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Massiver Korpus erlaubthöhere Zerspanungsspitzen

Gebrauchte Großmaschinen: Ersparnis schnell im Millionenbereich
Massiver Korpus erlaubthöhere Zerspanungsspitzen

Bei robusten großen Zerspanungsmaschinen der 70er und 80er Jahre erscheint eine komplette Modernisierung besonders lohnenswert. Die Ersparnis im Vergleich zur teuren Neumaschine liegt bei 40 bis 50 %.

Sven Hardt ist freier Journalist in Neuenhagen bei Berlin

Ein großer Parkplatz, 6000 m2 Halle, ein langgezogenes Bürogebäude – aber nur zwölf Menschen arbeiten hier. Die Mitarbeiter der Schiess Moweg GmbH nutzen ein ehemaliges Werk der Maschinenfabrik Schiess Froriep, in Mönchengladbach. Sie ge-hören zu den Resten eines einst angesehenen Herstellers großer Werkzeugmaschinen. Wie viele Traditionsunternehmen überlebte auch die Schiess AG, Düsseldorf, die Maschinenbaukrise der frühen neunziger Jahre nicht. „Mit den großen Maschinenbauern ist viel Know-how verschwunden“, meint Klaus Kitschke, Geschäftsführender Gesellschafter der Schiess Moweg GmbH. Doch nicht alles Wissen ist verloren. Vieles lebt weiter in den kleinen Service- und Engineeringfirmen, die aus den Trümmern der bankrotten Mutterhäuser entstanden sind. In diesem Umfeld sind die besten Gebrauchtmaschinenhändler zu finden. Sie verbinden das klassische Handelsgeschäft mit der Fähigkeit zu umfassenden Überholungen, Umbauten, Modernisierungen.
Die acht Techniker bei Schiess Moweg haben fast alle bei Schiess gelernt, Kitschke selbst Maschinenschlosser. Dann die Weiterbildung zum Maschinenbautechniker. Ganz in der Tradition des ehemaligen Arbeitgebers sind die Rheinländer heute Ansprechpartner für alle Leistungen, die mit dem Erwerb großer zerspanender Maschinen zusammenhängen. Zum Produktportfolio gehören Karusselldrehmaschinen, Bohrwerke, Drehbänke, Portalfräsmaschinen.
„Wir können Projekte in allen Phasen begleiten. Wir testen mit dem Kunden denkbare Maschinen, treffen gemeinsam eine Entscheidung, bauen die Maschine beim Kunden auf, integrieren sie in den Fertigungsprozess und machen die Schulung“, erklärt Kitschke. Bei großen Zerspanungsmaschinen lohne sich eine Modernisierung ganz besonders. „Der Wert dieser Maschinen steckte bis in die achtziger Jahre im massiven Korpus und der soliden Mechanik.“ Die Maschinen hätten noch „was im Kreuz gehabt, halten einfach höhere Zerspanungsspitzen aus“. Drei- bis vierfache Überlast sei einkal-kuliert.
Heute gingen die Konstrukteure anders ran: Am Material werde gespart. Die Anwendungen seien zum großen Teil leichterer Natur. Wenn die Techniker eine Heavy-Duty-Maschine komplett überholen und modernisieren, kostet sie nur 50 bis 60 % des Neupreises. Das kann bei einer Maschine dieser Größenordnung schon mal 1 Mio. Euro Ersparnis ausmachen. Bleibt immer noch genug übrig. Schiess Moweg vermittelt deshalb auch Leasing-Finanzierungen der AKF Leasing GmbH, Wuppertal.
Die Mönchengladbacher sind stolz auf ihr Modernisierungs-Know-how. Die Geometrie wird überholt und gemäß geltender DIN für Neumaschinen abgenommen. Alte NC-Maschinen werden auf neueste CNC-Technik aufge-rüstet. Das bedingt nicht zuletzt neue Verkabelungen, Antriebsmotoren, Messsysteme. Auch die Sicherheit muss auf den geforderten Stand gebracht und nach CE-Standard abgenommen werden. Auf alle an der Maschine durchgeführten Arbeiten gibt das Unternehmen in der Regel sechs Monate Gewährleistung. Andere Fristen können ausgehandelt werden.
Schiess Moweg betreibt aber auch klassischen Maschinenhandel nach dem Prinzip ‚Gekauft wie gesehen‘. Der Unternehmer berichtet von einem Projekt, das über mehrere Monate lief: Für einen Kunden in Schottland nahm Schiess Moweg zwei gebrauchte Portalfräsmaschinen aus DDR-Produktion in Betrieb, beide mit jeweils etwa 4500 mm Verfahrweg zwischen den Ständern. Die ältere der beiden Fräsen, eine Heckert, Baujahr 1985, bekam das komplette Programm: neue Siemens-Steuerung vom Typ 840 D, neue Achsantriebe, neues Messsystem. Bei der zweiten Maschine, einer Aschersleben von 1989, erübrigte sich jede Überholung. Der Zustand war tipptopp. „Entscheidend sind der Zustand der Maschine und die geplante Nutzungsdauer“, erklärt Kitschke. „Nicht selten legen Fertigungsunternehmen Preise für nicht modernisierte Maschinen zugrunde, wenn sie ein Angebot für eine Anfrage kalkulieren, ihnen aber die eine oder andere Maschine für diesen Auftrag fehlt.“ Gewinnt der Fertiger die Ausschreibung, kann er die Gebrauchte zukaufen. Eine Modernisierung macht auf der Basis derart kurzfristiger Planungen in der Tat wenig Sinn.
Die Mönchengladbacher kaufen gebrauchte Maschinen meist direkt beim Anwender und grundsätzlich nur dann, wenn sie den Veteranen erst mal unter Strom testen können. „Wenn wir das Hauptspindellager, das Getriebe, das Herz hören, wissen wir schon einiges über die Maschine.“ Kitschke verwendet den Vergleich mit dem menschlichen Organ ohne jede Ironie. Für ihn ist die Maschine ein lebendiges Wesen, und so will sie behandelt werden. Auch ein Gespräch mit dem Bediener sei hilfreich: Er sage oft Dinge, die der Besitzer verschweigt.
Interessenten können in der Lagerhalle, die auch als Werkstatt dient, permanent rund 200 Maschinen unter Strom besichtigen. Schiess Moweg verändert Maschinen auch konstruktiv. So haben die Rheinländer erst kürzlich die Drehhöhe einer Karussell-drehmaschine von 1200 auf 1500 mm erhöht. Zu diesem Zweck setzten die Tüftler ein angefertigtes Gussteil auf den Ständer, nachdem sie die Kontur der Führungsbahn eingefräst hatten. Das Teil wurde kraft- und formschlüssig verschraubt, die Führungsbahn eingeschabt. „Das klappt ohne Genauigkeitsverlust“, versichert Kitschke. 10 bis 20 % Verlängerung seien immer drin.
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