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Maschinen über den eigenen Web-Browser warten

Fernservice via Internet spart Geld und Zeit
Maschinen über den eigenen Web-Browser warten

Maschinen über den eigenen Web-Browser warten
„Je nach Branche macht die Instandhaltung fünf bis vierzig Prozent der laufenden Betriebskosten aus“, stellt Joergen Ole Haslestad, Vorstandsvorsitzender des Siemens-Bereichs I&S, fest (Bild: Siemens)
Die Instandhaltung ist ein wesentlicher Faktor der Betriebskosten einer Maschine oder Anlage. Teleservice oder Fernwartung über das Internet versprechen nicht nur eine drastische Reduzierung der Kosten, sondern auch der Zeit.

Achim Scharf ist Fachjournalist in München, Werner Möller ist Redaktionsmitglied

Sechs Verlustquellen haben sich in produzierenden Unternehmen herauskris-tallisiert: Anlagenausfälle, Rüst- und Einrichtzeiten, Leerlauf und organisatorische Kurzzeitstillstände, Performance-Verluste durch verringerte Taktzeiten, Anlaufschwierigkeiten bei der Wiederinbetriebsetzung sowie mangelnde Qualität. „Je nach Branche macht die Instandhaltung 5 bis 40 % der laufenden Betriebskosten aus“, stellt Joergen Ole Haslestad, Vorstandsvorsitzender des Erlanger Siemens-Bereichs I&S (Halle 9, Stand A72) fest.
Doch Fernwarten und Diagnose über konventionelle Telefon- und ISDN-Leitungen zu betreiben ist langsam, teuer und basiert auf proprietären Konzepten. Das Internet eröffnet hier eine neue Dimension, denn sogar Bilder und Videosequenzen lassen sich prinzipiell komfortabel nutzen. „Internetbasierte Verfahren nutzen vorhandene Komponenten wie beispielsweise den Web-Browser eines konventionellen PC“, sagt auch Klaus Dieter Walter, Business Development Manager der SSV GmbH in Hannover (Halle 6, Stand K11). Es muss nur die zu wartende Anlage mit dem Internet verbunden werden. Kommuniziert wird über das Internetprotokoll HTTP zwischen dem Web-Browser als Client und einem Web-Server in der Anlage. Dieser Server lässt sich heute mit kalkulierbarem Aufwand und relativ geringen Kosten in Automatisierungskomponenten einbetten. Da damit auch Bild- oder Video-Übertragungen möglich sind, lassen sich an kritischen Punkten einer Anlage Kamera-Module mit Web-Server installieren.
Siemens geht noch einen Schritt weiter und hat mit Business Based Maintenance eine intelligente Instandhaltungsstrategie entwickelt. Diese orientiert sich an den Zielen der Anwender über sogenannte Key Performance Indikatoren, zu denen die Verfügbarkeit der Anlage, Energieeinsatz oder Arbeitssicherheit gehören.
So sorgt bei der Mitec AG in Krauthausen bei Eisenach ein Qualitätsdaten-Management-System für die geforderte Güte der Motorausgleichswellen. „Unser System stellt die Informationen von verschiedenen Standorten, heterogenen Verfahrenslandschaften oder komplexen IT-Systemen konsistent und flexibel dar und analysiert diese Daten. Auf der Basis der Internet-Technologie werden alle Informationen konsolidiert dargestellt und auf Wunsch weltweit verfügbar gemacht. So kann die Leistungsfähigkeit von Fertigungslinien auf einen Blick miteinander verglichen werden. Der Benutzer benötigt lediglich einen der gängigen Internet-Browser“, erläutert Haslestad.
Alle erforderlichen Datenquellen wie ERP/MRP-Systeme, BDE-Datenbanken, QS-Systeme oder auch persönliche Datensammlungen werden angezapft und per Mausklick Analysen als Entscheidungsgrundlage konsistent zusammengestellt. Die Werker-Alarmierung erfolgt bei Bedarf innerhalb von 3 s durch Textmeldung auf schnurlose Telefone. Die Maschinenlieferanten können sich per Fernzugriff bis auf die Steuerungsebene einwählen und über Web-Kameras den Maschinenzustand analysieren. Über Internet/Intranet wird das System zentral bis auf die Steuerungsebene administriert und das Werkzeuglistensystem mit dem Werkzeuglager verbunden.
Die Fernwartung und -steuerung von Maschinen und Anlagen bietet ein enormes Ein-sparpotenzial für Hersteller, Serviceorganisationen sowie Kunden. „Umsätze mit Dienstleistungen ermöglichen es den Herstellern von Investitionsgütern, ihr Wissen über die gesamte Lebensdauer der Anlage zu vermarkten. Sie können ein von der Konjunktur unabhängiges und ertragstarkes Zusatzgeschäft schaffen“, weiß Prof. Dr. Horst Meier, Lehrstuhlinhaber für Produktionssysteme an der Ruhruniversität Bochum. Unterstützt wird diese Einschätzung vom VDMA (Halle 7, Stand A48), nach dessen Untersuchungen der Ertrag beim Verkauf der Hardware bei 1 % liegt, während es bei Serviceleistungen im Branchendurchschnitt 20 % und mehr sein können.
Mit E-Services entwickelt sich der Kundendienst zum umfassenden Service, der Zulieferer und Partner einbezieht. „Die Erfahrung zeigt, dass Maschinenhersteller ihre Zukunfts-chancen verbessern, wenn sie ihr Wissen über ihre Produkte durch neue Services zu Umsatz machen“, behauptet Christian Mestwerdt, Geschäftsführer der Bielefelder Symmedia GmbH (Halle 6, Stand K15).
Ersatzteile online aussuchen und bestellen
Über das Service-Portal von Symmedia meldet sich die Maschine im Störungsfall via Internet in der Servicezentrale des Herstellers. Anschließend wird die Störungsmeldung mit Hilfe der Logdateien der Steuerung auf Anhaltspunkte untersucht. Weiterhin nutzen der Servicemitarbeiter des Herstellers und die Bediener an der Maschine Konferenzwerkzeuge (Textkonferenz, Dokumentenkonferenz oder einen Dateitransfer), um Störung und Ursache eindeutig zu bestimmen. Für die Reparatur notwendige Ersatzteile können online identifiziert, ihre Verfügbarkeit geprüft und die Einsatzplanung durchgeführt werden.
„Idealerweise wird eine Störung durch vorbeugende Wartung vermieden. Über E-Service lassen sich kritische Variablen kontinuierlich überwachen, um beim Erreichen definierter Werte Meldungen auszulösen, die dem jeweiligen Bearbeiter (Instandhaltung, Herstellerservice oder Fremddienstleister) Hinweise auf die bevorstehende Wartung sowie die entsprechenden Anweisungen liefert“, erläutert Mestwerdt. „Es geht für Maschinen- und Anlagenhersteller darum, zum kundenorientierten Sys-temanbieter zu werden. Mit unserer Softwarelösung stellen wir ihm ein Werkzeug zur Verfügung, mit dem er dem Kunden alle seine Dienstleistungen in einem Dienstleistungsshop vor Ort an der Maschine anbieten kann.“
Der Bielefelder Hersteller von Druckluftanlagen, Boge GmbH, nutzt diese Software zur schnellen Fehlerdiagnose und vorbeugenden Instandhaltung. „Wir konnten eine deutliche Erhöhung der Verfügbarkeit der Gesamtanlage registrieren, und daran sind unsere weltweiten Kunden in der Industrie besonders interessiert“, stellt dazu auch Geschäftsführer Rolf Strupper fest.
Hohe Kosten
Zur Fernwartung ist in einer Anlage mindestens ein Server notwendig, der permanent mit dem Internet verbunden ist. Der eigene Server muss über eine eigene IP-Adresse verfügen. Dafür fallen einmalige Registrierungskosten und jährliche Betriebskosten an. Weitere Ausgaben entstehen, wenn ein serverfähiger Internetzugang bereitgestellt wird. Preiswertere asynchrone DSL-Verbindungen arbeiten mit temporären IP-Adressen. Diese wären nur für den Client-Betrieb geeignet. Synchrone DSL-Zugänge bieten dagegen die für den Server-Betrieb erforderliche permanente IP-Adresse. Sie sind aber teurer.
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