Startseite » Allgemein »

Mehrere Funktionen in einem Modul sind im Trend

Zulieferer zeigen auf der IAA Nutzfahrzeuge viele Innovationen
Mehrere Funktionen in einem Modul sind im Trend

Wesentliche Innovationen bei Lkws und Bussen stammen von den Zulieferern. Das zeigte die 59. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover. Die internationale Leitmesse des Transports zog 1227 Aussteller aus 43 Ländern sowie 237 000 Besucher an.

Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Baumgärtner – thomas.baumgärtner@konradin.de

Die Innovationskraft von Zulieferbetrieben zeigt sich oft erst auf den zweiten Blick: bei Produktionsverfahren beispielsweise oder der kostensparenden Integration von Teilen und Funktionen in ein größeres Modul.
Delphi, Roissy (Frankreich), ist es gelungen, sein Lkw-Türmodul erstmals an einen europäischen Nutzfahrzeughersteller zu verkaufen. Und zwar an Mercedes-Benz. In die auf der IAA vorgestellte Actros-Baureihe ist die Delphi-Tür verbaut worden. „Das Türmodul ist sehr ökonomisch aufgebaut, besteht aus weniger Teilen als konventionelle Türen und verursacht dadurch geringere Entwicklungs-, Werkzeug- und Fertigungskosten“, erklärte James A. Bertrand, Präsident von Delphi Safety & Interior Systems.
In der Tat besteht das integrierte Türmodul aus mehreren Subsystemen, etwa der Innenverkleidung, der Glasscheibe, dem Fensterheber, der Elektronik, dem Türschloss oder den Schaltern. Um die Kosten zu senken, sind viele Komponenten zu integrierten Einheiten zusammengefasst. So erlaubt eine Türinnenverkleidung in Spritzgusstechnik die Integration von mehreren Komponenten in die sogenannte trockene Zone der Türe. Effekt: Die Komponenten müssen nicht mehr feuchtebeständig sein.
Mehrere Funktionen in einer Einheit unterzubringen, war auch das Thema einer interessanten Entwicklungspartnerschaft von Contitech Holding GmbH, Hannover und der ZF Sachs AG, Schweinfurt. Ein Luftfeder-Dämpfer-Modul (LDM) für die Vorderachse von schweren Lkw und Omnibussen wurde auf der Messe gezeigt. Die Einheit aus Luftfedersystem und hydraulischem Schwingungsdämpfer steigert nach Angaben von Contitech Fahrkomfort und Sicherheit. Es verringert den Logistik- und Montageaufwand und schafft durch die kompakte Bauweise mehr Platz für andere wichtige Achsaggregate wie Bremsen. „Neben den technischen Vorteilen loben unsere Kunden vor allem die zuverlässige Qualität, mit der das LDM arbeitet. Wir können zurzeit auf eine Null-Fehler-Quote in der ppm-Statistik zurückblicken“, sagt Martin Meiburg, Key Account Manager für die Nutzfahrzeug-Erstausrüstung bei Contitech Luftfedersysteme, nicht ohne Stolz.
Kooperationen scheinen in der Continental-Gruppe en vogue. Jüngstes Beispiel: Continental als Reifenhersteller und Wabco GmbH & Co. OHG, Hannover, als Hersteller elektronischer Bremssysteme wollen, wie es in einer Mitteilung der beiden Partner heißt, das „System von Reifen und Bremse gemeinsam betrachten und weiter entwickeln“. Denn „in der Abstimmung der beiden Einzelsysteme aufeinander liegt ein bisher ungehobenes Potenzial. Wird es erschlossen, kann der Bremsweg von Nutzfahrzeugen noch einmal wesentlich verkürzt werden.“
Zulieferer haben immer öfter die F&E-Verantwortung
Ein herausragendes Merkmal dieser gemeinsamen Entwicklung sei die Veränderung der µ-Schlupfkurve des Reifens. „Modifikationen an der Bremsanlage bis hin zu veränderten Algorithmen für die ABS-Regelung ermöglichen höhere Bremsleistungen bei Nutzfahrzeugen. Ein auf diese Weise optimiertes System Reifen/ Bremse kann mit seiner effektiveren Verzögerung bei Erhalt der vollen Fahrstabilität 20 bis 25 % kürzere Bremswege bedeuten“, heißt es in einer gemeinsamen Studie der beiden Entwicklungspartner.
Mehr auf eigenes Entwicklungspotenzial setzt Bosch GmbH, Stuttgart. Die weltweite Nummer zwei der Automobilzulieferer will die Zahl der Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung erhöhen. Rund 1300 Ingenieure und Naturwissenschaftler sollen bis zum Jahresende eingestellt werden. Das gab Wolfgang Chur, Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH auf der Messe bekannt. Jeder zehnte Mitarbeiter sei bei Bosch dann in Forschung und Entwicklung eingesetzt, so Chur. Derzeit baut Bosch auch an einem neuen Entwicklungszentrum in Abstatt. Diese Aktivitäten zeigten, „Wie sehr wir gerade in konjunkturell schwachen Zeiten auf das setzen, was uns immer stark gemacht hat: Innovation“, so Chur gegenüber dem Industrieanzeiger.
In technischer Hinsicht spielen bei Bosch Dieselsysteme eine große Rolle. Das Unternehmen liefert derzeit die zweite Generation des Common-Rail-Systems für schwere Nutzfahrzeuge aus: MAN Nutzfahrzeuge Aktiengesellschaft, München, rüstet die neuen Sechszylinder-Reihenmotoren für die Lastkraftwagen des Typs TGA mit der Speichereinspritzung aus.
Das weiterentwickelte Common Rail macht Nutzfahrzeuge nach Angaben von Bosch noch wirtschaftlicher, leistungsfähiger und vor allem noch sauberer. Insbesondere bei den Partikelemissionen biete es zusätzliches Potenzial, künftige Abgasrichtlinien zu erfüllen.
Im Vergleich zur ersten Generation hat Bosch bei der zweiten Generation der Speichereinspritzung den Systemdruck von 1400 auf 1600 bar gesteigert, die Fertigungstoleranzen der Injektoren verkleinert und die Leistungsfähigkeit des Steuergeräts erhöht. Damit sei es möglich, den Kraftstoff im Brennraum feiner zu zerstäuben, ihn genauer zu dosieren und den Einspritzverlauf zu optimieren.
Mit den gezeigten Innovationen und den Stimmungssignalen der Messe zeigt sich auch Veranstalter VDA sehr zufrieden: „Diese IAA ist ein voller Erfolg und hat einen Stimmungsumschwung in der Nutzfahrzeugbranche eingeleitet. Unsere Erwartungen, die auf Grund der schwierigen Marktlage zurückhaltend waren, sind bei weitem übertroffen worden“, freut sich VDA-Präsident Prof. Dr. Bernd Gottschalk.
Nach Zählung des Veranstalters kamen 237 000 Besucher aus 84 Ländern nach Hannover. Die 1227 Aussteller aus 43 Ländern hatten sich auf 200 000 m² präsentiert.
„Während andere Fachmessen überwiegend unter rückläufigen Besucherzahlen zu leiden haben, sind bei der IAA Nutzfahrzeuge die Besucherzahlen nochmals um 1,3 Prozent gestiegen“, betonte der VDA-Präsident. Der Fachbesucheranteil sei mit mehr als 90 % ebenfalls weiter angewachsen. Jeder vierte Fachbesucher sei aus dem Ausland gekommen, zunehmend aus Osteuropa und Südostasien. Mehr als zwei Drittel der Fachbesucher verfügten laut VDA über Entscheidungskompetenz.
„Die IAA hat wieder mehr Wind in die Segel gebracht“, glaubt Gottschalk einen Stimmungsumschwung aus Hannover mitnehmen zu können.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de