für die Zwick-Roell-Gruppe, Prüftechnik-Spezialist aus Ulm. Das ist noch das nüchternste Statement. Die meisten klingen eher so wie das des Geschäftsführers Karsten Jerschke der 3C-Carbon Composite Company GmbH, Obermeitingen: „Wir waren permanent mit der Besucherbetreuung beschäftigt und konnten sehr gute Kontakte aufbauen. Die Materialica ist auch 2006 ein Pflichttermin für uns.“
3C-Carbon selbst ist eine Innovation – ein Newcomer im Bereich der Glas- und Carbonfaser-verstärkten Kunststoffe (GFK, CFK), denen die Zukunft gehört. Diese Werkstoffe zeichnen sich durch hohe Festigkeit und Materialsteifigkeit bei sehr geringem Gewicht aus. Jerschke, Jurist, betreute Projekte im Motorsport, bevor er vor zwei Jahren 3C-Carbon gründete. Mit drei Mann fing er in „nächtlichen Laminiersessions“ an und beschäftigt inzwischen 25 Mitarbeiter. Viele Aufträge kamen vom Motorsport. VW ist heute ein wichtiger Kunde und zunehmend auch der Maschinenbau. „Als einer der wenigen können wir alles anbieten, von der Beratung bis zum fertigen, endbearbeiteten Carbon-Teil“, beschreibt Jerschke die Stärken. Für einen Automobilisten projektierten die Bayern beispielsweise einen Fahrwerks-Querträger in Faserverbundtechnik, der ein 500 g schweres Alu-Gussteil ersetzen sollte. Das CFK-Teil brachte es dann auf die doppelte Biege- und Torsionssteifigkeit bei halbiertem Gewicht.
Exotisch mutet der Verbundwerkstoff der Technocarbon Technologies GbR in München an: Im Kern besteht er aus massivem Granit und wird durch Carbonfasern armiert. Der „Carbonfaser-Stein“ ist extrem druck- und zugfest. Durch das gegenläufige thermische Verhalten der Komponenten lässt sich die Wärmeausdehnung kompensieren. „Der Werkstoff ist leichter als Stahl“, betont Kolja Kuse. Um die Belastbarkeit zu demonstrieren, brachte er eine 2 m lange Profilstange mit einem Querschnitt von 2 cm x 3 cm auf die Materialica mit. Der Test zeigte: Selbst wenn die Stange stark durchgebogen wird, bricht der Granitkern nicht. Warum? „Weil sich die Kristallgrenzen durch den Druck der Vorspannung verschieben. Stein lässt sich pressen“, erklärt Kuse. Anwendungsideen gebe es genug, etwa im Industrie-, Schiffs- und Fahrzeugbau. Doch jetzt braucht Technocarbon einen Entwicklungspartner, um wenigstens eine der Optionen zur Anwendungsreife zu bringen. „Die Carbonfaser macht es erstmals möglich, mit Stein filigran zu bauen.“
Noch etliche weitere Neuheiten hatte die Materialica zu bieten. Drei Beispiele: Die Diaccon GmbH in Erlangen, ausgegründet aus der Uni Erlangen-Nürnberg, beschichtet jetzt gewerblich mit echtem kristallinen Diamanten. Damit werden Härtewerte von 10 000 HV möglich gegenüber maximal 4000 HV bei diamantähnlichen DLC-Schichten. Interessant könnten sie etwa werden, um hochwertige Maschinen vor kurzzeitigem Trockenlauf zu schützen.
„Organoblech“ nennt die AC.S GmbH, Wilhelmsdorf, ihre langfaserverstärkten Thermoplast-Systeme, die sich im erwärmten Zustand ähnlich wie Bleche verformen lassen. Der Werkstoff ist sehr belastbar. Lattenroste mit definierter Federfunktion sowie Crash-Elemente für die M3-Serie von BMW sind daraus schon geworden.
Und die Starnberger Beschichtungen GmbH, Landsberg/Lech, stellte die Antihaftbeschichtung Safecoat vor, die insbesondere klebrige Medien abweist – und zwar besser als Teflon. Der Lohnbeschichter brachte ein Muster mit, das aufgebrachten Heißkleber einfach abperlen ließ.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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